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43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung

18.05. - 20.5.2017, Wien, Österreich

Darmvorbereitung und perioperatives Ernährungsmanagemt bei Ileumaugmentationen im Kindesalter

Meeting Abstract

  • J. Roesch - Ordensklinikum Linz, Kinderurologie, Linz, Österreich
  • B. Haid - Ordensklinikum Linz, Linz, Österreich
  • M. Hiess - Ordensklinikum Linz, Linz, Österreich
  • M. Koen - Ordensklinikum Linz, Kinderurologie, Linz, Österreich
  • J. Oswald - Ordensklinikum Linz, Kinderurologie, Linz, Österreich

Österreichische Gesellschaft für Urologie und Andrologie. Bayerische Urologenvereinigung. 43. Gemeinsame Tagung der Österreichischen Gesellschaft für Urologie und Andrologie und der Bayerischen Urologenvereinigung. Wien, 18.-20.05.2017. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2017. Doc17oegu125

doi: 10.3205/17oegu125, urn:nbn:de:0183-17oegu1258

Published: April 3, 2017

© 2017 Roesch et al.
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Text

Fragestellung: Kinder, bei denen eine Blasenaugmentation mit Ileum geplant ist, mussten sich bislang einer präoperativen „Darmreinigung“ mit Nüchternheit, Laxantiengabe und Einläufen unterziehen. Zudem ist laut der bei Kindern nur spärlich verfügbaren Literatur ein früher Kostaufbau nach Dünndarmanastomosen unüblich, häufig wird eine parenterale Ernährung empfohlen. Entsprechend den aktuellen Standards in der Erwachsenenchirurgie wurde dieses Schema kindgerecht adaptiert und übernommen, wir berichten über unsere ersten Erfahrungen.

Material und Methode: Auf eine „Darmreinigung“ wurde verzichtet, die Kinder erhielten am Tag vor der Operation unter Vermeidung von Ballaststoffen kohlenhydrathaltige Aufbaukost bis zur Nüchternheitsgrenze wie von der Anästhesie vorgegeben (6h). Postoperativ erfolgte ein vorsichtiger aber zügiger Kostaufbau ohne Nüchternphase mit unterstützender Anwendung von Kaugummi sowie mit hochkalorischer Zusatznahrung nach Vorliebe des Kindes. Das Auftreten von chirurgischen und nichtchirurgischen Komplikationen, die Zeit bis zum ersten Stuhlgang und die Krankenhausaufenthaltsdauer wurden bei den ersten 10 Patienten prospektiv erfasst. Diese Gruppe wurde mit den Daten der letzten 10 Patienten vor Einführung des neuen Protokolls verglichen (Alter 8,3 vs. 11,3 Jahre, p=0,128; OP Zeit 328 vs 375 Minuten, p=0,399).

Ergebnisse: Unter Anwendung des neuen Protokolls kam es zu keiner einzigen darmassoziierten Komplikation (Ileus, Anastomoseninsuffizienz oä). Die Zeit bis zur ersten Stuhlentleerung (3,1 vs. 5,4 Tage, p=0,0003) und auch die durchschnittliche Krankenhausaufenthaltsdauer (11,6 vs. 17,1/19,1 Tage, p=0,002/p=0,004) waren im Vergleich zum bisherigen Konzept der Darmvorbereitung signifikant kürzer. Unter dem alten Protokoll traten bei 5 Patienten (50%) postoperativ paralytische (Sub)Ilei auf, die eine (konservative) Therapie notwendig machen (davon bei 3 Patienten mit Distigmin / Magensonde).

Schlussfolgerung: Bei Verwendung von Ileum zur Blasenaugmentation ist weder eine präoperative Darmvorbereitung noch eine postoperative Nüchternphase notwendig. Der Verlauf dieser Patienten kann durch ein zeitgemäßes Ernährungsprotokoll mit präoperativer Konditionierung und frühem postoperativem Kostaufbau positiv beeinflusst werden. In unseren ersten Erfahrung verkürzte sich dadurch die Regenerationsphase deutlich, es kam zu keinerlei Komplikationen, die damit in Zusammenhang gebracht werden können.