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MAINZ//2011: 56. GMDS-Jahrestagung und 6. DGEpi-Jahrestagung

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V.
Deutsche Gesellschaft für Epidemiologie e. V.

26. - 29.09.2011 in Mainz

Nichtlineare Modellierungen komplexer Assoziationen – ein Methodenvergleich am Beispiel traumatischer Kindheitserinnerungen

Meeting Abstract

  • Carsten Schmidt - Universität Greifswald, Greifswald
  • Till Ittermann - Universität Greifswald, Greifswald
  • Andrea Schluz - Universiät Greifswald, Greifswald
  • Hans Grabe - Universiät Greifswald, Greifswald
  • Sebastian Baumeister - Universiät Greifswald, Greifswald

Mainz//2011. 56. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds), 6. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Epidemiologie (DGEpi). Mainz, 26.-29.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11gmds071

doi: 10.3205/11gmds071, urn:nbn:de:0183-11gmds0712

Published: September 20, 2011

© 2011 Schmidt et al.
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Hintergrund: Nichtlineare Assoziationen werden in epidemiologischen Analysen nach wie vor regelmäßig ignoriert, obwohl zahlreiche statistische Verfahren zu deren Erfassung verfügbar sind, z.B. Fractional Polynmials, Splines und mehrere nichtparametrische Ansätze. Gleichzeitig stellt deren sinnvoller Einsatz hohe Anforderungen an die Analysten, z.B. in Hinblick auf Modellvergleiche und Regressionsdiagnostik, um sinnvolle Resultate zu erhalten. Dieser Beitrag stellt wichtige Ansätze und deren Fallstricke am Beispiel von Daten zu Kindheitstraumata gegenüber.

Methoden: Datengrundlage bilden 2.025 Erwachsene im Alter von 29-85 Jahren, die an der SHIP-Legende Studie in Vorpommern teilgenommen haben. Kindheitstraumata wurden mit dem Childhood Traumata Questionnaire (CTQ) erhoben. Analysiert wurde der Zusammenhang zwischen dem Alter und ausgewählten Items des CTQ auf den Dimensionen körperliche Vernachlässigung, emotionale Vernachlässigung und sexueller Mißbrauch mittels Fractional Polynomials, B-Splines, kubischen Splines und Locally Weighted Regression (LOWESS). Im Fokus des statistischen Modellvergleichs stehen Devianz-Tests, Informationskriterien und Residuendiagnostik.

Ergebnisse: Kein einzelnes Verfahren ist geeignet, die stark unterschiedlichen Assoziationen zwischen dem Alter und verschiedenen Aspekten des Kindheitsmissbrauches durchweg geeignet abzubilden. Beispiele für substantielles Under- und Overfitting umfassen den Einsatz von Fractional Polynomials in Hinblick auf Mangelernährung in der Nachkriegszeit oder soziale Unterstützung durch die Familie oder sexueller Mißbrauch mittels Splines. Der Verlaß auf stat. Modellvergleiche ohne Residuendiagnostik führt teilweise zu erheblich falschen Bewertungen der Zusammenhänge.

Diskussion: Nichtlineare Verfahren umfassen einerseits mächtige Modelle zur Analyse von Assoziationen. Dennoch führt der unkritische Einsatz dieser Verfahren, bedingt durch deren Flexibilität, mit erhöhter Wahrscheinlichkeit zu Analyseartefakten. Statistische Methoden zum Modellvergleich sollten neben geeigneten Verfahren zur Regressionsdiagnostik methodenübergreifend eingesetzt werden, um plausible Ergebnisse zu erhalten.


Literatur

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