gms | German Medical Science

MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Best Practices Gesundheitsportal für pflegende Angehörige – Potential vs. Realität

Meeting Abstract

  • Roland Görlitz - FZI Forschungszentrum Informatik, Karlsruhe
  • Walter Ohler - Vitapublic, München
  • Maren Wieser - Vitapublic, München
  • Asarnusch Rashid - FZI Forschungszentrum Informatik, Karlsruhe

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds397

doi: 10.3205/11gmds397, urn:nbn:de:0183-11gmds3977

Published: September 20, 2011

© 2011 Görlitz et al.
This is an Open Access article distributed under the terms of the Creative Commons Attribution License (http://creativecommons.org/licenses/by-nc-nd/3.0/deed.en). You are free: to Share – to copy, distribute and transmit the work, provided the original author and source are credited.


Outline

Text

Einleitung: Mehr als zwei Drittel der Teilnehmer einer 2005 deutschlandweit durchgeführten Studie gaben an, dass sie im Internet Gesundheitsinformationen gesucht haben [1]. Weitere Studien besagen, dass die Nutzerzahlen von Gesundheitsportalen kontinuierlich steigen und medizinische sowie pflegerische Informationen verstärkt nachgefragt werden [2], [3]. Ungeklärt ist allerdings, ob durch Gesundheitsportale und aktuelle Web 2.0 Technologien die Informationsdefizite von einer speziellen Zielgruppe wie den pflegenden Angehörigen adressiert werden können. Im Rahmen des BMBF-geförderten Projekts easyCare wurden 283 Gesundheitsportale im Jahr 2010 untersucht und deren mögliche Gestaltungsdimensionen und Erfolgsfaktoren aufgezeigt und evaluiert [4]. Daran anknüpfend wurde ein Gesundheitsportal für pflegende Angehörige entwickelt, in Betrieb genommen, mit einer Gruppe von Testnutzern evaluiert und die Evaluationsergebnisse den in state-of-the-art Literatur skizzierten Potentialen gegenübergestellt.

Material und Methoden: Im Rahmen der Literaturrecherche wurden die Anzahl der im Zeitraum von 2000 bis 2010 in den Datenbanken EbscoHost, ACM Portal, AIS Digital Library, Pubmed, Web of knowledge, IEEE Xplore, Medline und Scopus registrierten Publikationen zum Thema Health 2.0, Medicine 2.0 und Patient 2.0 erfasst und bezüglich der erwähnten Potentiale analysiert. Das Gesundheitsportal wurde mithilfe einer LAMP-Architektur aufgesetzt und stellt pflegenden Angehörigen verschieden aufbereitete Informationen aus dem Bereich häusliche Pflege zur Verfügung. Es wurden verschiedene Technologien und unterschiedliche Arten der Informationsvermittlung eingesetzt, über die die 99 Testnutzer, überwiegend pflegende Angehörige, nach einer 2-Monatigen Testphase online befragt wurden.

Ergebnisse: Die Auswertung der Literaturdatenbanken ergab einen Anstieg der Gesamtpublikationen von durchschnittlich 15,3 im Jahr 2000 auf 163,6 im Jahr 2010. Auffällig ist der besonders starke Anstieg innerhalb der letzten 4 Jahre und die wenigen deutschsprachigen Publikationen. Die am häufigsten angesprochenen Potentiale sind Health Social Networks und der dadurch mögliche Austausch, eine patientenzentrierte und personalisierte Versorgung sowie eine generelle Selbstbefähigung der Patienten. Die Antworten des Online-Fragebogens (Rücklaufquote: 45,54%) zeigen, dass die Mehrheit der Nutzer Videos und Animationen gegenüber Textbeiträgen bevorzugt, wobei die Zustimmung zum generellen Informationsgehalt der Inhalte sehr hoch ist (>75%). Weiterhin können sich die Nutzer vorstellen, die Vorteile einer Online Community zu nutzen, aber bleiben skeptisch. Die im Freitext gestellte Frage „Was sind Web2.0 Angebote?“ zeigt andererseits exemplarisch, wie wenig sich die Nutzer der Möglichkeiten bewusst sind.

Diskussion: Gerade die Zielgruppe der pflegenden Angehörigen ist durch den hohen Anteil älterer Frauen differenzierter zu betrachten [5]. Dadurch können die allgemein vorhandenen Potentiale von Web 2.0 Technologien im Gesundheitswesen nicht einfach übertragen werden. Für pflegende Angehörige muss daher die grundlegende Problematik nutzergenerierte Inhalten stärker adressiert und mehr Rücksicht auf fehlende Technologie-affinität genommen werden.


Literatur

1.
Andreassen HK, Bujnowska-Fedak MM, Chronaki CE, Dumitru RC, Pudule I, Santana S, et al. European citizens' use of E-health services: a study of seven countries. BMC Public Health. 2007;7:53.
2.
Kummervold PE, Chronaki CE, Lausen B, et al. “eHealth trends in Europe 2005-2007: a population-based survey.” Journal of medical Internet research. 2008;10(4):e42.
3.
Swan M. Emerging patient-driven health care models: An examination of health social networks, consumer personalized medicine and quantified self-tracking. International Journal of Environmental Research and Public Health. 2009;6(2):492-525.
4.
Görlitz RA, Seip B, Rashid A, Zacharias V. Health 2.0: Überblick über Gestaltungsdimensionen von Gesundheitsportalen bzw. Online-Communities. In: 55. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (GMDS), Mannheim, 2010.
5.
Statistisches Bundesamt. „Pflegestatistik 2007 – Pflege im Rahmen der Pflegeversicherung – Deutschlandergebnisse. Wiesbaden; 2008.