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ePA-Survey 2021: Bekanntheit, Bedarfe und Nutzung der elektronischen Patientenakte unter Versicherten in Deutschland
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Published: | August 19, 2022 |
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Einleitung: Seit Januar 2021 haben gesetzlich Versicherte in Deutschland Anspruch auf eine elektronische Patientenakte (ePA). Krankenkassen sind seitdem verpflichtet, ihren Versicherten auf Wunsch einen Zugang zur ePA bereitzustellen [1]. Allerdings ist die Verbreitung und Nutzung von elektronischen Akten international als niedrig einzustufen [2], [3], [4]. Auch in Deutschland [5] verzögerte sich die Einführung, u.a. bedingt durch Auswirkungen der Coronapandemie [6].
Details zu Bekanntheit, Nutzungsgrad und zur Bewertung von ePA-Funktionen durch Versicherte sind bisher nur wenig erforscht. Primäres Ziel der vorgestellten Studie war es daher, den Stand der ePA-Nutzung in Deutschland rund ein Jahr nach Einführung im Rahmen einer Onlineumfrage zu untersuchen.
Methodik: Der ePA-Survey-2021 bestand aus fünf Teilen: (A) Einleitung, (B) Barrieren/Nutzungshindernissen, (C) Erwartungen/Bedürfnisse, (D) Informationen, (E) sozial-demographische Daten. Zur Datenerhebung wurde SoSci-Survey [7] genutzt. Den freiwillig Teilnehmenden wurden max. 30 Fragen gestellt, wovon jede unbeantwortet bleiben konnte. Je nach Antwort auf die Filterfragen (1) Tätigkeit als medizinische Fachkraft, (2) Bekanntheit, (3) Nutzung, (4) Informiertheit zur ePA, (5) Häufigkeit medizinischer Behandlung wurden manche der Fragen ausgeblendet. Motivation für (1) waren potentielle Einflüsse hinsichtlich beruflicher ePA-Vorerfahrungen.
Der Fragebogen wurde zwischen 11/2021 und 02/2022 über verschiedene Kanäle (Fachverbände, Newsletter, universitäre Mailverteiler, sowie Social-Media) beworben.
Zweiseitige Tests bzgl. Präferenz der ePA-Funktionalitäten wurden mit Mann-Whitney-U-Test sowie der Kruskal-Wallis-Test (aufgrund differenter Skalenniveau, nicht-gegebener Normalverteilung) mittels SPSS(v27) zu α=0.05 durchgeführt.
Ergebnisse: Insgesamt nahmen 449 Personen an der Studie teil (Geschlecht: w=35,9%;m=40,8%; d=0,6%;k.A.=22,7%). Das Medianalter betrug 40-49 Jahre. Keine Vorerkrankungen hatten 29,2% der Teilnehmenden; eine Vorerkrankung: 17,2%; zwei oder mehr Vorerkrankungen: 29,4%. Als medizinische Fachkraft nahmen 118 Personen teil (26,3%;118/449). 89,8% der Teilnehmenden (403/449) war die ePA konzeptuell bekannt und 20,7% (93/449) nutzten diese; 309 taten dies nicht (68,8%), hiervon 26,5% (82/309) aus Datenschutzgründen, darunter 13 medizinische Fachkräfte.
Hinsichtlich des Funktionsumfangs wurden folgende drei von 19 abgefragten ePA-Funktionen als am sinnvollsten durch die Teilnehmenden bewertet [Skala: 1 (nicht) bis 5 (sehr)]:
(i) „Leichterer Austausch zwischen Versorgungseinrichtungen“: MW=4,66 (SD=0,851). Die Altersgruppen 18-29 (MW=4,89) und 60-69 (MW=4,33) unterscheiden sich signifikant (p=0,007; Effektstärke r=0,37). Keine signifikanten Unterschiede für medizinische Fachkraft sowie Geschlecht.
(ii) „Sammlung von medizinischen Dokumenten“: MW=4,66 (SD=0,855). Keine Unterschiede für: Alter, medizinische Fachkraft und Geschlecht.
(iii) „Notfalldaten bzw. regelmäßige Medikamente, Allergien“: MW=4,52 (SD=0,936). Keine Unterschiede für: Alter, medizinische Fachkraft und Geschlecht.?????
Als am wenigsten sinnvoll wurde die Funktion „Darstellung von Übungsvideos“ bewertet (MW=2,68; SD=1,317).
Diskussion & Schlussfolgerung: Die überwiegende Mehrheit der Studienteilnehmer*innen kannte das ePA-Konzept, jedoch nutzten sie zum Zeitpunkt der Studie nur knapp ein Viertel. Darstellung und Zugriff auf persönliche oder familiäre medizinische Dokumente werden als zentrale ePA-Funktionalität bewertet. Selbiges gilt für den Wunsch nach leichterem Dokumentenaustausch zwischen Leistungserbringern (vgl. [8], [9], [10]). Datenschutzbedenken sind bei einigen Befragten vorhanden, überwiegen jedoch nicht.
Hinsichtlich der Rekrutierung kann ein Selection-Bias nicht ausgeschlossen werden, da die hierfür genutzten Kanäle überwiegend einen akademischen oder digitalaffinen Hintergrund hatten. Des Weiteren ist die Stichprobe der Versicherten nicht als repräsentativ zu bewerten.
Um den Grad der ePA-Nutzung/-Verbreitung in Deutschland zu vergleichen, erscheint es sinnvoll, in einigen Jahren eine anknüpfende Folgestudie mit Fokus Stichprobenumfang/Repräsentativität durchzuführen. Ebenfalls interessant wäre es, die Veränderung der ePA-Bedarfe der Nutzer*innen zu untersuchen.
Die Autoren geben an, dass kein Interessenkonflikt besteht.
Die Autoren geben an, dass kein Ethikvotum erforderlich ist.
Literatur
- 1.
- Gesetz für schnellere Termine und bessere Versorgung (Terminservice- und Versorgungsgesetz, TSVG). Bundesgesetzblatt Nr. 18 vom 10.05.2019. [Abruf am 15. März 2022]. Verfügbar unter:Â https://www.bundesgesundheitsministerium.de/terminservice-und-versorgungsgesetz.html
- 2.
- Zhao JY, Song B, Anand E, et al. Barriers, Facilitators, and Solutions to Optimal Patient Portal and Personal Health Record Use: A Systematic Review of the Literature. In: AMIA Annual Symposium Proceedings Archive. 2017. p. 1913–1922.
- 3.
- Abd-Alrazaq A, Safi Z, Bewick BM, Househ M, Gardner PH. Patients' Perspectives About Factors Affecting Their Use of Electronic Personal Health Records in England: Qualitative Analysis. J Med Internet Res. 2021 Jan 13;23(1):e17500. DOI: 10.2196/17500
- 4.
- Fraccaro P, Vigo M, Balatsoukas P, Buchan IE, Peek N, et al. Patient Portal Adoption Rates: A Systematic Literature Review and Meta-Analysis. Stud Health Technol Inform. 2017;245:79-83.
- 5.
- an der Heiden I, Bernhard J, Otten M. Wissenschaftliche Evaluation des Produktivbetriebs der Anwendungen der Telematikinfrastruktur. IGES Institut;Â 2021 [Abruf am 22. März 2022]. Verfügbar unter:Â https://www.gematik.de/media/gematik/Medien/Telematikinfrastruktur/Dokumente/IGES_Studienbericht_WEV_Q3_2021.pdf
- 6.
- Klöckner J, Olk J. Elektronische Patientenakte: ePA-Start: Umstrittenes Anmelde-Verfahren stellt Kassen vor Dilemma. [Abruf am 22. März 2022]. Verfügbar unter:Â https://www.handelsblatt.com/inside/digital_health/elektronische-patientenakte-epa-start-umstrittenes-anmelde-verfahren-stellt-kassen-vor-dilemma/26774448.html
- 7.
- Leiner DJ. SoSci Survey (Version 3.1.06) [Computer software]. 2019 [Abruf am 28. März 2022]. Verfügbar unter:Â https://www.soscisurvey.de/
- 8.
- El-Toukhy S, Méndez A, Collins S, Pérez-Stable EJ. Barriers to Patient Portal Access and Use: Evidence from the Health Information National Trends Survey. J Am Board Fam Med. 2020;33(6):953-968. DOI: 10.3122/jabfm.2020.06.190402
- 9.
- Wallace LS, Angier H, Huguet N, et al. Patterns of Electronic Portal Use among Vulnerable Patients in a Nationwide Practice-based Research Network: From the OCHIN Practice-based Research Network (PBRN). J Am Board Fam Med. 2016;29(5):592-603. DOI: 10.3122/jabfm.2016.05.160046
- 10.
- Di Tosto G, McAlearney AS, Fareed N, Huerta TR. Metrics for Outpatient Portal Use Based on Log File Analysis: Algorithm Development. J Med Internet Res. 2020;22(6):e16849. DOI: 10.2196/16849