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63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e. V.

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e. V.

21.-24.06.2023, Reutlingen

Portmetastase und Lokalrezidiv eines Prostatakarzinoms nach roboterassistierter, laparoskopischer Prostatektomie

Meeting Abstract

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  • Alexander Richter - Knappschaftsklinikum Sulzbach Saar
  • C. Lang - Knappschaftsklinikum Sulzbach Saar

Südwestdeutsche Gesellschaft für Urologie e.V.. 63. Jahrestagung der Südwestdeutschen Gesellschaft für Urologie e.V.. Reutlingen, 21.-24.06.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV8.5

doi: 10.3205/23swdgu074, urn:nbn:de:0183-23swdgu0740

Published: June 20, 2023

© 2023 Richter et al.
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Einleitung: Minimalinvasive Verfahren wie die roboterassistierte laparoskopische Prostatektomie (RALP) sind zur operativen Behandlung nicht-metastasierter Prostatakarzinome weit verbreitet. Ziel sind das Erreichen bestmöglicher funktioneller und onkologischer Ergebnisse mit einer Reduktion intra- und postoperativer Komplikationen. Das Auftreten von Portmetastasen ist selten.

Methode: Wir berichten über einen 69-jährigen im Zustand nach RALP bei einem Adenokarzinom der Prostata, Tumorstadium pT3a pN0 (0/9) L0 V0 Pn1 R0, Gleason 4+3=7b, iPSA 3,7 ng/ml 12/2011. Anlässlich perinealer Schmerzen konnte ein PSA-Anstieg auf 2,52 ng/ml 09/2022 festgestellt werden. Der letzte Vorwert von 2018 betrug 0,09 ng/ml (möglicher Nadir). Die Lokalisationsdiagnostik erfolgte durch digital-rektaler Untersuchung, transrektalem Ultraschall, Sonographie, Knochenszintigraphie, CT-Abdomen/Thorax sowie eine PSMA-PET-CT am 23.11.2022. Diese ergaben ein Lokalrezidiv und eine Portmetastase in der Bauchdecke rechts im lateralen Anteil des M. rectus abdominis. Insgesamt ohne Anhalt für Rezidiv- oder Residualtumore einer ebenfalls bestehenden Non-Hodgkin-Lymphom Erkrankung ED 10/2018 im Zustand nach Chemo- und Rituximab-Therapie. Im Knochenszintigramm vom 07.10.2022 ergaben sich keine typischen Befunde für ossäre Metastasen. In der CT-Abdomen vom 29.09.2022 zeigten sich vergrößerte Lymphknoten im Retroperitoneum sowie V.a. Lokalrezidiv. In der CT-Thorax vom 17.10.2022 zeigte sich eine Lymphadenopathie mediastinal mit einzelnen grenzwertigen Lymphknoten paratracheal ohne Hinweis auf Skelettmetastasen. Im PSMA-PET-CT zeigten sich suspekte Herdbefunde im Sinne eines Lokalrezidivs retrovesikal sowie einer Portmetastase in der Bauchdecke rechts. Mit einem PSA-Wert von 2,89 ng/ml erfolgte 12/2022 eine Zystoskopie sowie die Stanzbiopsie der Raumforderung in der Prostataloge und die Rektusmetastasenresektion zur histologischen Sicherung.

Ergebnis: Im Resektat der Portlücke ergab sich der histopathologische Befund einer Metastase eines prostatischen Adenokarzinoms, Gleasonscore 5+4=9. Das Biopsiematerial der Prostataloge ergab eine Infiltration durch ein Prostatakarzinom, Gleasonscore 5+5=10 Pn1. Cystoskopisch ergab sich eine freie Anastomose und dahinterliegend eine wallförmige Formation, insbesondere nach Links, möglicherweise einer Infiltration entsprechend. Das abschließende Tumorstadium ergab rpT3a pN0 Lx Vx Pn1 M1 (Port), Gleasonscore 5+5=10, Grad Gruppe 5 nach WHO/ISUP/Epstein. Gemäß Tumorboardvotum vom 20.12.2022 wurde am 12.01.2023 eine kurativ-intendierte Radiatio der ehemaligen Prostataloge initiiert plus Androgendeprivationstherapie über 2 Jahre.

Schlussfolgerung: Es zeigt sich, dass eine Nachsorge über 10 Jahre notwendig ist. Bei biochemischem Rezidiv ist neben einer körperlichen und sonographischen Untersuchung, eine PSMA-PET-CT, insbesondere bei einem Zweittumor, zur Sicherung der Tumorentität notwendig. Lokale Exzision und Radiation können bei oligometastasierten Prostatakarzinomerezidiven eine kurativ-intendierte Therapieoption darstellen. Die Möglichkeit der Tumornidation bzw. des Tumorseedings sollte trotz seltenen Auftretens bei Erstoperation berücksichtigt werden. Eine sorgfältige Handhabung bei der Präparatebergung vermag das Seeding-Risiko zu verringern.