gms | German Medical Science

5. Alterstraumatologiekongress 2022

01.06. - 02.06.2022, München

Einsatz des minimalinvasiven photodynamischen Knochen-Stabilisationssystems ‚Illuminoss‘ bei Fragilitätsfrakturen des vorderen Beckenringes

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • presenting/speaker Anna Valenta - ATZ Petrus Krankenhaus, Wuppertal, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). 5. Alterstraumatologiekongress 2022. München, 01.-02.06.2022. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2022. Doc17

doi: 10.3205/22altra17, urn:nbn:de:0183-22altra171

Veröffentlicht: 24. Juni 2022

© 2022 Valenta.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Fragestellung: Bisher gibt es wenige Studien zur Einsatzmöglichkeit photodynamischer Knochenstabilisation bei vorderen Beckenringfrakturen. Durch den demographischen Wandel steigt die Zahl der fragilitätsbedingten Beckenfrakturen an. Die Folgen eines Mobilitätsverlustes sind für die zunehmend multimorbiden Patienten weitreichend. Somit stellt die Auswahl einer, der vulnerablen Patientengruppe gerecht werdenden, konservativen oder operativen Versorgung bei noch fehlenden klaren Handlungsempfehlungen für die Behandlung fragilitätsbedingter Beckenfrakturen eine besondere Herausforderung dar.

Methodik: Die Arbeit wurde als retrospektive Fall-Daten-Analyse angelegt. Es wurden Computertomographien innerhalb von maximal 3 Monaten nach Frakturereignis bzw. operativer Intervention von vorderen Fragilitätsfrakturen des Beckens aus zwei unfallchirurgischen Standorten im Zeitraum von 01/2017 bis 08/2021 gesichtet. Die Computertomographien wurden nach FFP eingruppiert und das funktionelle Outcome in Form von Mobilität/Hilfsmittelnutzung sowie die Entlassorte von konservativ therapierten Patienten vs. mit photodynamischer Stabilisation operativ versorgten Patienten in gleich großen Populationen verglichen. Aufgetretene Komplikationen in Zusammenhang mit dem photodynamischen Verfahren wurden erfasst.

Ergebnisse und Schlussfolgerung: Eine Gesamtpopulation von 204 Patienten mit FFP im mittleren Alter von 83 Jahren war in die retrospektive Analyse eingeschlossen. Es konnte eine Gruppe von 30 FFP 1a und 88 FFP 2c in gleich große konservative und operativ mit Illuminoss versorgte Patienten verteilt werden. Bei den FFP 1a konnte zu 75–80% von einem signifikanten Unterschied zwischen der Mobilität der operativen Gruppe im Vergleich zu der Mobilität zugunsten der konservativen Gruppe ausgegangen werden, bei den FFP 2c gab es keinen signifikanten Unterschied. Eine Rückkehr ins häusliche Umfeld gelang in 80% der konservativ (FFP 2c 84,1%) und 86,7% der operativ behandelten FFP 1a (61,4% FFP 2c).

Die Hypothese eines besseren Mobilitätsergebnisses und häufigeren Rückkehr ins bisherige Umfeld bei den mit photodynamischer Knochenstabilisation versorgten Patienten konnte mit den vorliegenden Daten nicht bestätigt werden. Für zuverlässige Aussagen bezüglich des funktionellen Outcomes und der Sicherheit der photodynamischen Knochenstabilisation werden größere und langfristig angelegte Studien nötig sein.

Das Verfahren der photodynamischen Knochenstabilisation stellt eine technisch gute, minimalinvasive Option bei osteoporotischem Knochen dar, die Indikation muss jedoch für den Einzelfall geprüft werden. Eine isolierte Indikationsstellung anhand der FFP würde dem individuellen Versorgungsbedarf der häufig mit Komorbiditäten behafteten Patienten nicht gerecht werden. Durch Immobilisierung und Hospitalisation entstehende Sekundärproblematiken gilt es durch interdisziplinäre Betreuung innerhalb eines ATZ mit gerichtetem Entlassmanagement zu verhindern.