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29th Annual Meeting of the German Retina Society

German Retina Society

17. - 18.06.2016, Berlin

CMV-Retinitis bei HIV-Infizierten

Meeting Abstract

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  • Tina Eckert - Augenklinik am Wittenbergplatz/Ringcenter, Berlin
  • H. Häberle - Vivantes Klinikum Berlin-Neukölln
  • M.-L. Pahlitzsch - Augenklinik am Wittenbergplatz/Ringcenter, Berlin

Retinologische Gesellschaft. 29. Jahrestagung der Retinologischen Gesellschaft. Berlin, 17.-18.06.2016. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2016. Doc16rg53

doi: 10.3205/16rg53, urn:nbn:de:0183-16rg536

Published: June 16, 2016

© 2016 Eckert et al.
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Hintergrund: Berlin hat in Deutschland die höchste Inzidenz der laborgesicherten HIV-Neudiagnosen mit 12,9/ 100.000 Einwohner. Die bundesweite Rate manifester AIDS-Fälle beträgt 1,4/100.000 Einwohner. Generell besteht eine steigende Tendenz meldepflichtiger sexuell übertragbarer Krankheiten. Bei einer Retinitis muss eine okuläre HIV-Manifestation im klinischen Verdachtsfall differenzialdiagnostisch ausgeschlossen werden. Ein positiver Titer für Cytomegalievirus (CMV) ist bei 46% der Bevölkerung inapparent vorhanden, kann jedoch bei Immundefizienz reaktiviert werden.

Methoden: Es erfolgt die Darstellung der okulären Manifestation der CMV-Retinitis bei HIV-Infektion sowie der aktuellen Therapiemöglichkeiten. Dabei werden verschiedene Verläufe anhand zweier Fallbeispiele gezeigt.

Ergebnisse: Die Ausprägung und Prognose der CMV-Retinitis ist abhängig vom Immunstatus und der systemisch verabreichten Medikation. Heute ist bei lebens-oder augenlichtbedrohlichen Infektionen mit CMV die orale Gabe von Valganciclovir (Prodrug von Ganciclovir) Therapie der Wahl mit erheblichen toxischen Nebenwirkungen (Neutropenie, Anämie, Thrombozytopenie, Teratogenität, Karzinogenität). Das intraokulare Ganciclovir-Implantat (Vitrasert, Fa. Auritec, Wirkdauer 6-8 Monate, 4,5 mg Wirkstoff) kam 1996 auf dem Markt, da es der ausschließlich intravenös möglichen Gabe von Ganciclovir überlegen war, wirkte jedoch nicht protektiv am Partnerauge. Seit der zeitgleichen Einführung der systemischen oralen cAART Therapie (combined active antiretroviral therapy) ist die Inzidenz der CMV-Retinitis selten und ihre Prognose durch die angestiegene Immunkompetenz verbessert. Wir berichten über einen Patienten mit CMV Retinitis ohne adäquate Therapie im Frühstadium der Erkrankung, der infolge einer Optikusatrophie beidseits erblindet ist. Der zweite Patient trägt seit 1999 beidseits ein Ganciclovirimplantat und hat nach aktueller Katarakt-OP R/L einen Visus von R 0.63 und L 0,8.

Schlussfolgerung: Erstmanifestation einer HIV-Erkrankung kann eine CMV-Retinitis sein. Das intraokulare Ganciclovirimplantat ist nicht mehr erhältlich. Es war jedoch ein gut wirksamer und verträglicher Vorreiter für intravitreale Langzeittherapien. Heute ist bei schwerer CMV-Retinitis die intravitreale Einzelapplikation von antiviralen Medikamenten (z.B. 2,4 mg Foscarnet) in schweren Verläufen eine visusrettende Option.