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Die praxis- und richtlinienorientierte Ausbildung erstjähriger Medizinstudierender in klinischen Fertigkeiten: Die Grazer „Famulaturlizenz”
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Published: | August 20, 2013 |
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Hintergrund: Mehrere europäische Studien haben Defizite in der klinischen Erfahrung und praktischen Kompetenz von Medizinstudierenden belegt [1], [2]. Mögliche Ansätze für Verbesserungen sind die Integration problembasierten Lernens und die vermehrte Einbindung praktischer Übungen [3].
Konzept & Methoden: An der Medizinischen Universität Graz wurde eine Pflichtlehrveranstaltung im Umfang von zehn Präsenzlehrstunden in den vorklinischen Studienabschnitt implementiert. Ziel der „Famulaturlizenz“ soll die Vermittlung des für Pflichtfamulaturen und klinische Praktika erforderlichen Grundlagenwissens und die Unterweisung in der korrekten Durchführung grundlegender klinischer Fertigkeiten sein. Didaktische Aspekte sind unter anderem der Fokus auf klinisch relevante Inhalte, Peer-Teaching, Kleingruppenunterricht, intensives praktisches Training sowie die Einbeziehung medizinischer Simulation. Die vierteilige Lehrveranstaltung beinhaltet Fertigkeiten aus zentralen Fachgebieten wie der Inneren Medizin, Chirurgie, Notfallmedizin, Neurologie, Hals-Nasen-Ohrenheilkunde und medizinischen Psychologie.
Seit der Einführung im November 2011 wurden regelmäßige Online-Evaluierungen durchgeführt. Verschiedene Elemente der „Famulaturlizenz“ können jeweils auf einer sechsteiligen Likert-Skala (1: Trifft völlig zu; 6: Trifft überhaupt nicht zu) bewertet werden.
Ergebnisse: Zwischen November 2011 und Januar 2013 haben 418 Studierende die „Famulaturlizenz“ erfolgreich absolviert. In diesem Zeitraum nutzten 132 Studierende die Möglichkeit der Evaluierung. Alle Lehrveranstaltungsteile erhielten ausgezeichnete Bewertungen, reichend von 1,4±0,6 bis 1,8±1,3 (Mittelwert ± eine Standardabweichung). Die klinische Relevanz der Lehrinhalte wurde ebenso hoch bewertet (1,2±0,6) wie der individuelle theoretische und praktische Lernerfolg (1,5±0,9 bzw. 1,4±0,9).
Schlussfolgerungen: Die Einführung eines praxisorientierten Fertigkeitentrainings in den vorklinischen Studienabschnitt ist möglich und mit hoher studentischer Akzeptanz sowie signifikantem Wissenszuwachs verbunden. Der mittel- und langfristige Effekt des innovativen Lehrkonzeptes "Famulaturlizenz" auf die klinische Kompetenz von Studierenden wird Gegenstand zukünftiger Untersuchungen sein.
Literatur
- 1.
- McManus IC, Richards P, Winder BC. Clinical experience of UK medical students. Lancet. 1998;351(9105):802-803. DOI: 10.1016/S0140-6736(05)78929-7
- 2.
- emmen R, Scherpbier A, Derese A, Denekens J, Hermann I, Van der Vleuten C, Van Royen P, Bossaert L. Unsatisfactory basic skills performance by students in traditional medical curricula. Med Teach. 1998;20(6):579-582. DOI: 10.1080/01421599880328
- 3.
- Fischer T, Simmenroth-Nayda A, Herrmann-Lingen C, Wetzel D, Chenot JF, Kleiber C, Staats H, Kochen MM. Medizinische Basisfähigkeiten - ein Unterrichtskonzept im Rahmen der neuen Approbationsordnung. Z Allg Med. 2003;79(9):432-436. DOI: 10.1055/s-2003-43063