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5. Alterstraumatologiekongress 2022

01.06. - 02.06.2022, München

Die konservative Therapie der Schenkelhalsfraktur in der Alterstraumatologie

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Jan-Henning Wölm - Sana Klinikum Offenbach GmbH, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Deutschland
  • Richard Martin Sellei - Sana Klinikum Offenbach GmbH, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Deutschland
  • Mario Gotta - Sana Klinikum Offenbach GmbH, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Deutschland
  • Andreas Ladenburger - Sana Klinikum Offenbach GmbH, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädische Chirurgie, Offenbach am Main, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 5. Alterstraumatologiekongress 2022. München, 01.-02.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc21

doi: 10.3205/22altra21, urn:nbn:de:0183-22altra210

Veröffentlicht: 24. Juni 2022

© 2022 Wölm et al.
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Gliederung

Text

Fragestellung: Femurhalsfrakturen sind häufig, dennoch existiert keine klare Therapieempfehlung für wenig dislozierte Frakturen. Bei hochbetagten Patienten über 80 Jahre beeinflusst das durch vermehrte Komorbiditäten erhöhte perioperative Risiko die Entscheidungsfindung. Der Anspruch an das Mobilitätsniveau ist in dieser Altersgruppe oft geringer. Die zur konservativen Therapie meist empfohlene Extremitätenentlastung ist oft nicht umsetzbar, dies führt zur Vollbelastung oder Immobilisierung. Zur Vermeidung sekundärer Komplikationen steht jedoch die frühe Mobilisation und Wiedererlangung der Alltagskompetenz im Vordergrund. Unter diesen Gesichtspunkten stellt sich die Frage, ob insbesondere hochbetagten Patienten die konservative Therapie empfohlen werden kann.

Methodik: Die retrospektive Analyse umfasst alle unsere Patienten der Altersgruppe über 80 Jahre zwischen von 2016–2022 mit ICD10-Code für Femurhalsfrakturen, die entweder ohne OP blieben oder eine OP nach inital konservativer Therapie erhielten. Klassifiziert wurde nach Pauwels und Garden. Eingeschlossen wurden alle undislozierten Frakturen und Abduktionsfrakturen (Garden Typ I und II). Eine Demenz und die vorherige Mobilität wurden erfasst. Die Beinbelastung und die erreichte Mobilität unter konservativer Therapie wurden ausgewertet. Insbesondere wurde erfasst, ob eine Entlassung aus der Klinik möglich war und aufgrund der Fraktur eine Wiederaufnahme erfolgte. Das Schmerzniveau wurde qualitativ erfasst. Im Falle eines Verfahrenswechsels wurde analysiert, ob eine sekundäre Dislokation oder anhaltende Beschwerden ursächlich waren. Weiterhin wurde erfasst, welcher Zeitraum seit dem Unfall vergangen war und welches OP-Verfahren gewählt wurde. Analog wurden postoperatives Mobilitätsniveau und Beinbelastung erhoben.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Von 44 Patienten konnten 22 in die Gruppe der Hochbetagten eingruppiert werden. 13 dieser Patienten waren zuvor ohne Einschränkung mobil. 18 Patienten konnten mit Gehhilfen bei konservativer Therapie mobilisiert werden, 18 unter Vollbelastung, 4 unter Teilbelastung. 73% konnten nach konservativer Therapie entlassen werden, bei 27% war noch im gleichen stationären Aufenthalt eine Operation erforderlich. Bei 14% der entlassenen Patienten erfolgte eine Wiederaufnahme zur Operation. Somit wurden 41% der konservativ behandelten hochbetagten Patienten im Verlauf operiert. Gründe waren persistierende oder zunehmende Schmerzen oder eine sekundäre Dislokation. Alle Dislokationen traten unter Vollbelastung auf. Operativ erfolgten die Hemiprothesenimplantation (8) oder die Osteosynthese (1).

Aufgrund der verfügbaren operativen Verfahren muss die Indikation zur konservativen Therapie der Femurhalsfraktur kritisch gestellt werden. Vor dem Hintergrund einer frühen Versagensrate von 41% in unserem Patientenkollektiv kann die konservative Therapie unter bestimmten Voraussetzungen erfolgreich sein, dies gilt insbesondere für hochbetagte Patienten mit eingestauchten Abduktionsfrakturen, die eine Teilbelastung umsetzen können.