gms | German Medical Science

Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen (AGMB)

21. - 22.09.2020

Edukative Interventionen zur Verbesserung der Fähigkeiten zur Durchführung von Literaturrecherchen im Gesundheitsbereich: ein Scoping Review

Meeting Abstract

Suche in Medline nach

  • Julian Hirt - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland; Institut für Angewandte Pflegewissenschaft, Fachbereich Gesundheit, FHS St. Gallen, St. Gallen, Schweiz
  • Thomas Nordhausen - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Medizinische Fakultät, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Halle (Saale), Deutschland

Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen (AGMB). Jahrestagung der Arbeitsgemeinschaft für medizinisches Bibliothekswesen (AGMB). sine loco [digital], 21.-22.09.2020. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2020. Doc20agmb03

doi: 10.3205/20agmb03, urn:nbn:de:0183-20agmb035

Veröffentlicht: 27. August 2020

© 2020 Hirt et al.
Dieser Artikel ist ein Open-Access-Artikel und steht unter den Lizenzbedingungen der Creative Commons Attribution 4.0 License (Namensnennung). Lizenz-Angaben siehe http://creativecommons.org/licenses/by/4.0/.


Gliederung

Text

Hintergrund und Zielsetzung: Systematische Literaturrecherchen sind ein Schlüsselelement der evidenzbasierten Gesundheitsversorgung, da sie die Grundlage für Erkenntnisgewinn im Rahmen von Evidenzsynthesen wie Systematic Reviews und Leitlinien bilden. Die Auswirkungen von strukturierten Schulungen und anderen Formaten von edukativen Interventionen zur Verbesserung der Qualität von Literaturrecherchen aus dem Gesundheitsbereich sind jedoch unklar. Das Ziel des vorliegenden Scoping Reviews ist es daher, edukative Interventionen zur Verbesserung der Fähigkeiten zur Durchführung von Literaturrecherchen im Gesundheitsbereich zu erfassen. Es gilt zu beantworten, was über derartige Interventionen, ihre Bestandteile sowie ihre Auswirkungen auf die Qualität von Literaturrecherchen bekannt ist.

Methoden: Es wurde ein Scoping Review zu Interventionsstudien über edukative Interventionen zur Verbesserung der Fähigkeit zur Durchführung von Literaturrecherchen durchgeführt. Die Zielgruppe waren Studierende, Forschende und Praktizierende aus dem Gesundheitsbereich sowie Fachpersonen aus dem Bibliotheks- und Informationswesen. Gesucht wurde nach Studien in deutscher und englischer Sprache ohne zeitliche Beschränkung. Von Interesse waren Outcomes einer objektiv messbaren Verbesserung der Literaturrecherche, z.B. Recherchefähigkeiten, Korrektheit der Suchstrategie, gezielte Studienfindung oder Präzision der Recherche. Durchsucht wurden CINAHL, Embase, MEDLINE, PsycINFO und Web of Science. Ergänzend wurden eine Zitationssuche der eingeschlossenen Studien mithilfe Scopus, eine freie Websuche sowie eine Kontaktierung von Fachpersonen aus dem Bibliotheks- und Informationswesen durchgeführt, um weitere Studien zu identifizieren. Die Studienauswahl erfolgte durch zwei Personen unabhängig voneinander. Um die Beschreibung der Interventionen strukturiert zu erfassen, wurden die TIDieR-Kriterien angewandt. Die Datenextraktion erfolgte durch eine Person und wurde durch eine zweite Person geprüft.

Ergebnisse: Nach Sichtung von 8.484 Publikationen konnten 14 Studien eingeschlossen werden, die zwischen 1989 und 2019 veröffentlicht wurden. Sechs Studien hatten eine Kontrollgruppe, die restlichen waren Prä-Post-Designs. Die Interventionen umfassten Schulungen, Anleitungen, Workshops, Feedback, Beratungen, ein webbasiertes Tutorium und ein Curriculum-basiertes Programm und wurden mehrheitlich von Bibliothekar*innen durchgeführt. Die untersuchten Outcomes ließen sich zwei Gruppen zuordnen: Entwicklung von Suchstrategien (z.B. angemessene Nutzung von Booleschen Operatoren, Suchbegriffen und Schlagwörtern, Entwicklung von Suchstrings) und datenbankspezifische Recherchefähigkeiten (z.B. Umgang mit MEDLINE via PubMed oder CINAHL). Alle Studien berichteten von Verbesserungen bezüglich der Recherchefähigkeiten. In den kontrollierten Studien zeigten sich statistisch signifikante Gruppenunterschiede bei der Entwicklung von Suchstrategien, jedoch nicht bei datenbankspezifischen Recherchefähigkeiten. Die Bestandteile der Interventionen wurden in den meisten Studien beschrieben, häufig fehlten jedoch Informationen zu den verwendeten Materialien und zur Expertise der Durchführenden der Intervention.

Schlussfolgerungen: Die Ergebnisse zeigen ein breites Spektrum an Studiendesigns, edukativen Interventionen und deren Bestandteile sowie Studienergebnissen. Schlussfolgerungen über die positiven Effekte der identifizierten Interventionen sind aufgrund der fehlenden kritischen Bewertung der eingeschlossenen Studien nur begrenzt möglich. Zukünftige Studien zur Wirksamkeit von edukativen Interventionen zur Verbesserung von Recherchefähigkeiten sollten randomisiert kontrollierte Studiendesigns nutzen, die Interventionen detailliert beschreiben und die Wirksamkeit der Intervention auch über einen längeren Zeitraum hinweg evaluieren.