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Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

14.09. - 16.09.2023, Osnabrück

Diversitätskategorien in Konkurrenz? Geschlecht und Ethnizität als wichtige Gesundheitsparameter der Gender Medizin

Meeting Abstract

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  • presenting/speaker Ulrike Nachtschatt - Medizinische Universität Innsbruck, Koordinationsstelle Gleichstellung, Frauenförderung, Diversität, Innsbruck, Österreich

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Osnabrück, 14.-16.09.2023. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2023. DocV-17-01

doi: 10.3205/23gma084, urn:nbn:de:0183-23gma0843

Published: September 11, 2023

© 2023 Nachtschatt.
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Fragestellung/Zielsetzung: Gender Medizin wird häufig auf die Diversitätskategorie Geschlecht reduziert. Sie berücksichtigt jedoch in ihrem weiten Sinn alle Diversitätskategorien und schließt Ethnizität, Alter, sexuelle-, religiöse Orientierung oder kulturelle Bedingtheit mit ein [1], [2]. Im Rahmen einer qualitativen Studie wurde das Verständnis und die Bedeutung von Gender Medizin bei niedergelassenen Allgemeinmediziner*innen erhoben. In den Forschungsfragen wird nach dem diskursiven Wissen zu Gender Medizin gefragt das in den Interviews deutlich wird, danach, wie dieses Wissen konnotiert ist und in welche inhaltlichen Bezüge es von den Ärzt*innen gestellt wird. In dieser Präsentation wird ein Teilabschnitt der Gesamtstudie beleuchtet: Welche Themensetzung und welche Lenkung erfolgt in den Gesprächen durch die interviewten Ärzt*innen? Sichtbar werden diese u.a. anhand der Schlüsselbegriffe, die von den Interviewpartner*innen verwendet werden.

Methoden: Im Zeitraum von Juni 2018 bis März 2019 wurden 13 semistrukturierte Interviews mit niedergelassenen Allgemeinmediziner*innen (6f/7m) durchgeführt. Die Analyse der Interviews erfolgt mit dem diskurslinguistischen Mehr-Ebenen-Modell DIMEAN [3]. Alle vier Ebenen – Wort, Proposition, Text und Diskurs – waren Teil der Analyse. Der Fokus der hier vorgestellten Ergebnisse liegt auf der Auswertung von Themensetzung und Schlüsselwörtern. Insgesamt liegt Datenmaterial von 5 Stunden 51 Minuten vor.

Ergebnisse: Die Diversitätskategorie Ethnie steht in den Gesprächen im Vordergrund. Geschlecht, bzw. Gender Medizin ist bei Ärztinnen und Ärzten thematisch an zweiter Stelle. Dabei nehmen sie, so Geschlechtsunterschiede als medizinisch relevant erachtet werden, diese eher bei allochthonen als bei autochthonen Bevölkerungsgruppen wahr. Ca. zwei Drittel der Interviewpartner*innen sieht Gender Medizin kritisch und erachtet die Kategorien Ethnizität bzw. Alter als medizinisch relevanter.

Diskussion: Die Ärzt*innen, die die Relevanz von Gender Medizin anerkennen, werten Geschlecht als eine medizinisch relevante Diversitätskategorie unter mehreren. Dabei sehen sie geschlechtsspezifische Unterschiede vermehrt bei allochthonen Gruppen wie auch bei der Generation der Älteren. Diese Perspektive betont die Intersektionalität gesundheitsrelevanter Einflussfaktoren. Gleichzeitig ist zu fragen, ob nicht geschlechtsspezifische Unterschiede bei autochthonen Patient*innen übersehen werden.

Take Home Messages: Die Ergebnisse der Studie zeigen einerseits die Komplexität soziokultureller Einflüsse auf Gesundheit und Krankheit und bestätigen damit intersektionale Ansätze in der Forschung. Andererseits zeigen sie jedoch das Informationsdefizit zu Gender Medizin und vermehrten diversitätsspezifischen Schulungsbedarf auf.


Literatur

1.
Harreiter J, Thomas A, Kautzky-Willer A. Gendermedizin. In: Kolip P, Hurrelmann K, editors. Handbuch Geschlecht und Gesundheit. Männer und Frauen im Vergleich. Bern: Hogrefe; 2016. p.34-44.
2.
Hochleitner M. Gender Medizin: Sexualität. In: Hochleitner M, editor. Gender medicine. Ringvorlesung an der Medizinischen Universität Innsbruck. Sexualität. Band 3. Wien: Facultas; 2010. p.7-33.
3.
Warnke I, Spitzmüller J. Diskurslinguistik: Eine Einführung in Theorien und Methoden der transtextuellen Sprachanalyse. Berlin/Boston: De Gruyter; 2011. DOI: 10.1515/9783110229967 External link