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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Ambroxol bei Halsschmerzen: Eine Metaanalyse

Meeting Abstract

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  • corresponding author presenting/speaker Jean-François Chenot - Abteilung Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • author Peter Weber - Bundeswehrkrankenhaus, Koblenz, Deutschland
  • author Thanh Duc Hua - Abteilung Allgemeinmedizin, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • author Tim Friede - Abteilung Medizinische Statistik, Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom204

doi: 10.3205/11fom204, urn:nbn:de:0183-11fom2040

Published: September 14, 2011

© 2011 Chenot et al.
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Hintergrund: Schmerzlinderung ist das wichtigste Motiv von Patienten, die sich mit Halsschmerzen in der Hausarztpraxis vorstellen. Es konnte gezeigt werden, dass auch Patienten, die eine Antibiotikaverordnung wünschen, eigentlich nur Schmerzlinderung möchten. Eine effektive Schmerztherapie ist aber wichtig, weil damit unnötige Antibiotikaverordnung vermieden werden können. Ambroxol, ein Natriumkanalblocker mit lokalanästhetischen Eigenschaften, wird weltweit zur Schmerzlinderung bei Halsschmerzen als Lutschtablette vermarktet. Ziel dieser systematischen Übersichtsarbeit und Metanalyse ist es, die Effektivität von Ambroxol Lutschtabletten zur Schmerzlinderung bei Halsschmerzen zu evaluieren.

Material und Methoden: Es wurde eine systematische Literatursuche in Medline, Embase und der Cochrane Library ohne Restriktion bezüglich der Sprache durchgeführt. Die Abstracts wurden gescreent und kontrollierte klinische Studien zu Ambroxol bei Halsschmerzen eingeschlossen. Von 8 potentiell relevanten Artikeln wurden 5 ausgeschlossen, die die Einschlusskriterien nicht erfüllten. Die Metaanalyse wurde mit dem Review-Manager der Cochrane Collaboration durchgeführt.

Ergebnisse: Es wurden 5 randomisierte kontrollierte Studien eingeschlossen. Die Studien wurden zum Teil doppelt publiziert. Ambroxol wurde in verschieden Dosen (5-30 mg) mit Placebos und einmal mit Benzocain verglichen. Studienendpunkt war ein Quotient der Schmerzlinderung mehrfach gemessen über 3h im Vergleich zum Ausgangswert auf einer 6-stufigen visuellen Analogskala. An den kontrollierten Studien nahmen insgesamt 1.772 erwachsene Patienten teil. Die Schmerzintensität nahm in allen Studienarmen ab. Eine Metaanalyse der 5 kontrollierten Studien ergab eine relative Differenz der Schmerzreduktion im Vergleich zu Placebo von –0.11 (95% Konfidenzintervall [–0.15, -0.07]; p<0.0001) zugunsten von Ambroxol 20 mg. Die Studien wurden nicht entsprechend des CONSORT-Statements berichtet, auch wenn formal die meisten Qualitätskriterien erfüllt waren.

Schlussfolgerung/Implikation: Ambroxol 20 mg führt zu einer statistisch signifikanten besseren Schmerzlinderung im Vergleich zu Placebo über 3h von ca. 10%. In den Placebogruppen wurde ebenfalls eine gute Abnahme der Schmerzintensität beobachtet und die beobachtete Effektdifferenz erscheint in Relation zur beobachteten Varianz gering. Das Lutschen von Tabletten allein, scheint schon einen schmerzlindernden Effekt zu haben. Unter Ambroxol wurden mehr Nebenwirkungen beobachtet, die aber nicht schwerwiegend waren. Bei ausgeprägtem Therapiewunsch können Ambroxol Lutschtabletten empfohlen werden, jedoch ist der zusätzliche Effekt im Vergleich zu Lutschtabletten ohne Wirkstoff zu gering, um die generelle Anwendung zu empfehlen.