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Keratoplastik à chaud bei therapieresistenter Akanthamöben-Keratitis
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Published: | November 6, 2015 |
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Hintergrund: Die Akanthamöben-Keratitis ist in Deutschland ein immer noch zu spät diagnostiziertes Chamäleon. Die bisherige Literatur rät mehrheitlich zur Keratoplastik erst 3 Monate nach Erreichen eines reizfreien Auges. Dieser Prozess ist oft für Patient und Arzt unerträglich lang. Unser Ziel war es, die Ergebnisse der Keratoplastik à chaud bei therapieresistenter Akanthamöben-Keratitis darzustellen und den Einfluss der Länge des Krankheitsverlaufes auf die Erfolgsrate zu untersuchen.
Methoden: Seit 2006 wurden in Homburg/Saar 28 Augen von 27 Patienten mit Akanthamöben-Keratitis behandelt. Bei 23 Augen von 23 Patienten (mittleres Alter 39,6 ± 13,3 Jahre) wurden 28 perforierende Keratoplastiken (PKP) (davon 6 als Triple Prozeduren) im Akutstadium durchgeführt. Die erste PKP erfolgte im Median 2 Wochen nach der ersten Untersuchung in unserer Klinik. Der Krankheitsverlauf vor der PKP schwankte von 2 Wochen bis 3 Jahren, in die Median 5,3 Monate. Bei 13 Augen erfolgte 11,2 ± 12,4 Tage vor PKP eine Riboflavin-UVA-Crosslinking.
Ergebnisse: Nach einem mittleren Follow-up von 22,7 ± 18,5 Monaten waren 17 Transplantate klar (13 nach einmaliger, 4 nach wiederholter PKP). Der best-korrigierte Visus schwankte von nulla lux bis 1,0 (Median 0,4). Im Verlauf waren 32 Amnionmembran-Transplantationen nötig bei therapieresistenten Epitheldefekten. Bei 3 Augen kam es postoperativ zu keinem Epithelschluss. Ein Auge davon wurde bei Blindheit wegen eines zusätzlichen Zentralvenenverschlusses auf Wunsch der Patientin enukleiert. Bei einem präoperativen Verlauf von weniger als 5 Monaten blieben alle Transplantate klar, es gab keine persistierenden Epitheldefekte und der mittlere best-korrigierte Visus (logMAR) betrug 0,32 ± 0,16. Bei Verläufen über 5 Monaten waren die Ergebnisse deutlich schlechter.
Schlussfolgerungen: Die Keratoplastik à chaud ist eine rationale Methode, um bei therapieresistenter Akanthamöben-Keratitis den Leidensdruck des Patienten zeitnah zu mildern. Die Länge des Krankheitsverlaufes vor der Keratoplastik hat einen Einfluss auf die Erfolgsrate der Transplantate und die Visus-Ergebnisse postoperativ. Eine spezifische Lokaltherapie ist allerdings unabdingbar, um Rezidive zu verhindern.