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17. Jahreskongress für Klinische Pharmakologie

Verbund Klinische Pharmakologie in Deutschland

01. - 02. Oktober 2015, Köln

HCV Infektion – Gesundheitsökonomische Aspekte als Teil der Behandlungsindikation

Invited Lecture

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  • corresponding author presenting/speaker Siegbert Rossol - Medizinische Klinik, Krankenhaus Nordwest, Frankfurt am Main, Germany

17. Jahreskongress für Klinische Pharmakologie. Köln, 01.-02.10.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15vklipha03

doi: 10.3205/15vklipha03, urn:nbn:de:0183-15vklipha033

Published: September 24, 2015

© 2015 Rossol.
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Global sind ca. 100 Millionen Menschen chronisch mit dem HCV infiziert. Die Prävalenz der deutschen Allgemeinbevölkerung beträgt 0.3%, in migrationsintensiven Regionen bis zu 2,5 %. Mit Einführung der direkt antiviralen Substanzen Sofosbuvir, Simeprevir, Daclatasvir, Ledipasvir sowie Ombitasvir-Paritaprevir-Ritonavir plus Dasabuvir verbessert sich die Therapie mit SVR-Raten von über 90 %. Der chronische Verlauf, die fehlende Spontanheilungsrate, eine signifikante Einschränkung der Lebensqualität und die aktuelle Therapieeffektivität machen die HCV Infektion zur Modellerkrankung einer gesundheitsökonomischen Evaluation.

Der Kostenbereich der HCV Infektion wird von der antiviralen Therapie dominiert. Real Life-Versorgungs-Studien belegen mittlere Versorgungskosten von 18.944€, d.h. ca. 90% der Gesamtkosten für Patienten mit der historischen Peginterferon/Ribavirin Therapie. Für die Triple-Therapie der Proteaseinhibitoren Telaprevir bzw. Boceprevir mit Peginterferon/Ribavirin betragen mittlere Kosten 52.527 € bzw. 44.689 €; die Kosten der antiviralen Therapie an den Gesamtkosten erhöhen sich auf ca. 97 %. Daten aus den USA belegen Therapiekosten von 83.721 $ unter Telaprevir (89 % der Medikamentenkosten; 8 % Nebenwirkungsmanagement inklusive Hospitalisierungen; 3 % Arzthonorare/Diagnostik). Nach Einführung der neuen antiviralen Substanzen betragen die Arzneimittelkosten 42.000€ bis zu 200.000€. Neben der Therapie bestimmt das Stadium der HCV Infektion die Kosten. Für Patienten ohne/mit kompensierter Leberzirrhose wurden jährliche Gesamtkosten von 17.277 $ bzw. 22.752 $ ermittelt. Für Patienten im Endstadium (dekompensierte Zirrhose, HCC, Lebertransplantation) steigen die Kosten auf 59.995 $, wobei Patienten mit HCC (112.537 $) oder Lebertransplantation (145.045 $) dominieren. Analysen zur Behandlung von Patienten mit Genotyp 1-Infektion zeigen, dass eine 12-wöchige Behandlung mit Sofosbuvir und Peginterferon/Ribavirin im Vergleich mit den bisher verfügbaren Therapien kosteneffektiv ist.

Die aktuelle Therapie ermöglicht durch reduzierte Kontraindikationen den Zugang für mehr Patienten, insbesondere mit Komorbidität, Interferon-Unverträglichkeit und Leberzirrhose/Lebertransplantation. Die Ausweitung der Therapie führt zu zusätzlichen Belastungen des Sozialversicherungssystems.

Es wird vermehrt über die Notwendigkeit diskutiert, ob alle Infizierten direkt behandelt werden sollten oder erst in fortgeschrittenen Stadien, sodass Budgets entlastet und Kosteneinsparungen durch Preissenkungen/gesteigerten Wettbewerb realisiert werden. Ökonomische Vergleiche lassen sich zukünftig vermehrt über die Therapiekosten bzw. die Kosten pro SVR darstellen.