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GMS Current Posters in Otorhinolaryngology - Head and Neck Surgery

Deutsche Gesellschaft für Hals-Nasen-Ohren-Heilkunde, Kopf- und Hals-Chirurgie e.V. (DGHNOKHC)

ISSN 1865-1038

Corticale Veränderungen im Temporalpol bei Anosmikern und Hyposmikern mit depressiven Symptomen – Schnittstelle zwischen Geruchssinn und Emotion?

Poster Rhinologie

  • Thomas Bitter - HNO-Klinik, Uniklinikum Jena, Jena
  • corresponding author Bianca Besteher - Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie, UKJ, Jena
  • Christian Gaser - Klinik für Psychiatrie, Klinik für Neurologie, UKJ, Jena
  • Christian Dobel - HNO-Klinik, Uniklinikum Jena, Jena
  • Daniela Ivansic - Tinnitus-Zentrum, HNO-Klinik. UKJ, Jena
  • Igor Nenadic - Klinik für Psychiatrie, UKGM, Marburg
  • Orlando Guntinas-Lichius - HNO-Klinik, Uniklinikum Jena, Jena

GMS Curr Posters Otorhinolaryngol Head Neck Surg 2017;13:Doc060

doi: 10.3205/cpo001614, urn:nbn:de:0183-cpo0016142

Veröffentlicht: 26. April 2017

© 2017 Bitter et al.
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Gliederung

Zusammenfassung

Patienten mit chronischer Anosmie oder Hyposmie zeigen diskrete hirnstrukturelle Veränderungen in sekundär-sensorischen olfaktorischen aber auch limbischen Arealen (Bitter et al., 2010a,b). Diese Patienten haben vermehrt depressive Symptome, während umgekehrt Patienten mit Major Depression Defizite des Geruchsempfindens zeigen, welche sich unter antidepressiver Behandlung zurückbilden.

Ausgehend von diesen Vorbefunden untersuchten wir mittels voxel-basierter Morphometrie, einem automatisierten Verfahren zur Analyse hochauflösender T1-cMRT, die Korrelation von depressiven Symptomen und Hirnstruktur bei 31 Patienten mit Riechminderung seit über 6m (ermittelt durch Sniffin´ Sticks Test, mittlerer SDI 21,1 Punkte, SD 2,1), deren Stimmung mittels Becks Depressionsinventar (BDI) erfasst wurde (mittlerer BDI 3,3, SD 3,3). Das corticale Volumen wurden mittels CAT 12 toolbox (basierend auf SPM12) unter Anwendung eines allgemeinen linearen Modells mit den BDI-Werten korreliert.

Wir fanden eine signifikante negative Korrelation des corticalen Volumen im rechten Temporalpol mit dem BDI-Score (p < 0.05, FWE-korrigiert auf cluster-level).

Der Temporalpol ist ein komplexes Areal, das funktionell neuroanatomisch sowohl olfaktorische Sinneseindrücke als auch emotionale Prozesse verarbeitet und miteinander verknüpft. Defizite in diesem Areal zeigen sich auch bei ersterkrankten depressiven Patienten. Unsere Befunde legen nahe, dass die Variation der grauen Substanz im Temporalpol die Assoziation zwischen Geruchsminderung und emotionaler Beeinträchtigung vermitteln könnte. Weitere Studien mit größeren Fallzahlen sind notwendig, um diese wichtige Schnittstelle zwischen Geruchssinn und Stimmung genauer zu untersuchen.

Der Erstautor gibt keinen Interessenkonflikt an.