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Metastase eines multiplen Myeloms im Felsenbein: Differentialdiagnose der Fazialisparese
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Veröffentlicht: | 22. April 2010 |
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Gliederung
Zusammenfassung
Einleitung und Methoden: Wir berichten über den Fall einer 60-jährigen Patientin, die sich mit einer kompletten Gesichtslähmung links bei uns vorstellte. Otoskopisch zeigte sich ein obturierender, glatt begrenzter Tumor im linken Gehörgang, die Untersuchung der übrigen kranialen Nerven war unauffällig. Ein Angio-CT sowie ein Schädel-MRT erweckten zunächst den Verdacht auf einen Glomustumor, in der weiteren bildgebenden Diagnostik stellte sich jedoch eine multiple ossäre Metastasierung im Bereich der Rippen und des Sternums dar. Angesichts der Befunde bestand der Verdacht auf ein multiples Myelom, welches durch eine Beckenkammpunktion bestätigt worden ist. Die Patientin unterging 2 Zyklen Chemotherapie mit Bendamustin/Prednisolon, darunter war die Fazialisparese rückläufig bis House Grad II.
Ergebnisse und Schlussfolgerungen: Das multiple Myelom gehört zu den Non-Hodgin-Lymphomen und besteht aus einem maligne entarteten Klon von Plasmazellen. Die Tumorzellen breiten sich diffus im Knochenmark und stimulieren die Osteoklasten, sodass Osteolysen entstehen. Prädilektionsstellen der Osteolysen sind Knochen, die rotes Blutmark enthalten, wie Wirbelkörper, Rippen, Schädel und Becken. Die Lokalisation einer Metastase des Myeloms im Felsenbein und eine hierdurch verursachte Fazialisparese sind sehr selten, in der Literatur werden nur zwei weitere Fälle angegeben.
In der Differentialdiagnose der nicht idiopathischen Fazialisparese gehören u.a. das Cholesteatom, der Glomustumor, das Fazialisneurinom und die Tumoren der Parotis. Das komplette Staging und eine laborchemische Untersuchung können wie in unserem Fall Hinweise auf seltenere Tumoren geben.