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53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie e. V. (GMDS)

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie

15. bis 18.09.2008, Stuttgart

Untersuchungen zur Lebensqualität bei Patienten mit myokardialer Stammzellinjektion

Meeting Abstract

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  • Susan Freier - Universität Rostock, Rostock, Deutschland
  • Dagmar Greiner - Universität Rostock, Rostock, Deutschland
  • Gustav Steinhoff - Universität Rostock, Rostock, Deutschland

Deutsche Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie. 53. Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Medizinische Informatik, Biometrie und Epidemiologie (gmds). Stuttgart, 15.-19.09.2008. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2008. DocEPI2-3

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Published: September 10, 2008

© 2008 Freier et al.
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Einleitung und Fragestellung

Im Juni 2001 begann die Arbeitsgruppe um Prof. Dr. med. G. Steinhoff in der Klinik und Poliklinik für Herzchirurgie der Universitätsklinik Rostock mit einer klinischen Studie zur myokardialen Stammzelltherapie [1].

Bei dieser neuen Therapiemethode wurden autologe (körpereigene) mesenchymale Stammzellen aus dem Knochenmark in das infarzierte Randgebiet des Myokards injiziert. Die Injektion erfolgte in Kombination mit einer Bypassoperation am Herzen. Das Ziel der Therapie war, durch eine Erhöhung der Revaskularisation im Infarktgebiet die Perfusion des Myokards zu verbessern. Ein weiteres Ziel war die Steigerung der Kontraktilität des Myokards im Infarktnarbenbereich um die Pumpfunktion des Herzens zu verbessern [1] ,[2], [3].

Im postoperativen Verlauf wurden zu definierten Zeitpunkten Parameter zur Überprüfung der Funktion des Herzens aufgenommen. Da die Lebensqualität bei Patienten mit Herzinsuffizienz beeinträchtigt ist, wurde diese ebenfalls erfasst. Dies konnte mit Hilfe eines speziell dafür entwickelten Fragebogens, dem „Minnesota Living with Heart Failure Questionaire“ (MLHFQ), erfolgen. Bei diesem Fragebogen handelt es sich um einen krankheitsspezifischen Fragebogen, der speziell für Herzinsuffizienzpatienten 1984 von Rector et al. entwickelt wurde, um die Schwere der Beeinträchtigung objektivieren zu können [4].

Material und Methoden

Der MLHF-Fragebogen besteht insgesamt aus 21 Fragen mit jeweils 6 Antwortmöglichkeiten (0-5) in Form einer „Likert scale“. Der Inhalt der Fragen wurde so ausgewählt, dass er repräsentativ für die Auswirkungen der Herzinsuffizienz und deren Behandlung auf physischer, emotionaler, sozialer und mentaler Ebene ist. Die Null bedeutet, dass keine Einschränkungen vorliegen und die 5 sagt aus, dass die Einschränkungen sehr stark sind. Dazwischen hat der Patient die Möglichkeit seine Einschränkungen genau zu differenzieren und möglichst realistisch sein Befinden wiederzuspiegeln. Die Summe der Antworten reflektiert die Gesamteinwirkung auf die individuelle Lebensqualität.

Diesen Fragebogen erhielt jeder Studienpatient zusammen mit einer Weihnachtsgrusskarte zum Weihnachtsfest 2006. Die Karten wurden von Schülern einer Grundschule in der Vorweihnachtszeit mit viel Mühe angefertigt. Die Patienten wurden gebeten den vollständig ausgefüllten Fragebogen mittels des beigelegten frankierten Rückumschlags zurückzusenden.

Ergebnisse

Die Auswertung erfolgte über die globale Punktezählung (= global score), wobei alle Antworten der 21 Fragen summiert wurden. Die maximale Punktezahl liegt für den MLHFQ bei 105 Punkten [4].

Die statistische Auswertung der Daten erfolgte mit Hilfe von SPSS 15.0. Von den 56 angeschriebenen Patienten die Stammzellen bekommen haben, erhielten wir 42 Fragebögen zurück und von den 23 angeschriebenen Kontrollpatienten wurden 17 Fragebögen zurückgesendet (Abbildung 1 [Abb. 1]).

Die subjektive Lebensqualität der Patienten beider Gruppen war mehrheitlich sehr gut. Ein Patient aus der Kontrollgruppe gab bei allen Fragen an, dass keine Einschränkungen vorlagen, bei einem Patienten aus der Stammzellgruppe lag nur bei einer Frage eine sehr geringe Einschränkung vor. Es gab auch in beiden Gruppen Patienten mit starken Einschränkungen. Ein erwarteter signifikanter Unterschied in der Lebensqualität zwischen den Gruppen im Langzeit-Follow-up ließ sich nicht bestätigen. Die Unterschiede waren nicht signifikant.

Ein zeitlicher Verlauf der Lebensqualität (präoperativ zu Langzeit-Follow-up) konnte nicht beobachtet werden, da zum Zeitpunkt des Beginns der Studie der Fragebogen in die Voruntersuchungen noch nicht mit aufgenommen war (Abbildung 2 [Abb. 2]).

Diskussion

Um die gesundheitsökonomische Bedeutung einer neuen Therapie abschätzen zu können, ist die Erfassung der Lebensqualität unerlässlich. In der klinischen Forschung geht es heute nicht mehr allein darum das Leben schwerstkranker Patienten zur verlängern. Ein wesentlicher Ansatz ist auch die Verbesserung der Lebensqualität. Die Studie zur intramyokardialen Injektion von Stammzellen zeigte eine Verbesserung der LVEF als wesentlichem Parameter der Herzmuskelfunktion. Aufgrund von fehlenden QoL-Untersuchungen vor der Therapie konnte nur ein Vergleich beider Gruppen nach der Therapie gemacht werden, der keinen signifikanten Unterschied lieferte.

Die Faszination von Regenerationsprozessen im Körper erhält durch die rasch wachsenden Erkenntnisse aus der Stammzellforschung eine neue Aktualität. Die molekulare Einsicht in biologische Prozesse auf der Basis von Stammzellen und klinischen Beobachtungen schafft Hoffnung und hat Visionskraft. Von besonderem Interesse und klinischer Relevanz ist die Regenerationsfähigkeit des Herzens. Die Auslösung und Beherrschung von Regenerationsprozessen im Herzen hätte bahnbrechende Auswirkungen in der Therapie von Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Eine jetzt beantragte Phase III-Studie zu dieser Therapie an der Herzchirurgie der Universität Rostock wird die Untersuchungen zur Lebensqualität nicht unberücksichtigt lassen.


Literatur

1.
Stamm C, Kleine HD, Choi YH, Dunkelmann S, Lauffs JA, Lorenzen B, David A, Liebold A, Nienaber C, Zurakowski D, Freund M, Steinhoff G. Intramyocardial delivery of CD133+ bone marrow cells and coronary artery bypass grafting for chronic ischemic heart disease: safety and efficacy studies. J Thorac Cardiovasc Surg. 2007 Mar;133(3):717-25. Epub 2007
2.
Stamm C, Liebold A, Steinhoff G, Strunk D. Stem cell therapy for ischemic heart disease: beginning or end of the road? Cell Transplant. 2006;15 Suppl 1:S47-56.
3.
Steinhoff G. Stem cell therapy for the regeneration of heart muscle. Internist (Berl). 2006 May;47(5):479-80, 482-4, 486-7. German.
4.
Rector TS, Cohn JN. Assessment of Patient Outcome with the Minnesota Living with Heart failure. Questionnaire: Reliability and validity during a randomized, double-blind, placebo-controlled trial of pimobendan. Am Heart J. 1992;124:1017-25.