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Kongress Medizin und Gesellschaft 2007

17. bis 21.09.2007, Augsburg

Zum Nutzen und zur Notwendigkeit des Einsatzes eines Systems zur Informationsextraktion im klinischen Alltag: Ergebnisse einer Studie

Meeting Abstract

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  • Kerstin Denecke - Technische Universität Braunschweig

Kongress Medizin und Gesellschaft 2007. Augsburg, 17.-21.09.2007. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2007. Doc07gmds064

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Published: September 6, 2007

© 2007 Denecke.
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Einleitung: Die patientenbezogene Dokumentation hat eine große Bedeutung bei der Patientenbehandlung, der Entscheidungsunterstützung sowie der Qualitätssicherung. Sie soll zunehmend administrative Anforderungen erfüllen. Die Dokumentationspflicht wird immer mehr als „bürokratische Belastung“ empfunden [1]. Kann durch texttechnologische Verfahren wie der Informationsextraktion die Auswertung und Weiterverarbeitung medizinischer Dokumente unterstützt und Mehrfachdokumentation vermieden werden?

Die vorgestellte Studie dokumentiert den Zeitaufwand von angestellten und niedergelassenen Ärzten für Tätigkeiten der Dokumentation und Datenrecherche. Mögliche Anwendungsfelder eines Systems zur Informationsextraktion werden ermittelt.

Material und Methoden: Im Herbst 2006 wurden 105 zufällig ausgewählte niedergelassene und angestellte Ärzte befragt. Der Fragebogen besteht aus drei Teilen, die Fragen zu den Bereichen

  • Kontrolle und Abrechnung,
  • Suche nach Patientendaten und
  • Mehrfacharbeit bzw. Automatisierung von Prozessen

enthalten.

Ergebnisse: Dokumentationsaufgaben sowie die Ermittlung und Zusammenstellung abrechnungsrelevanter Daten beanspruchen jeweils zwischen 10 und 30% der ärztlichen Arbeitszeit. Bis zu 10% der Arbeitszeit wird für die Suche nach bestimmten „Fällen“ verwendet. Plausibilitätskontrollen (74%), eine Medikamentenüberprüfung (40%) sowie eine automatische Kodierung (66%) sind die zu unterstützenden Hauptaufgaben.

Gegenstand einer gezielten Suche ist die Ermittlung

  • von Patienten, die bestimmte Charakteristika erfüllen, z.B. für die eine bestimmte Diagnose gestellt wurde (31%),
  • von Informationen zur Unterstützung der Behandlung eines Patienten (42%) sowie
  • von Daten für statistische Auswertungen (27%).

Die Befragten stehen einem unterstützenden Werkzeug, wie es z.B. von Denecke/Kohlhof [2], [3] beschrieben wird, aufgeschlossen gegenüber (84%). Etwa 14% würden ihm mit Vorsicht bzw. Vorbehalten begegnen, 2% würden es vollständig ablehnen.

Schlussfolgerung: Die Studie zeigt, dass im Bereich der medizinischen Dokumentation und Datenrecherche große Optimierungspotentiale bestehen. Die Notwendigkeit wird auch durch eine weitere Studie [4] belegt. Es besteht eine Offenheit gegenüber einem unterstützenden Werkzeug. Die Befragten machten zahlreiche Vorschläge für realistische unterstützende Anwendungen, die Methoden der Informationsextraktion benötigen. Ziel sollte es daher sein, dem ärztlichen Personal die bestehenden Technologien in entsprechenden Anwendungen zur Verfügung zu stellen und sie damit von der ihnen zusätzlich aufgebürdeten Dokumentationslast zu entlasten.


Literatur

1.
Brenner G, Graubner B. Was heißt und zu welchem Ende betreibt man medizinische Dokumentation? Medizinische Dokumentation zur Optimierung von Qualität, Transparenz und Vergütung in der Gesundheitsvorsorge. Zentralinstitut für die kassenärztliche Versorgung in der Bundesrepublik Deutschland. Köln: Deutscher Ärzte-Verlag; 2007. S. 7.
2.
Denecke K, Kohlhof I, Bernauer J. Information Extraction Based On Multiaxial Indexing And Phrase Structure Analysis. 20th International Congress of the European Federation for Medical Informatics. Maastricht; August 2006.
3.
Denecke K, Kohlhof I. Informationsextraktion aus medizinischen Textes basierend auf einer multiaxialen Indexierung. 51. Jahrestagung der GMDS. Leipzig; September 2006.
4.
Wegweiser GmbH. Jahrbuch Gesundheitswirtschaft 2007. Prozessoptimierung, eHealth und Vernetzung im deutschen Gesundheitswesen. 2. Auflage. Berlin: Brandenburgische Universitätsdruckerei und Verlagsgesellschaft Potsdam mbH; 2007.
5.
Blum K, Müller U. Dokumentationsaufwand im ärztlichen Dienst der Krankenhäuser – Bestandsaufnahme und Verbesserungsvorschläge. Düsseldorf: Deutsche Krankenhausverlagsgesellschaft; 2003.