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Retinopathia solaris – so selten wie die Sonnenfinsternis
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Published: | December 16, 2015 |
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Hintergrund: Die Retinopathia solaris wird durch ungeschütztes direktes Betrachten der Sonne verursacht. Normalerweise kommt dies nicht vor, da durch die starke Blendung der Sonnenstrahlung ein reflektorisches Schließen der Augenlider eintritt. Bei einer Sonnenfinsternis kommt es nicht zu diesem Blendeffekt. Die schädigende Wirkung der UV-Strahlung ist aber nicht herabgesetzt. Dies kann zu einer Visusminderung und Zentralskotom führen. Angenommen wird, dass die Schädigung der zentralen Netzhaut auf einen photochemischen Effekt zurückzuführen ist, was reversibel sein kann. Da die Netzhaut nicht schmerzempfindlich ist, wird die Schädigung nicht bemerkt.
Methode: Nach ungeschützter Beobachtung der Sonnenfinsternis im März 2015 durch eine 22jährige Patientin wird eine Verlaufsbeobachtung beider Augen über 2 Monate mit klinisch-ophthalmologischer Untersuchung und optischer Kohärenztomographie durchgeführt.
Ergebnisse: Es bestand anfänglich eine Visusminderung beidseitig auf 0,5. Das OCT zeigte einen subfoveolaren Netzhautschaden hauptsächlich im Bereich des retinalen Pigmentepithels. Nach einer systemischen Prednisolontherapie konnte nach 2 Monaten in der OCT eine fast vollständige Reorganisation der Netzhautschichten dargestellt und ein Visusanstieg auf 0,8 verzeichnet werden.
Schlussfolgerung: Mittels OCT können die morphologischen Veränderungen der zentralen Netzhaut bei Retinopathia Solaris im Verlauf genau dargestellt werden. Eine Cortisontherapie scheint den Heilungsprozess günstig zu beeinflussen. Von einer ungeschützten Beobachtung der Sonnenfinsternis ist dringend abzuraten.