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Psychische Störungen als Gegenstand der Gesundheitsberichterstattung
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Published: | September 6, 2007 |
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Hintergrund: Angesichts der Häufigkeit psychischer Störungen und der bekannten Unterversorgung psychischer Störungen muss das Thema auch in der Gesundheitsberichterstattung einen größeren Stellenwert einnehmen als bisher. Allerdings ist die Verfügbarkeit von Daten dazu auf kommunaler und Länderebene prekär, die Datenlage ist lückenhaft und inkonsistent. Der Vortrag hat zum Ziel, verfügbare Datenquellen zu psychischen Störungen zu sichten und hinsichtlich ihrer Eignung für die Gesundheitsberichterstattung aus einem Anwendungsbeispiel heraus zu bewerten.
Methoden: Ein Baustein der bayerischen Gesundheitsberichterstattung ist der „Gesundheitsmonitor Bayern“. Im Zuge der Erstellung eines solchen Gesundheitsmonitors zu psychischen Störungen wurden Sekundärdaten recherchiert. Dazu wurden Studien und Routinestatistiken (ambulante Behandlungen, Arzneimittelverordnungen, Krankenhausfälle, Arbeitsunfähigkeit und Frühverrentungen) genutzt.
Ergebnisse: In Bayern entfielen im Jahr 2004 ca. 4 %–5 % der Haus- und Facharztdiagnosen im ambulanten Sektor auf die ICD-Hauptgruppe V. Schätzungsweise waren in diesem Zeitraum 3,4 Mio. Menschen mit einer solchen Diagnose in ambulanter Behandlung, darunter deutlich mehr Frauen als Männer. Die Zahl der im Krankenhaus behandelten Fälle betrug ca. 145.000. Der Trend ist steigend. Dabei liegt die Rate der Männer über der der Frauen – bedingt durch alkoholassoziierte Behandlungsfälle. Bei den affektiven Störungen liegt die Rate der Krankenhausfälle bei den Frauen in allen Altersgruppen über der der Männer. Zur Arbeitsunfähigkeit liegen nur Daten einzelner Krankenkassen vor. Bei den AOK-Versicherten entfallen ca. 4 % der Arbeitsunfähigkeitsfälle auf psychische Erkrankungen. Auf psychische Störungen entfielen im Jahr 2004 ca. 10 % der gesamten Krankheitskosten, in Bayern waren es ca. 3,4 Mrd. Euro.
Diskussion: Die zurzeit verfügbaren Datenquellen erlauben orientierende Aussagen auf Landesebene. Für die Versorgungs- und Präventionsplanung sind jedoch dringend bessere Daten zur regionalen Epidemiologie psychischer Störungen erforderlich. Dies würde auch einen Beitrag zum Europäischen Aktionsplan für psychische Gesundheit leisten, den die Europäische Ministerielle Konferenz 2005 verabschiedet hat. In Bayern wird geprüft, das Thema psychische Gesundheit stärker in der Gesundheitsinitiative Gesund.Leben.Bayern. zu berücksichtigen.
Literatur
- 1.
- EU: European Commission. The State of Mental Health in the European Union. Luxembourg, 2004.
- 2.
- EU: European Commission. Green Paper. Improving the mental health oft the population: Towards a strategy on mental health for the European Union. Brussels; 2005.
- 3.
- EU: Europäische Kommission. Psychisches Wohlbefinden. Eurobarometer Spezial 248; 2006.