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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Rollenspezifische Anforderungen an Mediziner*innen in ihren parallelen Rollen als Lehrende und ärztliches Fachpersonal

Meeting Abstract

  • presenting/speaker Martin Winterstein - MSH Medical School Hamburg, Department Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • Jutta Peterburs - MSH Medical School Hamburg, Institute for Systems Medicine & Department Humanmedizin, Hamburg, Deutschland
  • Viktor Oubaid - Deutsches Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR), Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin / Abteilung Luft- und Raumfahrtpsychologie, Hamburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-34-03

doi: 10.3205/23gma181, urn:nbn:de:0183-23gma1814

Published: September 11, 2023

© 2023 Winterstein et al.
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Text

Fragestellung/Zielsetzung: Im Universitätskontext sind klinische Lehrkräfte für die Ausbildung von zukünftigen Kliniker*innen verantwortlich. Da die Anforderungen an Kliniker*innen in ihren parallelen Rollen als Lehrende und ärztliches Fachpersonal jedoch aktuell nur unzureichend erforscht sind, war es das Ziel der vorliegenden Studie, systematisch die Anforderungen und die Beziehung zwischen der Lehrtätigkeit und der klinischen Arbeitsumgebung abzubilden.

Methoden: Im Dezember 2022 wurden lehrende Ärzt*innen an verschiedenen Ausbildungsinstitute gebeten, den Fragebogen zur Anforderungsanalyse (R-Track) elektronisch auszufüllen. Er enthält 82 Aspekte, die sechs Kompetenzbereichen zugeordnet sind: „Mentale Fähigkeiten“, „Sensorische Fähigkeiten“, „Psychomotorik und Multitaskingfähigkeit“, „Soziale Interaktionskompetenz“, „Persönlichkeitsmerkmale“ und „Motivation“. Darüber hinaus wurden sowohl die lehrende als auch die klinisch tätige Fachrichtung erhoben.

Ergebnisse: Insgesamt 29 lehrende Ärzt*innen aus 12 verschiedenen Fachrichtungen nahmen teil. Die Fachrichtungen wurden in drei Gruppen eingeteilt: Fächer der ambulanten Medizin, Fächer der operativen Medizin und Fächer der konservativen Medizin. Die geringsten Unterschiede zwischen Lehr- und Arzt-/Ärztinnenrolle innerhalb der Fachrichtungsgruppen fanden sich in den ambulanten Fächern der Medizin, gefolgt von den operativen Fächern der Medizin. Die größten Unterschiede wiesen die konservativen Fächer der Medizin auf.

Diskussion: In der vorliegenden Studie wurde ein erster Entwurf von Anforderungsprofilen für Lehrärzt*innen in Abhängigkeit von ihrer medizinischen Fachrichtung definiert. Während die Anforderungsprofile große Überschneidungen aufwiesen, ergaben sich auch einige Hinweise auf Unterschiede, die nun in größeren Stichproben bestätigt und gefestigt werden müssen. Die Merkmale „Gründlichkeit“, „Fachwissen“ und „Emotionale Stabilität“ sind für Kliniker*innen unabhängig von ihrer Fachrichtung wesentlich. Lehrende Ärzt*innen empfinden „Diplomatie“, „Sicheres Auftreten“ und „Stressresistenz“ als bedeutsam. Die Kompetenzbereiche „Mentale Fähigkeiten“ und „Sensorische Fähigkeiten“ wurden von allen Teilnehmer*innen in lehrender sowie in ärztlicher Rolle nicht hoch bewertet, denn die Merkmale „Rechenfähigkeit“ und „Farbdiskriminierung“ wurden weder von Lehrärzt*innen, noch von Kliniker*innen als wesentlich angesehen.

Take Home Messages: Diese Befunde lassen auf eine Diskrepanz zwischen der objektiven Relevanz der genannten Anforderungen und der subjektiven Relevanzwahrnehmung schließen. Hierüber gilt es in der künftigen Ausbildung von Mediziner*innen aufzuklären.