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33. Wissenschaftliche Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie (DGPP)

Deutsche Gesellschaft für Phoniatrie und Pädaudiologie e. V.

Regensburg, 22.09. - 25.09.2016

Vorwort zur Online-Veröffentlichung

Sehr geehrte Teilnehmer der 33. Jahrestagung der DGPP,

die Tagung 2016 in Regensburg widmete sich drei Hauptthemen, die in interdisziplinärer Kooperation zunehmend an Bedeutung gewinnen.

Als erstes Hauptthema wurde die „CMV-bedingte kindliche Schwerhörigkeit“ gewählt. Auf dem Gebiet der Früherkennung der angeborenen Schwerhörigkeit hat die Versorgung in den letzten Jahren enorme Fortschritte gemacht, die gegenwärtig in der Evaluation des Neugeborenenhörscreenings sichtbar werden. Trotz aller Anstrengungen der Differentialdiagnostik, v. a. mittels funktioneller, bildgebender und molekulargenetischer Verfahren, sind jedoch therapeutische Maßnahmen in erster Linie um die apparative Versorgung der Schwerhörigkeit zentriert. Mit der konnatalen CMV-Infektion wurde eine der Hauptursachen der kindlichen Schwerhörigkeit in den Mittelpunkt gestellt. Wird sie frühzeitig erfasst, wird statt bisheriger „wait and see“-Strategie eine antivirale Therapie propagiert. Soweit es die heute verfügbaren Daten zu beurteilen erlauben, kann sie einer Progression vorbeugen, vermag in einigen Fällen vielleicht auch eine Heilung bewirken. Weil sie für etwa ein Viertel aller permanenten kindlichen Schwerhörigkeiten verantwortlich sein dürfte, könnte mit einer breiteren Diagnostik ein neues Kapitel in der Diagnostik und Therapie der kindlichen Schwerhörigkeit aufgeschlagen werden. Einstimmend hatte bereits der Festvortrag unseren Blick mit Schlaglichtern auf das Mikrobiom und Virom geweitet.

Mancher Grenzfall auch in der apparativen Versorgung könnte so vermeidbar sein: Die Wahl des zweiten Hauptthemas „Grenzfälle der Versorgung der frühkindlichen Schwerhörigkeit“ war daher nicht zufällig, sind doch viele der einseitigen Taubheiten, die heute zunehmend im Sinne eines primären Behinderungsausgleiches versorgt werden, wahrscheinlich darauf zurück zu führen. Welche kritische Implikation hier der Zeitpunkt der Versorgung hat, war Gegenstand eines neurophysiologischen Hauptvortrages, der auch damit eine Lanze für ein Follow-up von Risikokindern einer late-onset Schwerhörigkeit und eine frühe Versorgung brach. Aber auch andere Grenzfälle der kindlichen CI Versorgung, deren Beurteilung zu pädaudiologischer Expertise zählt, standen im Mittelpunkt.

Als drittes Hauptthema der Tagung wurde die Behandlung von „Schluckstörungen bei Kopf-Hals-Tumoren“ in den Fokus gerückt, nicht alleine aufgrund der langjährigen Erfahrung der Gastgeber in Regensburg und Bad Gögging in diesem Bereich, sondern auch als Konsequenz aus der allerorts in Tumorzentren durch Zertifizierung von Kopf-Hals-Modulen zunehmenden  Qualitätssicherung in der onkologischen Versorgung, die die phoniatrische Mitbehandlung von Schluckstörungen regelmäßig erfordert. Schluckstörungen beeinträchtigen schließlich nicht nur am stärksten die Lebensqualität bei Patienten mit Kopf-Hals-Tumoren, sondern gefährden auch ihr Überleben durch Mangelernährung und Aspiration. So standen Fragen im Mittelpunkt, welche Konzepte der chirurgischen Fächer und der Strahlentherapie aktuell das therapeutische Vorgehen steuern, wie Schluckstörungen als Folge der Therapie, auch im Sinne der Prävention, dabei berücksichtigt werden und auch, wie ihre Früh-/Rehabilitation in eine strukturierte Behandlung eingebunden werden sollte. Zwei Rundtischgespräche illustrierten das Thema zum einen mit Fallbeispielen aus praktischer Sicht, stellten aber auch Perspektiven einer interdisziplinären Versorgungsforschung dar.

Neben den drei Hauptthemen gab es natürlich viele freie Beiträge zu den anderen "klassischen“ Themen der Phoniatrie und Pädaudiologie, zum Neugeborenenhörscreening, zu auditiven Verarbeitungs-und Wahrnehmungsstörungen, zur Genetik von Kommunikationsstörungen, zur Diagnostik und Therapie von Stimm- und Schluckstörungen, nicht nur, aber auch bei Kopf-Hals-Tumoren, zur Störungen der Sprache und Sprachentwicklung und zu Hörimplantaten. Im Vorprogramm ging eine Reihe von Workshops der Tagung voraus.

Die erweiterten Kurzfassungen finden Sie außer in der Online-Version auch in Band 24 der Reihe „Aktuelle phoniatrisch-pädaudiologische Aspekte“. Den Mitarbeitern der Redaktion „German Medical Science“ (Köln) – ganz besonders aber Frau Simone Haas – danken wir für ihr immer wieder großes Engagement beim Management der Beiträge und für die Zusammenstellung der Publikationen!

Ihre Präsidenten
Prof. Dr. Peter Kummer, Tagungspräsident                   
Prof. Dr. Götz Schade, Präsident der DGPP
Prof. Dr. Annerose Keilmann, Incoming-Präsidentin der DGPP
Prof. Dr. Rainer Schönweiler, Past-Präsident der DGPP

Scientific Program