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Harnleiterkonkremente bei achtzig und neunzigjährigen Patienten: Aktuelles Therapiemanagement im hospitalisierten Setting
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Published: | May 18, 2022 |
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Ziel der Arbeit: Die Erfassung der aktuellen Therapie bei achtzig und neunzigjährigen Patienten mit Harnleiterkonkrementen.
Material und Methoden: Untersucht wurden Patienten >80 Jahren mit einer Hospitalisierung aufgrund von Harnleiterkonkrementen. Patientendaten wurden aus acht österreichischen urologischen Zentren zusammengetragen. Steinspezifische und patientenbezogene Daten inklusive Ausmaß der Gebrechlichkeit und Komorbiditäten wurden erhoben. Therapieentscheidungen wurden unterschieden in akuter und elektiver Situation (= zweizeitiger Eingriff nach primärer Deobstruktion). Ermittlung von Harnleiterschienensetzung, Nephrostomiesetzung, Ureteroskopie (URS) und ESWL.
Resultate: Insgesamt wurden 759 Patienten aufgrund von Harnleiterkonkrementen untersucht. Hiervon waren 643 Patienten achtzigjährig (octogenerians 80–89 Jahre) und 116 Patienten neunzigjährig (nonagenerians 90–99).
In der Akutsituation war die Harnableitung die häufigste Intervention, gefolgt von der primären Steintherapie mittels URS und in-situ ESWL (62.6% vs. 26.9% vs. 10.5%).
Unabhängige prognostische Faktoren für die aktive Steintherapie im akuten Setting waren Steinlokalisation (OR=0.28, p<0.0001), Nierenfunktionseinschränkung (OR=0.28, p=0.01) sowie Blasenkatheter-Dauerversorgung (OR=0.23, p=0.01). Keine unabhängigen Prädiktoren waren Alter oder Gebrechlichkeit des Patienten p>0.05).
In der Elektivsituation wurde in 81.5% eine aktive Steintherapie durchgeführt – v.a. mittels URS (76.9%). Harnleiter- oder Nephrostomiewechsel fanden in 14.2% bzw. 4.3% der Fälle statt.
Hierbei hatten achtzigjährige (OR=14, p<0.0001) und weniger gebrechliche Patienten (OR=4.51, p=0.01) eine signifikant höhere Wahrscheinlichkeit, eine aktive Steintherapie zu erhalten.
Es gab keinen Unterscheid hinsichtlich Steinfreiheit und Komplikationen bei der URS zwischen dem achtzig und neunzigjähren Patientenkollektiv (p=0.98 und p=0.58).
Zusammenfassung: In der Akutsituation waren weder Alter noch Gebrechlichkeit unabhängige Prädiktoren für eine aktive Steintherapie. In der Elektivsituation erhielten gebrechliche Patienten sowie neunzigjährige Patienten seltener eine aktive Steintherapie als achtzigjährige. Es gab bei der URS keine Unterschiede hinsichtlich Sicherheit und Steinfreiheit zwischen Achtzigjährigen und Neunzigjährigen.