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6. Winter School des GMA-Ausschusses für Methodik der Ausbildungsforschung

27.01. - 14.02.2025, online

Willkommen

Es gibt in der medizinischen Ausbildungsforschung wie auch in der Wissenschaft ganz generell Themen, die unabhängig von Konjunkturen und Moden immer wichtig sind und es auch bleiben werden. Dazu gehören mit Sicherheit methodische Fragen. Denn die Auswahl der richtigen Methode(n) für eine bestimmte Fragestellung, ihre korrekte Anwendung und vollständige Darstellung sind die entscheidende Voraussetzung für Wissenschaftlichkeit.

Dass das gerade in der medizinischen Ausbildungsforschung oft eine große Herausforderung ist, liegt in einigen Besonderheiten des Forschungsfeldes begründet. Zunächst handelt es sich um ein interdisziplinäres Forschungsfeld. Das betrifft nicht nur die Forschenden selbst, die aus verschiedenen wissenschaftlichen Kulturen kommen (Medizin, Psychologie, Sozialwissenschaften, usw.), sondern auch die methodischen Zugänge (quantitativ, qualitativ, mixed-methods) und die Publikationsgewohnheiten. Während in der Medizin häufig eher kurze Artikel dominieren, die überwiegend quantitative Ergebnisse berichten, sind die Veröffentlichungen in der Psychologie und den Sozialwissenschaften vielfältiger. Hier werden auf Grundlage empirischer Ergebnisse auch häufiger und intensiver konzeptuelle Überlegungen zur Theoriebildung angestellt. In der medizinischen Ausbildungsforschung ist beides wichtig, allerdings schwer zu realisieren. So sind relevante Vorarbeiten häufig weit verstreut und entsprechend schwer zu finden, weil es keine Datenbank für Medizindidaktik gibt und eine Literatursuche daher entsprechend breit angelegt werden muss. Die Fülle von für eine Studie in Frage kommenden Theorien oder Modellen kann verwirrend, manchmal vielleicht auch überfordernd sein. In anderen Fällen wiederum scheint es auf den ersten Blick gar keine passende Theorie zu geben, die für die Planung, Durchführung und Auswertung einer bestimmten Studie hilfreich sein könnte.

Weitere Herausforderungen liegen darin begründet, dass die medizinische Ausbildungsforschung auf der einen Seite grundlegende, deskriptive und analytisch-kritische Erkenntnisinteressen verfolgt, die unser Verständnis vom Lernen und Lehren in der Medizin und den Gesundheitsberufen, aber auch darüber hinaus erweitern. Auf der anderen Seite gibt es einen großen Bedarf an Studien, die eher pragmatisch-präskriptive Fragestellungen verfolgen, die also Erkenntnisse dafür liefern, wie Lehrinterventionen unter gegebenen Rahmenbedingungen umgesetzt werden können. Der Bedarf für letztere zeigt sich u.a. an der großen Bedeutung, die Projekt- bzw. Innovationsberichte als Publikationsgenres haben. Aber auch die zunehmende Zahl an „realist Reviews“, die sich explizit mit der Frage befassen, warum eine Intervention für eine spezifische Zielgruppe unter bestimmten Rahmenbedingungen erfolgreich sein kann oder auch nicht, zeigen die starke Praxisorientierung der medizinischen Ausbildungsforschung.

Diese verschiedenen Erkenntnisinteressen auszubalancieren und ihnen auf einer soliden methodischen Grundlage wissenschaftlich nachzugehen stellt hohe Ansprüche an die Kompetenzen aller Beteiligten. Vor diesem Hintergrund ist es verdienstvoll, dass sich der GMA-Ausschuss für Methodik der Ausbildungsforschung dieser Herausforderung stellt und seit vielen Jahren durch das Angebot einer Winter School dazu beiträgt, die methodischen Kompetenzen der Forschenden in der medizinischen Ausbildungsforschung zu stärken und damit langfristig die methodische Qualität der Forschungsarbeiten in unserem Forschungsfeld zu verbessern.

Ich möchte mich für diese wichtige Arbeit daher bei den Vorsitzenden des Ausschusses, Katrin Schüttpelz-Brauns und Jan Matthes bedanken, sowie bei allen Kolleginnen und Kollegen, die inhaltlich und organisatorisch zur MAF Winter School beitragen. Durch Ihr Engagement leisten sie einen wesentlichen Beitrag dazu, unser Forschungsfeld voranzubringen und die Qualität der Ausbildung in der Medizin und den Gesundheitsberufen zu steigern.

Götz Fabry
Schriftleitung GMS Journal for Medical Education

 

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