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Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte 2023

10.03. - 11.03.2023, Wuppertal

Spättypallergie nach Hyaluronsäureinjektion als eine seltene Differentialdiagnose des Angioödems

Meeting Abstract

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Vereinigung Westdeutscher HNO-Ärzte. Jahrestagung der Vereinigung Westdeutscher Hals-Nasen-Ohren-Ärzte. Wuppertal, 10.-11.03.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. Doc51

doi: 10.3205/23wdhno51, urn:nbn:de:0183-23wdhno517

Published: March 9, 2023

© 2023 Abdallah et al.
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Einleitung: Die Typ IV-Allergie (delayed hypersensitivity) nach Injektion von Hyaluronsäure im Gesicht, insbesondere der Lippen, ist selten, aber eine wichtige Differentialdiagnose des Angioödems. Die Komplikationen, vorrangig in Form von Schwellung oder Verhärtung des Materials, kann Wochen bis zu Jahren nach der Behandlung auftreten.

Falldarstellung: Wir berichten über den Fall einer 25-jährigen, andernfalls gesunden Patientin, die fußläufig in der Notaufnahme mit einer asymmetrischen Schwellung der Ober- und Unterlippe ohne jeglicher, weiterer Symptomatik vorstellig wurde. Es erfolgte die stationäre Aufnahme und die i.v. Gabe von Cortison, unter welcher die Schwellung kaum rückläufig war. Bei der Erhebung der Anamnese erfolgte der besondere Fokus auf Vorbehandlungen im Bereich der Lippen, insbesondere der Frage nach einer Fillerinjektion, die nach Angaben der Patientin vor mehr als 12 Monaten mit Hyaluronsäure im Ausland erfolgte. Bei genauer Palpation der Lippe fielen zudem in den Bereichen der maximalen Schwellung knubbelartigen Verhärtungen auf.

Ergebnisse: Die intradermale Injektion von 300 IE Hyaluronidase zeigte innerhalb von wenigen Stunden eine deutliche Reduktion der Schwellung sowie Auflösung der Verhärtungen, die im Verlauf der nächsten Tage zugleich auch zu einer Reduktion im Lippenvolumen führte. Für ein besseres Therapieergebnis wurde die Hyaluronidasebehandlung nach 2 Tagen mit der gleichen Dosis wiederholt.

Dabei handelt es sich bei der Hyaluronidase um ein Enzym, das die Auflösung von Hyaluronsäure veranlasst und von Behandlern gerne als Akuttherapie bei einem Gefäßverschluss oder zur Korrektur von überfüllten Gesichtsarealen nach Hyaluronsäureinjektion eingesetzt wird.

Diskussion: Die Typ IV-Allergie, auch zellulär vermittelte Spättypallergie genannt und in diesem Fall bei der Patientin am ehesten aufgetreten ist, kann sich in der Form von Schwellung, Rötung oder Verhärtung des Materials Wochen bis zu Jahren nach der Behandlung zeigen, bestätigte sich durch das rasche Abschwellen der Lippe nach der Behandlung mit Hyaluronidase und wird durch T Lymphozyten vermittelt. Wie bei der Soforttypallergie kommt es beim Erstkontakt mit dem Material zu einer Sensibilisierung, es bilden sich jedoch keine Immunoglobulin E-Antikörper, sondern allergen-spezifische Lymphozyten, die das entsprechende Allergen über ihre Rezeptoren erkennen. Im Kontrast hierzu steht die Soforttypallergie, die durch Immunoglobulin E vermittelt wird, und bereits Minuten bis zu Stunden nach der Behandlung in Form von Ödem oder anaphylaktischer Reaktion auftritt.

Auch wenn die Ursachen der Typ IV-Allergie in Bezug auf Hyaluronsäurebehandlungen nicht vollständig erforscht sind, werden virale Infekte, aktuell insbesondere die COVID-Infektion und Impfung, Trauma sowie die Injektionstechnik, unter anderem das injizierte Volumen, wiederholte Behandlungen oder Eigenschaften der Hyaluronsäure, als mögliche Faktoren in Erwägung gezogen.