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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Prototypische Umsetzung einer elektronischen Patientenakte nach § 291a SGB V für die medizinische Forschung

Meeting Abstract

  • Krister Helbing - Abteilung Medizinische Informatik, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen
  • Matthias Quade - Abteilung Medizinische Informatik, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen
  • Christof Geßner - TMF –– Technologie- und Methodenplattform für die vernetzte medizinische Forschung e.V., Berlin
  • Raik Kuhlisch - Fraunhofer-Institut für Software- und Systemtechnik, Berlin
  • Thomas Kunz - Fraunhofer-Institut für Sichere Informationstechnologie, Darmstadt
  • Michael Frey - Nationales Register für angeborene Herzfehler e.V., Berlin
  • Otto Rienhoff - Abteilung Medizinische Informatik, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds445

doi: 10.3205/11gmds445, urn:nbn:de:0183-11gmds4450

Published: September 20, 2011

© 2011 Helbing et al.
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Text

Einleitung: Zur Vernetzung von medizinischer Forschung und Versorgung werden in mehreren Projekten Ansätze von der Patientenrekrutierung bis zu Versorgungsdatenbanken evaluiert und umgesetzt [1], [2], [3]. Die Nutzung einer patientengeführten Akte als freiwillige Anwendung der elektronischen Gesundheitskarte mit einer Anbindung an die medizinische Forschung wurde bisher nicht untersucht. In einem Forschungs- und Entwicklungsprojekt zur elektronischen Patientenakte (ePA) gemäß §291a SGB V wurden Nutzungsmöglichkeiten einer Patientenakte für die individuelle Gesundheitsversorgung untersucht. Desweiteren wurden konzeptionell und technische Möglichkeiten analysiert, Daten dieser patientengeführten Akte auch für die medizinische Forschung einzusetzen [4].

Material und Methoden: Die Anwendungsfälle des AHF-Patientenpasses wurden analysiert und durch die Nutzung einer ePA erweitert. Bei der Konzeption des Prototyps wurden Patientenbeteiligung, effizienter Datenaustausch, Steigerung der Datenqualität sowie Datensicherheit und Datenschutz in den Vordergrund gestellt. Die Umsetzung berücksichtigt die Anforderungen aus den Datenschutzkonzepten von TMF und gematik [5], [6]. Anhand des Projektes „Patientenpass für Patienten mit angeborenem Herzfehler“ (AHF-Patientenpass) des Nationalen Registers für Angeborene Herzfehler e.V.(NR-AHF) wurden die Ergebnisse prototypisch umgesetzt. Das NR-AHF hat bereits einen Papierausweis initiiert, der alle relevanten Daten für eine medizinische Erstversorgung beinhaltet. Derzeit werden die Daten vom Hausarzt papierbasiert erfasst, dann händisch in elektronische Form transkribiert und sowohl für den Patientenpass als auch für wissenschaftliche Auswertungen des Registers genutzt.

Ergebnisse: Für den Prototyp wurde eine IT-Komponente entwickelt (Forschungsadapter), welche eine sichere Verbindung zwischen dem Register und der ePA eines Patienten aufbaut und während der Kommunikation eine Pseudonymisierung bzw. Depseudonymisierung durchführt. Hierfür wurde das Testsystem des NR-AHF um Schnittstellen zum entwickelten Forschungsadapter erweitert. Die prototypische Umsetzung ermöglicht folgende Anwendungsfälle: (1) Das Register informiert den Patienten über den AHF-Patientenpass. (2) Der Patient füllt den Patientenpass in seiner ePA aus und schickt ihn seinem Hausarzt. (3) Der Hausarzt führt eine Qualitätssicherung des Patientenpasses in seinem Arztinformationssystem durch und überträgt die Daten zurück an die ePA. (4) Innerhalb der ePA kann der Patientenpass angezeigt und ausgedruckt werden. (5) Die Daten des Passes werden pseudonymisiert und an das Register für Forschungszwecke übermittelt.

Diskussion: Der Einsatz einer ePA ermöglicht es, den Patienten stärker in die Patientenpasserstellung einzubeziehen. Die elektronische Eingabe der Daten durch den Patienten und die medienbruchfreie Kommunikation mit dem Arzt und dem Register verhindern Doppelerfassungen und Tippfehler. Das vorgestellte Konzept ist auf andere Szenarien anwendbar, in denen strukturierte Daten in der Versorgung erfasst und der Forschung pseudonymisiert verfügbar gemacht werden sollen. Auch wenn aktuell noch rechtliche Hürden für die Umsetzung solcher Lösungen auf Basis der ePA nach § 291a SGB V gesehen werden, zeigen die vorliegenden Ergebnisse sinnvolle Anwendungsfälle und deren technische Umsetzbarkeit auf.

Acknowledgements: Das FuE Projekt zur »Elektronischen Patientenakte« gemäß § 291a SGB V wurde gefördert durch das Bundesministerium für Gesundheit (BMG) aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages. Die Arbeit zum Projekt „Patientenpass für Patienten mit angeborenem Herzfehler“ wurde unterstützt durch das Nationale Register für Angeborene Herzfehler e. V. und das Kompetenznetz Angeborene Herzfehler (Förderkennzeichen 01GI0210), gefördert vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF).


Literatur

1.
Dugas M, Amler S, et al. Estimation of patient accrual rates in clinical trials based on routine data from hospital information systems. Methods Inf Med. 2009;48:263-6.
2.
Helbing K, Sax U. Datenschutzkonforme Umsetzung einer ePA für die Nutzung patientenbezogener Studiendaten in der Versorgung. In: Zöllner I, Klar R, Hrsg. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (Tagungsband), Stuttgart; 2008. S. 218-220.
3.
El Fadly A, Daniel C, et al. Electronic Healthcare Record and Clinical Research in Cardiovascular Radiology. HL7 CDA and CDISC ODM Interoperability. AMIA Annu Symp Proc. 2007:216-20.
4.
Geßner C, Drepper J, et al. Anforderungen an die Nutzung von Elektronischen Patientenakten für die klinische Forschung. In: Schmücker P, Elsässer KH, Hayna S, Hrsg. Tagungsband der 55. GMDS-Jahrestagung 2010, Mannheim 2010. S. 704-705.
5.
Reng C, Debold P, et al. Generische Lösungen zum Datenschutz für die Forschungsnetze in der Medizin. Berlin: Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2006.
6.
gematik Gesellschaft für Telematikanwendungen der Gesundheitskarte mbH. http://www.gematik.de/ [13.04.2011] External link