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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Zeitbedarf von Diagnosen-Kodierung: ICD-10 GM mit/ohne AKR sowie CodA im Vergleich

Meeting Abstract

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom170

doi: 10.3205/11fom170, urn:nbn:de:0183-11fom1703

Published: September 14, 2011

© 2011 Claus et al.
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Hintergrund: Die Kodierung von Diagnosen ist in den meisten Industrieländern üblich; allerdings gibt es zum dafür erforderlichen Aufwand kaum Untersuchungen – insbesondere nicht aus dem ambulanten Bereich. Im allgemeinmedizinischen Bereich ist gerade bei Multimorbiden und chronisch Kranken eine gute Diagnosen-Klassifikation, aber auch eine möglichst effektive Kodierbarkeit erforderlich. Zur Kodierung im hausärztlichen Bereich besteht in Deutschland neben der durch die ambulante Kodierrichtlinie (AKR) präzisierten ICD-10 GM in Zukunft voraussichtlich auch eine ICPC-2 analoge Kodierungsmöglichkeit. Die Umsetzbarkeit und der Zeitbedarf der unterschiedlichen Kodierweisen wurden bisher noch nicht vergleichend untersucht.

Material und Methoden: Zur Klärung des bürokratischen Aufwandes beim Kodieren von Diagnosen wurden 32 hausärztliche Praxen über ein Internet-Forum (Allgmed-Listserver) zur Beantwortung von Fragebögen gewonnen. Die Praxen wurden gebeten, die Diagnosen einer Fallvignette (eine typische multimorbide ältere Patientin entsprechend der Publikation von Boyd et al.) mehrfach zu bearbeiten:

A. zunächst wie derzeit in der Praxis üblich nach der jeweils bevorzugten Methode,

B. möglichst vollständig und genau (wie von AKR gefordert) und abschließend

C. mit einer beigelegten bzw. im Internet zu beziehenden Papierversion einer CodA-Kodierhilfe (Transfer-Liste ICPC-2 in ICD-10).

Die Praxen wurden gebeten, den jeweils ermittelten ICD-Code und die je Kodierung benötigte Zeit in Sekunden anzugeben. Die Rücksendung der Fragebögen erfolgte per Fax, Mail oder Post. Die Auswertung erfolgte mit T-Tests für gepaarte Stichproben.

Ergebnisse: Erste Auswertungen ergeben: Für die Kodierung aller 9 Diagnosen zusammen (Herzinsuffizienz, Hypertonus, Hypercholesterinämie, stabile KHK, Diabetes,COPD, Osteoporose, Polyarthrose, Vorhofflimmern) zeigt sich ein signifikant unterschiedlicher Zeitbedarf. Für die bisherige Kodierweise werden im Mittel 150, für die mit CodA im Mittel 200, und für die möglichst präzise Kodierung entsprechend der AKR insgesamt etwa 550 Sekunden benötigt.

Schlussfolgerung/Implikation: Gegenüber der bisherigen Kodierweise bringen die ambulanten Kodierrichtlinien einen erheblichen Mehraufwand. Eine ICPC-2 orientierte Liste bedeutet selbst bei mangelnder Einarbeitung und nur als Papierversion kaum zusätzlichen Zeitaufwand. Bei einer EDV-gestützten Version ist sogar eine Zeitersparnis denkbar. Weitere Untersuchungen dazu sind notwendig.