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Herbsttagung der ADANO 2010

Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie (ADANO)

16.09. - 17.09.2010, Zürich

Validierung des Dresdner Tympanoplastikmodells (DTM) zum Erlernen mikrochirurgischer Fertigkeiten

Meeting Abstract

Arbeitsgemeinschaft Deutschsprachiger Audiologen und Neurootologen der Deutschen Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie. Herbsttagung der ADANO 2010. Zürich, 16.-17.09.2010. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2010. Doc10adano40

doi: 10.3205/10adano40, urn:nbn:de:0183-10adano401

Veröffentlicht: 25. August 2010

© 2010 Neudert et al.
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Gliederung

Text

Die gezielte Vermittlung mikrochirurgischer Fertigkeiten findet in der Assistentenweiterbildung erst spät statt. Üblicherweise werden der ersten Präparierübungen an Kadaver Felsenbeinen durchgeführt, wobei hier in erster Linie die Bearbeitung des Knochens im Mittelpunkt steht. Dabei ist die Verfügbarkeit humaner Felsenbeinpräparate rückläufig und spezielle Modelle zum Erlernen der Ossikelrekonstruktion sind rar. Ziel der vorliegenden Untersuchung war die Validierung eines an der HNO-Universitätsklinik Dresden entwickelten Tympanoplastikmodells (DTM) zum Erlernen grundlegender mikrochirurgischer Fertigkeiten.

Es wurden 30 Studenten des 10. Semesters randomisiert in 2 Gruppen eingeteilt. Gruppe 1 (Kontrolle, n=14) führte am DTM eine Kettenrekonstruktion durch Implantation einer Partial-Clip-Prothese mit anschließender Trommelfellrekonstruktion (TFR) mit Schafsknorpel an den Tagen 1 und 21 durch, Gruppe 2 (Trainees, n=16) an den Tagen 1, 7, 14 und 21. Zu den Zeitpunkten wurden Anzahl der Prothesenplazierungsversuche, die dafür benötigte Zeit, sowie Zeit bis zur erfolgten TFR bestimmt. Zusätzlich wurden mittels Laser Doppler Vibrometrie (LDV) Tremorfrequenz und-amplitude der Probanden bestimmt. Als Referenzgruppe dienten erfahrene Ohrchirurgen (n=6).

Sowohl die Anzahl der Prothesenplatzierungsversuche, als auch die dafür benötigte Zeit wiesen einen deutlichen Trainingseffekt auf. Die Trainees (Gr. 2) benötigten zur Prothesenplatzierung nach 21 Tagen mit 1,3 Versuchen signifikant weniger als die Kontrollen mit 2,89 Versuchen (p<0,001) und annähernd die gleiche Anzahl wie die Ohrchirurgen (Gr. 3) mit einem Versuch. Die dafür benötigte Zeit fiel von 197 s an Tag 1 auf 66 s an Tag 21 bei den Trainees (p<0,001), während sie bei den Kontrollen mit 183s an Tag 1 und 162 s an Tag 21 (p=0,3) nahezu unverändert war. Beide Gruppen brauchten signifikant länger als die Ohrchirurgen mit 20 s. Gruppe 2 konnte an Tag 21 die TFR, wie die Ohrchirurgen jedoch im Gegensatz zur Gruppe 1, defektfrei durchführen. Die dafür benötigte Zeit der Ohrchirurgen mit 60 s war signifikant besser als die der Trainingsgruppe (150 s), die wiederum signifikant schneller war als die Kontrollen (225 s, p<0,001). Tremorfrequenz und -amplitude zeigte dabei keine Unterschiede zwischen allen untersuchen Gruppen und wies keine Korrelation zu den erhobenen Rekonstruktionsparametern am DTM auf.

Das DTM eignet sich zum Erlernen mikrochirurgischer Fertigkeiten der Ossikel- und Trommelfellrekonstruktion. Die erhobenen Rekonstruktionsparameter weisen eine steile Lernkurve auf, obgleich auch nach 4-maligem Training die Goldstandartwerte der Expertengruppe nicht erreicht werden. Eine Korrelation des Rekonstruktionserfolges mit den individuellen Tremorwerten war nicht nachweisbar. Das DTM kann hervorragend als Ergänzung zu den etablierten Präparierübungen an humanen Felsenbeinpräparaten zum Erlernen elementarer Fertigkeiten bei der Rekonstruktion des Schalleitungsapparates dienen. Sowohl Nachhaltigkeit als auch Übertragbarkeit auf andere psychomotorische Fertigkeiten müssen weiter untersucht werden.