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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Benchmarking von Prozess- und Ergebnisqualität in der Onkologie von Patienten aus der Region Stuttgart

Meeting Abstract

  • Anette Stauch - Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Christoph Meisner - Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland
  • Friedhelm Brinkmann - Onkologischer Schwerpunkt Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
  • Else Heidemann - Onkologischer Schwerpunkt Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
  • Cornelia Junack - Onkologischer Schwerpunkt Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
  • Christine Stumpp - Onkologischer Schwerpunkt Stuttgart, Stuttgart, Deutschland
  • Dagmar Henke - Universität Tübingen, Tübingen, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocMBIO3-4

The electronic version of this article is the complete one and can be found online at: http://www.egms.de/en/meetings/gmds2008/08gmds061.shtml

Published: September 10, 2008

© 2008 Stauch et al.
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Text

Einleitung und Fragestellung

Ziel der Studie ist die Beurteilung von Wirksamkeit und Qualität der medizinischen Versorgung exemplarisch an den Entitäten Mamma-, Kolon- und Rektumkarzinom. Wichtigstes Kriterium ist hierbei die Ergebnisqualität, die aus 3 unterschiedlichen Perspektiven beurteilt wird:

  • diagnosebezogene, medizinische Ergebnisse (Tod, Rückfall)
  • Beurteilung durch den Patienten (Lebensqualität)
  • Beurteilung durch den nachbehandelnden Arzt (Allgemeinzustand nach WHO)

Die Überprüfung der Prozessqualität (Behandlungsablauf, Leitliniencompliance) soll dazu beitragen, mögliche Ursachen für Unterschiede in der Ergebnisqualität zu finden [1].

Material und Methoden

Patienten mit Diagnose Mamma- (ICD C50), Kolon- (ICD C18) oder Rektumkarzinom (ICD C19/20) zwischen 30.09.2003 und 30.06.2006, die primär kurativ an einer, dem Onkologischen Schwerpunkt Stuttgart (OSP) angehörenden Klinik behandelt wurden und keine Fernmetastasen, Rezidiverkrankungen, vorausgehende Malignome oder Zweitmalignome haben, wurden in die Studie eingeschlossen.

Als Datenbasis dienen Stammdaten aus der klinischen Tumordokumentation, ein jährlicher Vitalstatusabgleich mit den kommunalen Rechenzentren Baden-Württembergs, Lebensqualitätsfragebögen ausgefüllt von den Patienten selbst, sowie für Patienten mit Einwilligung zur Studie Verlaufsdaten zu Rückfallstatus, Therapie und Allgemeinzustand nach WHO. Diese Verlaufsdaten werden durch jährliche Rückfragen bei den niedergelassenen, nachbehandelnden Ärzten oder aus der klinischen Tumordokumentation erhoben.

Die Überlebenswahrscheinlichkeit und die Wahrscheinlichkeit einer rückfallfreien Zeit wurden durch Kaplan-Meier-Schätzer und Cox-Modelle kontrolliert für die Faktoren Klinik, Alter, Geschlecht, Grading, TN-Klassifikation, ICD-O-DA, Kohorte und dem Hormonrezeptorstatus (nur für Mammakarzinom) verglichen. Daten zu Lebensqualität und Allgemeinzustand nach WHO wurden mit Hilfe von ordinalen logistischen Regressionsmodellen einander gegenübergestellt.

Die Prozessqualität wurde anhand von Therapieempfehlungen der OSP-Leitlinie, den S3-Leitlinien der DKG und durch Vergleiche mit Daten anderer Krebsregister überprüft.

Ergebnisse

1.
Im Cox-Modell deuten sich für Patienten mit Mammakarzinom für eine Klinik höhere Werte in Sterbe- und Rückfallwahrscheinlichkeit an.
2.
Bei Kolonkarzinom haben Patienten einer Klinik eine deutlich geringere Sterbewahrscheinlichkeit als die Patienten aller anderen Kliniken. Für die Rückfallwahrscheinlichkeit lassen sich keine Unterschiede belegen.
3.
Im Cox-Modell für Rektumkarzinom scheinen Patienten derselben Klinik wie im Modell für Kolonkarzinom eine geringere Sterbewahrscheinlichkeit zu haben. Der Unterschied ist jedoch nur bezüglich einer Klinik deutlich. Für die Rückfallwahrscheinlichkeit lassen sich keine Unterschiede belegen.

Diskussion

Wodurch die Unterschiede in Sterbe- und Rückfallwahrscheinlichkeit zwischen den Kliniken entstehen, muss gemeinsam mit den Klinikärzten diskutiert und an Zahlen zur Prozessqualität überprüft werden. Ein offener Erfahrungsaustausch bietet hierbei die Chance voneinander zu lernen und Behandlungsmethoden zu optimieren.

Besonderes zu beachten ist die Vergleichbarkeit der Patienten. Ziel einer Risikoadjustierung ist es, nur Patienten mit ähnlichem Risikoprofil bzw. nur Kliniken mit ähnlicher Patientenzusammensetzung (Case Mix) zu vergleichen um somit eventuelle Patientenselektionen in der Auswertung zu berücksichtigen. Ältere und multimorbide Patienten sind hierbei eine besondere Herausforderung [2], [3]. Da eine zufällige Zuteilung der Patienten auf die Kliniken nicht möglich ist und die Anzahl an zu dokumentierender und auszuwertender Merkmale begrenzt ist, muss man sich hier auf die relevanten Faktoren einigen.


Literatur

1.
Donabedian A. Evaluating the Quality of Medical Care. In: The Milbank Memorial Fund Quarterly Vol. XLIV, No. 3, Part. 2 (1966): 166-206.
2.
Eichenlaub A, Sangha O, Schellschmidt H, Schneeweiss S. Das "Qualitätsmodell Krankenhaus" - ein Ansatz zur Messung der Ergebnisqualität. In: Arnold M, Klauber J , Schellschmidt H, (Hrsg.): Krankenhaus-Report 2001. Stuttgart, New York: Schattauer 2001.
3.
Wegscheider A. Methodische Anforderungen an Einrichtungsvergleiche. Z ärztl Fortb Qual Gesundheitswes 2004; 98: 647-654.