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Effekt von strukturiertem simulationsbasiertem Training auf das Management von schweren anaphylaktischen Reaktionen
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Published: | August 31, 2015 |
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Fragestellung/Einleitung: Anaphylaxie ist definiert als lebensbedrohliche, systemische oder generalisierte Überempfindlichkeitsreaktion [1]. Schwere anaphylaktische Reaktionen betreffen zwei oder mehr Organsysteme, entsprechen den Schweregraden 3 und 4 der gängigen vierteiligen Klassifikation, treten bei 1-3/10000 Personen auf und sind mit einer Mortalität von 0,65-2% assoziiert [2].
Methoden: Im Sommersemester 2013 wurde an der Medizinischen Universität Graz die Lehrveranstaltung „Die Grazer SIMLine: Anaphylaxie“ eingeführt [3]. Im Rahmen dieses freien Wahlfaches erlernen die teilnehmenden Studierenden das leitlinienkonforme diagnostische und therapeutische Management von PatientInnen mit akuten allergischen Reaktionen. Die Lehrveranstaltung umfasst Seminare zur theoretischen Vorbereitung (8 Stunden), Fertigkeiten-orientierte Part-Task-Trainings und computerbasierte Simulation (10 Stunden) sowie realitätsnahe High-Fidelity-Simulationstrainings (8 Stunden). Zu den praktischen Trainingsinhalten zählen Basic und Advanced Life Support nach dem Rapid Sequence Simulation-Approach [4], Defibrillation, 12-Kanal-EKG-Ableitung und -Interpretation, korrekte Vorbereitung und Verabreichung von Arzneimitteln, Anlage peripher-venöser und intraossärer Zugänge, Durchführung von Analgosedierung und Anästhesie inklusive Rapid Sequence Induction, invasive Beatmungsverfahren und Maßnahmen des (nicht-)chirurgischen Atemwegsmanagements (endotracheale Intubation, supraglottische Beatmungshilfen, Krikothyreotomie).
Das sich an die Simulationstrainings anschließende videounterstützte Debriefing ermöglicht Reflexion und Diskussion der gesetzten Maßnahmen. Die Videos jener Notfallszenarien mit anaphylaktischen Reaktionen der Schweregrade 3 und 4 wurden mittels standardisierter Checklisten nach aktuellen Leitlinien hinsichtlich der praktischen Teamleistung der teilnehmenden Studierenden ausgewertet [1], [5].
Ergebnisse: Wir haben 18 Szenarien aus fünf Lehrveranstaltungen ausgewertet. In den sieben Szenarien mit anaphylaktischen Reaktionen dritten Schweregrades erreichten die Studierenden im Mittel 77,1% der jeweiligen Maximalpunktezahl. Die anaphylaktischen Reaktionen wurden in allen Fällen erkannt und in 85,7% korrekt klassifiziert. Im Rahmen der elf Szenarien mit viertgradigen anaphylaktischen Reaktionen wurden im Durchschnitt 56,8% der jeweiligen Maximalpunkteanzahl erreicht, wobei 70% der Anaphylaxien erkannt und in 27,3% korrekt eingestuft wurden.
Diskussion/Schlussfolgerung: Studierende können durch strukturiertes simulationsbasiertes Training das leitlinienkonforme Notfallmanagement von PatientInnen mit schweren anaphylaktischen Reaktionen erlernen. Das erforderliche umfassende Management von PatientInnen mit viertgradigen Reaktionen stellt jedoch auch für entsprechend ausgebildete Studierende eine Herausforderung dar, wobei insbesondere dem Erkennen und korrekten Klassifizieren der anaphylaktischen Reaktion große Bedeutung zukommt.
Literatur
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- Soar J, Pumphrey R, Cant A, Clarke S, Corbett A, Dawson P, Ewan P, Foex B, Gabbott D, Griffiths M, Hall J, Harper N, Jewkens F, Maconochie I, Mitchell S, Nasser S, Nolan J, Rylance G, Sheikh A, Unsworth DJ, Warrell D; Working Group of the Resuscitation Council (UK). Emergency treatment of anaphylactic reactions - guidelines for healthcare providers. Resuscitation. 2008;77(2):157–169. DOI: 10.1016/j.resuscitation.2008.02.001
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- Moneret-Vautrin DA, Morisset M, Flabbee J, Beaudouin E, Kanny G. Epidemiology of life-threatening and lethal anaphylaxis: a review. Allergy. 2005;60(4):443–451. DOI: 10.1111/j.1398-9995.2005.00785.x
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- Mileder LP, Wegscheider T. Anaphylaxis management: a multimodal curriculum with a distinct focus on simulation-based training. Resuscitation. 2014;85(10):e165–166. DOI: 10.1016/j.resuscitation.2014.07.003
- 4.
- Mileder LP, Wegscheider T. Rapid sequence simulation training. Resuscitation. 2014;85(1):e23. DOI: 10.1016/j.resuscitation.2013.10.019
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- Ring J, Beyer K, Biedermann T, Bircher A, Duda D, Fischer J, Friedrichs F, Fuchs T, Gieler U, Jakob T, Klimek L, Lange L, Merk HF, Niggemann B, Pfaar O, Przybilla B, Rueff F, Rietschel E, Schnadt S, Seifert R, Sitter H, Varga EM, Worm M, Brockow K. Guideline for acute therapy and management of anaphylaxis – S2 Guideline of DGAKI, AeDA, GPA, DAAU, BVKJ, ÖGAI, SGAI, DGAI, DGP, DGPM, AGATE and DAAB. Allergo J Int. 2014;23:96–112. DOI: 10.1007/s40629-014-0009-1