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Steigerung der körperlichen Aktivität als langfristige Maßnahme zur Behandlung der essenziellen Hypertonie: ein systematischer Review
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Für die Behandlung der Hypertonie stehen im Wesentlichen Antihypertensiva sowie verschiedene nichtmedikamentöse Therapien zur Verfügung. Eine gesteigerte körperliche Aktivität wird im Rahmen dieser nichtmedikamentösen Maßnahmen von internationalen Fachgesellschaften empfohlen [1], [2], [3].
Material und Methoden: Im Rahmen eines IQWiG-Rapid Reports [4] wurde der Nutzen von gesteigerter körperlicher Aktivität im Vergleich zu keiner Intervention über einen Zeitraum ≥24 Wochen bewertet. Es war vorgesehen den Bericht auf Basis von Ergebnissen systematischer Reviews (SR), die auf Daten aus randomisierten kontrollierten Studien (RCTs) beruhen und die Qualitätskriterien von Oxman & Guyatt [5] erfüllen, zu erstellen. Dazu erfolgten eine systematische Literaturrecherche nach Sekundärliteratur sowie eine Ergänzungsrecherche nach Primärliteratur. Die Datenbanken MEDLINE und EMBASE sowie die Cochrane-Datenbanken wurden zuletzt im September 2009 durchsucht. Prädefinierte Endpunkte waren: Gesamtmortalität, kardiovaskuläre Mortalität und Morbidität, terminale Niereninsuffizienz, Lebensqualität, Reduktion antihypertensiver Medikation, unerwünschte Ereignisse, Ausmaß der Blutdruckänderung.
Ergebnisse: Es wurden 3 relevante hochwertige SR identifiziert die insgesamt 83 RCTs zu gesteigerter körperlicher Aktivität einschlossen. Darunter fanden sich jedoch nur 4 relevante RCTs mit hypertensiven Personen und einer Studiendauer ≥24 Wochen, weswegen die Bewertung letztlich direkt auf Basis der Primärstudien erfolgte. Über die Ergänzungsrecherche und eine Handsuche in weiterer Sekundärliteratur wurden 4 zusätzliche RCTs identifiziert.
4 der 8 eingeschlossenen RCTs untersuchten den Effekt eines vorgegebenen Ausdauertrainings und die übrigen 4 den Effekt einer Beratung zu gesteigerter körperlicher Aktivität auf den Blutdruck bei hypertensiven Personen. Es handelte sich in der Mehrzahl um kleine Studien mit maximal 20 Personen pro Gruppe und einem hohen Verzerrungspotenzial. Nur 2 RCTs wiesen leichte oder keine Mängel in der Studienqualität auf.
Mit Ausnahme der Änderung des Blutdrucks lieferten die RCTs zu den prädefinierten Endpunkten keine oder nur unzureichende Daten. Bezogen auf die Interventionsgruppe lag der beobachtete mittlere Gruppenunterschied einer systolischen Blutdruckänderung zwischen –15 und +1 mmHg. Die Punktschätzer für eine mittlere diastolische Blutdruckänderung variierten zwischen –10 und 0 mmHg. Gemeinsame Effektschätzer wurden nicht berechnet, da sowohl inhaltlich als auch statistisch eine hohe Heterogenität vorlag.
Schlussfolgerung/Implikation: Aus den vorliegenden Daten ergibt sich ein Anhaltspunkt für einen systolisch blutdrucksenkenden Effekt über einen Zeitraum von mindestens 24 Wochen durch gesteigerte körperliche Aktivität. Im Hinblick auf patientenrelevante Endpunkte ist bei der bestehenden Datenlage jedoch weder ein Nutzen noch ein Schaden dieser Intervention bei Personen mit Hypertonie belegt. Angesichts der breiten Empfehlung dieser Maßnahme erscheint daher die Durchführung entsprechender Studien geboten.
Literatur
- 1.
- Chobanian AV, Bakris GL, Black HR, Cushman WC, Green LA, Izzo JL Jr et al. Seventh report of the Joint National Committee on Prevention, Detection, Evaluation, and Treatment of High Blood Pressure. Hypertension. 2003;42(6):1206-52.
- 2.
- European Society of Hypertension; European Society of Cardiology. Guidelines for the management of arterial hypertension: the Task Force for the Management of Arterial Hypertension of the European Society of Hypertension (ESH) and of the European Society of Cardiology (ESC). J Hypertens. 2007;25(6):1105-87.
- 3.
- Deutsche Hochdruckliga; Deutsche Hypertonie Gesellschaft. Leitlinien zur Behandlung der arteriellen Hypertonie [online]. 01.06.2008. [Zugriff: 09.05.2011]. Available from: http://www.awmf.org/uploads/tx_szleitlinien/046-001_S2_Behandlung_der_arteriellen_Hypertonie_06-2008_06-2013.pdf
- 4.
- Institut für Qualität und Wirtschaftlichkeit im Gesundheitswesen. Nutzenbewertung nichtmedikamentöser Behandlungsstrategien bei Patienten mit essenzieller Hypertonie: Steigerung der körperlichen Aktivität; Rapid Report; Auftrag A05-21D [online]. 23.08.2010 [Zugriff: 09.05.2011]. (IQWiG-Berichte; Band 75). Available from: https://www.iqwig.de/download/A05-21D_Rapid-Report_Nichtmedikamentoese_Behandlungsstrategien_bei_Hypertonie_Steigerung_der_koerperlichen_Aktivitaet.pdf
- 5.
- Oxman AD, Guyatt GH. Validation of an index of the quality of review articles. J Clin Epidemiol. 1991;44(11):1271-78.