gms | German Medical Science

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA)

25.09. - 27.09.2014, Hamburg

Studierende der ersten Generation – besteht ein Zusammenhang zwischen dem elterlichen Bildungsstatus und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie dem Studienerfolg?

Vortrag

  • corresponding author presenting/speaker Jennifer Kurré - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Institut und Poliklinik für Medizinische Psychologie, Hamburg, Deutschland
  • author Monika Bullinger - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Susanne Sehner - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland
  • author Andreas H. Guse - Universitätsklinikum Hamburg-Eppendorf, Hamburg, Deutschland

Jahrestagung der Gesellschaft für Medizinische Ausbildung (GMA). Hamburg, 25.-27.09.2014. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2014. DocV223

doi: 10.3205/14gma252, urn:nbn:de:0183-14gma2523

Published: September 11, 2014

© 2014 Kurré et al.
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Text

Fragestellung/Einleitung: Der elterliche Bildungsstatus hat Einfluss auf die Bildungschancen von Kindern und ist assoziiert mit dem Lebensstil, Verhalten und der psychischen Funktionsfähigkeit [1], [2], [3]. Für Studierende mit Eltern ohne Hochschulabschluss könnte die Adaptation an das akademische Umfeld eine größere Herausforderung darstellen als für ihre KommilitonInnen. Ziel der vorliegenden Studie ist es, die Frage nach einem möglichen Zusammenhang zwischen elterlichem Bildungsstatus und der gesundheitsbezogenen Lebensqualität sowie dem Studienerfolg von Medizinstudierenden zu klären.

Methoden: Im Sommersemester 2007 wurden die Studierenden im 2. und 4. Semester am UKE Hamburg befragt. Sie wurden um eine Selbsteinschätzung ihrer Lebensqualität (SF-12), Selbstwirksamkeitserwartung (SWE) und ihres Studienerfolgs (operationalisiert als Bestehen in Regelstudienzeit) gebeten [4]. Die Analyse beinhaltete eine ANCOVA mit schrittweiser Elimination der Prädiktoren (PSK) sowie eine logistische Regression (Studienerfolg).

Ergebnisse: 542 (69%) von 790 Studierenden nahmen an der Befragung teil. Insgesamt gaben 135 (25%) der Befragten an, Studierende der ersten Generation zu sein (SEG). SEG waren älter und erhielten seltener finanzielle Unterstützung von den Eltern im Vergleich zu ihren KommiltonInnen. Sie berichteten häufiger ernsthafte Gedanken an einen Studienabbruch und wiesen schlechtere Abiturnoten auf. Der adjustierte mittlere Wert der psychischen Lebensqualität (PSK) der Studierenden betrug 45.0 [CI 43.3-46.6] und lag damit deutlich unter dem PSK Wert der vergleichbaren Altersgruppe der dt. Normstichprobe [4]. Frauen berichteten einen niedrigeren PSK Wert (p=.017). Der Interaktionseffekt zwischen elterlichem Bildungsstatus x Migrationshintergrund war signifikant (p=.034). Weiterhin gab es einen positiven Zusammenhang zwischen SWE und PSK (p<.0001). Die Wahrscheinlichkeit, in Regelstudienzeit zu bestehen, stieg mit besserer Abiturnote und verringerte sich im Falle eines Migrationshintergrunds.

Diskussion/Schlussfolgerung: Die Ergebnisse deuten auf eine komplexe Interaktion und wechselseitige Beeinflussung der beteiligten Parameter hin. Die Daten zeigen einen Zusammenhang zwischen dem elterlichen Bildungsstatus und der PSK sowie dem Studienerfolg.


Literatur

1.
Esping-Andersen G. Untying the Gordian Knot of social inheritance. Res Soc Stratific Mob. 2004;21:115-138.
2.
Housel TH, Harvey VL. The invisibility factor: Administrators and faculty reach out to first-generation college students. Boca Raton, FL: Brown Walker Press; 2009.
3.
Snibbe AC, Markus HR. You can't always get what you want: educational attainment, agency, and choice. J Pers Soc Psychol. 2005;88(4):703-720.
4.
Morfeld M, Kirchberger I, Bullinger M. SF-36. Fragebogen zum Gesundheitszustand. 2. Aufl. Göttingen: Hogrefe; 2011.