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Alterstraumatologie Kongress 2016

10.03. - 11.03.2016, Marburg

Diagnostik und Therapie von Beckenfrakturen beim geriatrischen Patienten. Ist die Röntgenübersichtsaufnahme ausreichend und welchen Einfluss hat die weiterführende Diagnostik auf die Therapie?

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ralf Eisele - Kliniken der Kreisspitalstiftung Weißenhorn, Orthopädie, Unfall- und Wiederherstellungschirurgie, Weißenhorn, Germany

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie. Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie. Schweizerische Fachgesellschaft für Geriatrie (SFGG). Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e. V.. Alterstraumatologie Kongress 2016. Marburg, 10.-11.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO04-24

doi: 10.3205/16altra36, urn:nbn:de:0183-16altra360

Veröffentlicht: 10. März 2016

© 2016 Eisele.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Die Sturzgefahr beim alten Menschen nimmt zu und damit auch die Frakturhäufigkeit. Die Standarddiagnostik bei diesen Patienten über 65 Jahre mit Trauma des Beckens ist die Röntgenübersichtaufnahme des Beckens AP. Zusätzliche Informationen ergeben sich durch die seitliche Aufnahme des Sakrums.

In unserer Klinik stellten wir die Frage: kann die Übersichtsaufnahme des Beckens die Verletzungsschwere sicher abbilden oder wird zu oft beispielsweise eine offensichtliche einfache vordere Beckenringfraktur nach ICD 10 Code S32.89 definiert obwohl es sich um eine gravierendere Verletzung beispielsweise vordere und hintere Beckenringfraktur handelt. Der ICD 10 CODE ändert sich dann in S32.7. Darunter sind die partiellen dorsalen (B1 und B2) und hinteren und vorderen Beckenringfrakturen (open book) zusammengefasst.

Methodik: Von Mai 2011 bis Mai 2014 haben wir in der Klinik 242 konsekutiv radiologisch nachgewiesene vordere Beckenringfrakturen einer CT-grafischen Überprüfung der Diagnose unterzogen. Neben einer Vielzahl von Parametern wurde im speziellen die Liegezeit der geriatrischen Patienten erfasst.

Ergebnisse: Von den 242 Patienten mit übersichtsradiografisch nachgewiesener vorderer Beckenringfraktur änderte sich die Diagnose in 55% der Fälle (133) in die schwerwiegendere Form der Verletzung (ICD 10 CODE S32.7). Keine dieser Verletzungen wurde einer operativen Therapie zugeführt. Die Therapie bestand in schmerzorientierter Mobilisation unter Analgesie und Kontrolle des Übersichtsröntgen nach 10 Tagen. Die Liegezeit schwankte von 2 Tagen bis 46 Tagen. Die mittlere Verweildauer lag bei 11 Tagen.

Schlussfolgerung: Übersichtradiografisch wird die Verletzungsschwere bei Beckenringfrakturen, zumindest in unserem Krankengut, in 1 von 2 Fällen unterschätzt. Dieses bildet sich auch in der Änderung der Codierung ab. Obwohl geriatrische Patienten in 55% eine schwerwiegendere Verletzung erlitten als übersichtsradiografisch dargestellt, verlängerte dies die durchschnittliche Liegezeit nicht nachhaltig, zumal die angegebenen 11 Tage für eine derartige schmerzhafte Verletzung nicht über der mittleren Verweildauer von einfachen Beckenverletzungen lag. Die eingangs gestellte Frage konnte eindeutig beantwortet werden. Nein, die Übersichtsaufnahme kann die Verletzungsschwere nicht abbilden. Dennoch verbleiben geriatrische Patienten mit S32.7 im Durchschnitt nicht wesentlich länger im Krankenhaus (+2 Tage) als Patienten mit IDC 10 Code S32.89.