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Chronisch-dekompensierter Tinnitus: ein heterogenes Krankheitsbild mit Auswirkungen auf den Behandlungserfolg
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Veröffentlicht: | 26. April 2017 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Einleitung: Bei etwa 5% der Patienten mit chronischem Tinnitus gehen die Ohrgeräusche mit erheblichem Leidensdruck, häufig auch mit psychiatrischen Störung einher. Da es aktuell keine wirksame Behandlung gibt, welche zu Beseitigung des chronischen Tinnitus führt, ist das Therapieziel die Reduktion der Tinnitus-Belastung.
Methodik: Es wurden von 7/13 bis 12/14 308 Patienten mit chronischen Tinnitus tagesklinisch interdisziplinär behandelt. Die Tinnitus-Belastung wurde mit Tinnitus-Fragebogen (TF, Goebel & Hiller, 1992), die komorbide psychische Störungen mit ICD-10 Checklisten im klinischen Gespräch erfasst. Prädiktoren für eine höhere Tinnitus-Belastung vor Therapie und für eine größere Reduktion der Belastung durch die Therapie wurden mit Regressionsanalyse eruiert.
Ergebnisse: Von 39 erfassten Prädiktoren waren die folgenden Prädiktoren signifikant für eine höhere Tinnitus-Belastung zu Therapieanfang: Höheres Alter; Schwindel beim Erstauftreten des Tinnitus; Tinnitus nicht maskierbar; Verschlimmerung des Tinnitus durch körperliche Betätigung; eine Hörminderung sowie eine komorbide psychiatrischen Störung.
Es wurde eine statistisch signifikante Reduktion der Tinnitus-Belastung im TF von 52,36±11,95 zu Therapiebeginn auf 34,29±14,98 Punkte nach 5-tägiger Tinnitus-Therapie erreicht. Die multiple Regression konnte nur 20% der Varianz dieser Veränderung erklären. Die wichtigsten Prädiktoren für einen geringeren Erfolg der Therapie waren eine Krankschreibung vor der Therapie sowie eine höhere Tinnitus-Belastung zu Therapieanfang.
Schlussfolgerung: Therapeutisch wäre es sinnvoll auf die o.g. Prädiktoren der Tinnitus-Belastung in akutem Stadium zu achten und diese zu behandeln, um der Dekompensation und Arbeitsunfähigkeit entgegenzuwirken.
Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.