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Alterstraumatologie Kongress 2016

10.03. - 11.03.2016, Marburg

Vermeidbare Todesfälle und Fehleranalyse in der initialen Behandlung von geriatrischen schwerstverletzten Patienten

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Carsten Schöneberg - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Germany
  • Thomas Probst - Lukaskrankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie, Orthopädie und Handchirurgie, Neuss, Germany
  • Marc Schilling - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Germany
  • Alexander Wegner - Universitätsklinikum Essen, Klinik für Unfallchirurgie, Essen, Germany
  • Björn Hußmann - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Germany
  • Sven Lendemans - Alfried Krupp Krankenhaus, Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie, Essen, Germany

Deutsche Gesellschaft für Geriatrie e.V. (DGG). Deutsche Gesellschaft für Unfallchirurgie e.V. (DGU). Österreichische Gesellschaft für Unfallchirurgie. Österreichische Gesellschaft für Geriatrie und Gerontologie. Schweizerische Fachgesellschaft für Geriatrie (SFGG). Deutscher Verband für Physiotherapie (ZVK) e. V.. Alterstraumatologie Kongress 2016. Marburg, 10.-11.03.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. DocPO02-10

doi: 10.3205/16altra12, urn:nbn:de:0183-16altra124

Veröffentlicht: 10. März 2016

© 2016 Schöneberg et al.
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Gliederung

Text

Zielsetzung: Diese Studie stellt eine Letalitätsanalyse dar, untersucht vermeidbare und potentiell vermeidbare Todesfälle und analysiert die aufgetretenen Fehler bei älteren Patienten, ein Patientenkollektiv, welches in der Literatur unterrepräsentiert ist.

Methodik: Die Daten aus einem überregionalen Traumazentrum aus den Jahren 2002 bis 2011 wurden untersucht. Eine retrospektive Datenanalyse wurde für alle verstorbenen Patienten, die älter als 75 Jahre waren und einen Injury Severity Score (ISS) größer 15 hatten, durchgeführt. Zusätzlich wurden die Daten aus dem Traumaregister der Deutschen Gesellschaft für Unfallchirurgie analysiert. Es erfolgte ein Vergleich zwischen Überlebten und Verstorbenen. Zusätzlich erfolgte eine alters - und ISS - adjustierte Analyse.

Entsprechend den Beschlüssen aus der Morbidity und Mortality (M&M) Konferenz, und nach nochmaliger Entscheidung aller Autoren, erfolgte eine Einteilung der Todesfälle in vermeidbar, potentiell vermeidbar und nicht vermeidbar.

Ergebnisse: 108 Patienten erfüllten die Einschlusskriterien. Insgesamt verstarben 62 Patienten (57,41%). Die Verstorbenen waren schwerer verletzt (ISS 32,85 vs. 22,52) und erlitten ein schwereres Schädel-Hirn-Trauma (GCS 6,44 vs 10,30; AIS Kopf 4,34 vs. 3,57). Keine Unterschiede fanden sich in den physiologischen Parametern am Unfallort oder im Schockraum.

Prädiktoren für die Mortalität waren: ISS > 25, GCS < 9, partielle Prothrombinzeit > 32,4 Sekunden, AIS Kopf > 3 und Hämoglobin < 12 g/dl.

Nur 17,07% der Patienten mit einem ISS > 25 überlebten. Zwei Todesfälle wurden als vermeidbar (3,23%) und 8 als potentiell vermeidbar (12,90%) eingestuft. Der häufigste präklinische Fehler war assoziiert mit dem Atemwegsmanagement. Der häufigste klinische Fehler stellte die Kontrolle von Blutungen da. Die exzessive Flüssigkeitssubstitution war der zweithäufigste Fehler.

Schlussfolgerung: Die häufigste Verletzungsursache war ein Sturz aus unter 3 Metern Höhe. Die limitierende Verletzung stellt das Schädel-Hirn-Trauma da und eine entgleiste Gerinnung ist ein wichtiger Prädiktor für die Mortalität.

Die beobachtete Rate an vermeidbaren und potentiell vermeidbaren Todesfällen bei schwerstverletzten älteren Patienten ist vergleichbar mit derjenigen, welche für andere Altersgruppen in der Literatur angegeben wird. Die meisten aufgetretenen Fehler geschahen aufgrund von menschlichen Fehlentscheidungen. Daher sind die Ausbildung und das Training für die Behandlung von schwerstverletzten Patienten von entscheidender Bedeutung.