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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Der amerikanische CCR Standard - Impulse für Kontinuität in der medizinischen Dokumentation

Meeting Abstract

  • Hans Demski - Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Neuherberg, Deutschland
  • Peter Waegemann - Medical Records Intitute, Boston, USA
  • Rolf Engelbrecht - Helmholtz Zentrum München - Deutsches Forschungszentrum für Gesundheit und Umwelt (GmbH), Neuherberg, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocMI13-2

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Published: September 10, 2008

© 2008 Demski et al.
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Text

Einleitung und Fragestellung

In Amerika wurde seit über 30 Jahren an der Einführung von elektronischen Patientenakten (EPA) gearbeitet. Eine EPA kann dazu beitragen die Qualität und Effizienz der Gesundheitsversorgung zu verbessern [1]. Mittlerweile werden viele verschiedene Systeme eingesetzt um die medizinische Dokumentation durchzuführen. Die so anzutreffende heterogene Landschaft im Umfeld der EPA erschwert die im Rahmen der modernen Versorgung wesentliche Kommunikation untereinander. Die Grundlage für eine Übermittlung von Inhalten der EPA bildet die Definition von allgemein anerkannten Datensätzen (z.B. ISO 21549 Patient Health Card Data oder HL7). Darüberhinaus muss auch der Kontext der übermittelten Daten erhalten bleiben, um eine korrekte Interpretation zu ermöglichen. Dies kann durch eine Erweiterung der EPA um semantische Aspekte erreicht werden (z.B. HL7 CDA oder CEN 13606). Es gibt viele konkurrierende Ansätze für das Problem des Austauschs medizinischer Daten zu lösen; Teillösungen existieren.

Material und Methoden

Vor diesem Hintergrund wurde der Continuity of Care Record (CCR) als eine leicht zu implementierende Lösung entwickelt. Er stellt einen zentralen Datensatz dar, der bereichs- und zeitübergreifend sämtliche für die medizinische Behandlung relevanten Patientendaten bereitstellen soll. Der CCR wurde innerhalb des ASTM (eine amerikanische Standarisierungseinrichtung neben IEEE und ANSI) [2] mit Unterstützung von 12 Organisationen die fast 500.000 Ärtze und Informatiker repräsentieren entwickelt.

Der CCR definiert einen umfassenden Datensatz, der in den USA den klassischen Arztbrief ersetzt [3]. Die Daten werden im XML Format abgespeichert und können so möglichst einfach innerhalb verschiedener Anwendungen wiederverwertet oder auch für den Patienten ausgedruckt werden.

Inhaltlich werden dabei u.a. folgende Bereiche abgedeckt: Identifikation, Versicherungsdaten, Patientenverfügungen, Gesundheitsstatus, Probleme und Diagnosen, Familien- und Sozailanamnese, Risiken, Maßnahmen, Medikation, Vitaldaten, Behandlungsplan und Behandelnde Ärzte/Einrichtungen. Der CCR wurde für den Einsatz bei vielfältigen Ereignissen konzipiert. Überweisung, Entlassung, Persönliche Akten, Homemonitoring, Disease Management Programme und auch Artztwechsel werden unterstützt [4].

Ergebnisse

In den USA wurde dieser Standard mittlerweile bei über 40 Systemherstellern umgesetzt [5], wobei drei Grundfunktionalitäten unterschieden werden:

  • CCR Export, d.h. die Generierung eines CCR-Datensatzes aus der jeweiligen elektronischen Patientenakte des Herstellers
  • Accept and View ermöglicht Upload, Speicherung und Betrachtung eines CCR in der Software des Herstellers
  • CCR Import schließt die inhaltliche Integration in die elektronische Patientenakte des empfangenden Systems Herstellers.

Auch eine Harmonisierung mit den in HL7 [6] vorangetriebenen Standardisierungsaktivitäten ist erfolgt. Eine Umsetzung des relativ einfach strukturierten CCR in HL7 CDA ist bereits verfügbar, das HL7 Continuity of Care Document (CCD).

Diskussion

Der CCR beschreibt den Status des Patienten zu einem bestimmten Zeitpunkt. Er sollte möglichst am Ende jedes Patientenkontaktes aktualisiert werden. Dies kann idealerweise auch automatisiert aus der bereits vorliegenden Dokumentation innerhalb einer EPA erfolgen. So kann der CCR dazu dienen Patientendaten aus verschiedenen Quellen zu einem umfassenden Überblick zusammenfassen. Dabei wird ein möglichst vollständiges klinisches Bild des aktuellen Gesundheitszustands eines Patienten unter Berücksichtigung wichtiger historischer Daten geformt. Der CCR hat also das Potenzial, den Bedarf nach einer allgemeinen medizinischen Basisdokumentation zu decken. Er stellt einen pragmatischen Ansatz dar, die von allen Beteiligten im Gesundheitswesen benötigten zentralen Patientendaten bereitzustellen. Darüberhinaus wird die Position des Patienten gestärkt, weil der CCR vom Patienten entweder selbst mitgeführt (z.B. auf dem Mobiltelefon) oder in seiner persönlichen Online-Akte abgelegt wird. Die Erfahrungen in den USA zeigen, daß eine Integration in die verschiedenen bereits existierenden KIS oder PVS Systeme unproblematisch ist. Allerdings muss, ähnlich der Harmonisierung mit HL7 eine Anpassung des CCR an die spezifischen europäischen Anforderungen (die u.a. auch im Standard CEN 13606 formuliert sind) erfolgen.


Literatur

1.
Jaspers MWM, Knaup P, Schmidt D. The computerized Patient Record: Where do we Stand? Meth Inform Med supplement, IMIA Yearbook 2006: 29-39
2.
ASTM International. Unter: http://www.astm.org External link
3.
AAFP Center for Health Information Technology. Unofficial FAQs About the ASTM CCR Standard. Unter: http://www.centerforhit.org/x1750.xml External link
4.
Waegemann P. RHIOs und CCR – Wege zur elektronischen Patientenakte in den USA, Keynote. TELEMED Konferenz, Berlin 2007. Unter: http://www.telemed-berlin.de/telemed2007/Vortraege/Telemed%202007_Waegemann.pdf External link
5.
AAFP Center for Health Information Technology. CCR Product Compatibility List. Unter: http://www.centerforhit.org/x2022.xml External link
6.
Health Level Seven. Unter: http://www.hl7.org External link