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Bewertungsanalyse ausgewählter stationärer Frakturversorgungen der Alterstraumatologie im G-DRG-System 2015
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Veröffentlicht: | 10. März 2016 |
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Zielsetzung: Die Frakturversorgung älterer Patienten stellt eine große medizinische aber auch medizinökonomische Herausforderung für Krankenhäuser dar. Es stellt sich die Frage, ob die Strukturen des G-DRG-Systems geeignet sind, die besonderen Anforderungen der Alterstraumatologie sach- und leistungsgerecht abzubilden.
Ziel dieser Arbeit war die Analyse der Bewertungen ausgewählter stationärer Frakturversorgungen der Alterstraumatologie im G-DRG-System 2015. Abbildungsdefizite werden aufgezeigt und konkrete Vorschläge für zukünftige G-DRG-Systemanpassungen werden vorgestellt.
Methodik: Gruppierung retrospektiv analysierter Daten von 1.637 stationären Fällen mit Frakturen des Humerus, Radius, Ulna, Hand/Finger, Femur oder Becken aus 2013 und 2014 einer unfallchirurgischen Universitätsklinik. Differenzierung der Stichprobe nach dem Patientenalter (Gruppe A: < 65 Jahre (J) vs. Gruppe B: >64 J). Ermittlung und Vergleich gesundheitsökonomischer Kennzahlen für beide Gruppen nach Gruppierung im G-DRG-System 2015: mittlere Verweildauer (mVWD), mittlerer patientenbezogener Gesamtschweregrad (mPCCL) und Case-Mix-Index (CMI).
Ergebnisse: Gruppe A: n = 1.100 Fälle, männl./weibl.: 61,7%/38,3%, mittleres Alter: (mAlter) 36,6 J., mVWD: 9,7 Tage, mPCCL: 0,8, CMI: 2,2. Gruppe B: n = 537 Fälle, männl./weibl.: 30,7%/69,3%, mAlter: 77,7 J., mVWD: 15,7 Tage, mPCCL: 2,0, CMI: 3,2.
Die mVWD der Fälle in Gruppe B mit Humerusfrakturen ist mit 13,8 Tagen um 78,0% gegenüber Fällen in Gruppe A verlängert. Bei Femurfrakturen besteht eine mittlere Verweildauerverlängerung bei Fällen in Gruppe B von 49,1% gegenüber Gruppe A. Lediglich bei Beckenfrakturen ist die mVWD bei beiden Gruppen identisch. Bei allen untersuchten Frakturlokalisationen war die mittlere Komorbidität und Komplexität (mPCCL) der Fälle in Gruppe B gegenüber Gruppe A deutlich erhöht, bei Frakturen des Humerus und des Unterarms um mehr als das Doppelte. Dennoch sind 7 der Top-10 G-DRGs (nach Fallzahl) bei beiden Gruppen identisch, d. h. die Gruppierung erfolgt unabhängig vom Patientenalter.
Schlussfolgerung: Ältere Patienten unserer Klinik mit Frakturen an typischer Lokalisation sind komorbider und komplexer als jüngere Patienten mit vergleichbaren Frakturen. Dies führt zu teilweise deutlich längeren stationären Verweildauern. Dennoch werden die Besonderheiten alterstraumatologischer Patienten im G-DRG-System der Version 2015 nicht ausreichend berücksichtigt. Dies erfordert eine Umstrukturierung zukünftiger G-DRG-Systemversionen.