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Stellungnahme der AWMF zum vorgeschlagenen Pflichttertial "Allgemeinmedizin" im Praktischen Jahr (PJ)
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Autoren
Eingereicht: | 8. März 2012 |
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Veröffentlicht: | 9. März 2012 |
Gliederung
Zusammenfassung
Die Arbeitsgemeinschaft der Wissenschaftlichen Medizinischen Fachgesellschaften (AWMF) spricht sich entschieden gegen die seitens des Gesundheitsausschusses des Bundesrats vorgeschlagene Abschaffung des Wahltertials im Praktischen Jahr (PJ) zugunsten der Einführung eines Pflichttertials Allgemeinmedizin aus.
Text
Eine Förderung der Allgemeinmedizin im Rahmen des Medizinstudiums ist zwar auch aus Sicht der AWMF wünschenswert, der vorliegende Vorschlag des Gesundheitsausschusses des Bundesrats ist aber aus folgenden Gründen abzulehnen:
- 1.
- Ein PJ-Tertial in der Allgemeinmedizin ist auch unter der geltenden Approbationsordnung bereits möglich, wird aber vor allem mangels geeigneter PJ-Plätze nicht sehr häufig gewählt. Eine verpflichtende Nachfrage durch ein Pflichttertial für die Studierenden löst nicht das Problem des mangelnden Angebots an geeigneten PJ-Plätzen. Stattdessen wäre ein Förderprogramm der Länder zur Ausstattung und didaktischen Qualifikation von allgemeinmedizinischen Lehrpraxen oder Klinikambulanzen zielführend.
- 2.
- Nachwuchsmangel herrscht nicht nur in der Allgemeinmedizin, sondern auch in allen anderen medizinischen Fächern. Das Wahlfachtertial des PJ bietet den medizinischen Fächern (außerhalb der Chirurgie und der Inneren Medizin) die unverzichtbare Gelegenheit, Studierende von ihrem Fach zu überzeugen. Im Wettbewerb um die PJ-Studierenden im Wahlfach rekrutieren die medizinischen Fächer ihren ärztlichen Nachwuchs. Diese Möglichkeit entfiele, falls das Wahltertial im PJ abgeschafft würde.
- 3.
- Umgekehrt bietet das Wahlfachtertial des PJ den Studierenden die Gelegenheit, ihre Fähigkeiten und Neigungen in einem medizinischen Fach ihrer Wahl zu verifizieren und damit ihre Entscheidung für die an das Studium anschließende Weiterbildung fundiert zu treffen.
- 4.
- Das Wahltertial des PJ ist zusammen mit den Wahlfächern im vorklinischen und klinischen Studienabschnitt der einzige Bereich akademischer Freiheit für die Studierenden im deutschen Medizinstudium. Bei selbst gewählten Themen sind Lernmotivation und Lernerfolg naturgemäß besonders hoch. Daher sollten auch aus lerntheoretischen Gründen die Wahlpflichtanteile im Medizinstudium ausgebaut werden, statt sie - wie vom Gesundheitsausschuss des Bundesrats vorgeschlagen - zu reduzieren.