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Okkulter parapharyngealer Fremdkörper
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Veröffentlicht: | 14. April 2011 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Anamnese: Wegen Anpralls eines Holzstücks an den Kopf wurde ein Forstarbeiter notfallmäßig mit einer Verletzung am Ohr aufgenommen.
Aufnahmebefund: Es bestand eine Risswunde im Cavum conchae rechts (ca. 1,5 cm) mit glatten und adaptierten Wundrändern ohne wesentliche Blutung. Es fiel eine eingeschränkte Mundöffnung auf bei, soweit einsehbar, unauffälligem Befund enoral. Sonographisch konnte kein Fremdkörper oder Hämatom abgegrenzt werden.
Verlauf: Bei Aufnahme erfolgte die Wundversorgung in LA. Am Folgetag trat eine Blutung aus der Wunde verbunden mit einer hypotonen Kreislaufdysregulation auf. Computertomographisch zeigte sich ein hypodenses Areal parapharyngeal. Bei sofortiger Wundrevision und Pharyngoskopie stellte sich ein 1,3 cm starker und 10 cm langer Holzast dar, der von knapp unterhalb der Eintrittspforte im Cavum conchae über eine Schleimhautperforation am unteren Tonsillenpol bis nach präepiglottisch reichte. Nach transoraler Entfernung wurde mittels CT-Angiographie eine Verletzung der großen Halsgefäße ausgeschlossen. Die Heilung verlief komplikationslos.
Zusammenfassung: Im Sinne einer Pfählungsverletzung trat ein großer Fremdkörper über eine kleine, unscheinbare Wunde im Cavum conchae in die Halsweichteile ein, wurde durch den Unterkiefer umgelenkt und perforierte die Schleimhaut am unteren Tonsillenpol. Die Anamnese ließ nur ein Anpralltrauma eines Holzklotzes vermuten. Erst computertomographisch fand sich ein suspekter Weichteilbefund.
Schlussfolgerung: Sorgfältige Erhebung der Anamnese und der klinischen Befunde (Kieferklemme, fiberoptische Untersuchung), eher großzügiger Einsatz bildgebender Diagnostik in der Traumatologie! Insbesondere bei V.a. Pfählungsverletzungen muß immer an einen okkulten und in situ befindlichen Fremdkörper gedacht werden!