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Perioperative Infektionsprophylaxe bei geriatrischen Patienten mit proximaler Femurfraktur
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Veröffentlicht: | 10. März 2016 |
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Zielsetzung: Die perioperative (po.) Infektionsprophylaxe mit Cefalosporinen ist gut begründet. Geriatrische Patienten (Pat.) aber tragen das Risiko an chronischen Infektionen zu leiden, deren Erreger resistent gegen Cefalosporine sind. Wir haben deshalb bei Pat. > 65 Jahre mit proximalen Femurfrakturen (PFF) die Besiedlung des Urogenitaltrakts charakterisiert und zudem die Entwicklung der Bakteriologie bei den tiefen Wundinfektionen über einen 10 Jahreszeitraum beobachtet. Die Wirksamkeit der po. Infektionsprophylaxe mit Cefalosporinen sollte überprüft werden.
Methodik: Zwischen 09/2013 und 03/2015 wurde prospektiv bei allen Pat. > 65 Jahre mit der Diagnose PFF (n=253; w/m 194/59; durchschnittliches Alter [Ø] 83,69 Jahre) bei der Aufnahme die Besiedlung der Harnwege und Resistenz der Keime untersucht.
Zwischen 2005 und 2014 wurden 2179 Pat. (w/m 1638/541; Ø 82,35 (65-101) Jahre) aufgrund einer PFF operiert (Schenkelhalsfraktur [SHF]: 1001 Pat. → Endoprothese/Osteosynthese; per-/subtrochantere Fraktur [PTF]: 1178 Pat. → Osteosynthese). In einer retrospektiven Datenanalyse wurden die tiefen Wundinfektionen, ihre Bakteriologie sowie Veränderungen der Keimresistenzen über die Zeit identifizieren.
Ergebnisse: Im Harnsediment hatten 45,1% der Pat. eine Bakteriurie (BU). Bei 30% der Pat. war die BU vergesellschaftet mit den laborchemischen Zeichen eines manifesten Harnwegsinfekts (HWI). 3,5% der Pat. zeigten eine Besiedelung des Harntrakts mit multiresistenten Keimen, 8,7% der Keime waren resistent gegenüber Cefalosporinen.
Die Rate von tiefen Infektionen bei Pat. mit Endoprothesen betrug 2,8% (n=28; w/m 19/9; Ø 81,35 Jahre), mit Osteosynthesen bei PTF 1,2% (n=14; w/m 10/4; Ø 81,0 Jahre). Im Vergleich der Zeiträume 2005-2009 und 2010-2014 fällt eine Verschiebung des Erregerspektrums zu cefalosporinresistenten Enterokokken auf. Die Resistenzen aller Keime gegen Cefalosporin stiegen von 43% auf 90% an.
Schlussfolgerung: Wir sehen bei geriatrischen Pat. einen hohen Anteil an Cefalosporinresistenzen sowohl bei den Erregern der HWI als auch bei tiefen Wundinfektionen. Weil die Resistenzentwicklung vor allem in Pflegeeinrichtungen ein zunehmendes Problem darstellt, könnte es notwendig werden, bei geriatrischen Pat. die Konzepte zur po. Infektionsprophylaxe zu überdenken.