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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

Die Sicherheit von Metamizol mit Schwerpunkt Agranulozytose – eine systematische Literaturübersicht, gefördert durch das BMBF. Vorstellung von ersten Ergebnissen

Meeting Abstract

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom132

doi: 10.3205/11fom132, urn:nbn:de:0183-11fom1326

Published: September 14, 2011

© 2011 Kötter et al.
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Hintergrund: Metamizol wurde bereits 1922 als Analgetikum und Antipyretikum eingeführt. Es ist in vielen Ländern erhältlich, zum Teil sogar frei verkäuflich. In Deutschland ist die Anwendung weit verbreitet. In einigen Ländern (u.a. USA, Großbritannien, Schweden, Japan) ist es wegen des Risikos schwerer Nebenwirkungen (insbes. Agranulozytose) nicht zugelassen. Bislang existieren nur wenige Studien zur Inzidenz von Agranulozytose infolge Metamizol-Einnahme. Diese kommen zu stark heterogenen Einschätzungen des Agranulozytoserisikos [1], [2]. Mehrere Cochrane-Reviews zu verschiedenen Indikationen von Metamizol berichten keine schweren Nebenwirkungen [3], [4].

Eine genauere Einschätzung der Sicherheit von Metamizol, vor allem im Hinblick auf Agranulozytose, ist äußerst relevant.

Material und Methoden: Mittels einer hochsensitiven Suchstrategie (eine Suchwortsäule mit allen Synonymen und Handelsnamen für Metamizol) haben wir in Medline, Embase, Cinahl und Central relevante Literatur (RCTs, Kohortenstudien, Fall-Kontroll-Studien und andere Interventions- und Beobachtungsstudien, welche sich Sicherheitsaspekten von Metamizol befassen) gesucht und in einem mehrstufigen Screeningverfahren ausgewählt. Zudem haben wir systematisch nach Fallberichten gesucht und Pharmakovigilanzregister kontaktiert. Wir werden eine ausführliche Grauliteratursuche durchführen und ausgewiesene Experten persönlich kontaktieren. Aus relevanten Publikationen werden wir mittels eines auf der Basis international anerkannter Standards entwickelten Formulars einen umfangreichen Datensatz, u.a. Daten zum Nebenwirkungsrisiko, zur Applikationsform, Dosierung und zur Qualität der Studien, extrahieren. Wenn möglich, werden wir diese Daten einer Metaanalyse unterziehen.

Ergebnisse: Aus 7.999 Primärtreffern wurden bislang ungefähr 200 relevante Publikationen ausgewählt. Davon waren ca. 100 Studien RCTs, ca. 15 Kohortenstudien, ca. 20 Fall-Kontroll-Studien und ca. 65 Studien ohne eindeutige Zuordenbarkeit des Studientypes. Mittels einer Kurzcharaktisierung im Rahmen des Volltextscreenings werden die Studien u.a. auf das Auftreten von Agranulozytosen geprüft. Keiner der bislang untersuchten RCTs berichtete eine Agranulozytose. Die Kurzcharakterisierung der Fall-Kontroll- und Kohortenstudien, die ein Risikomaß für Agranulozytose infolge Metamizoleinnahme angeben, ergab ein ähnlich heterogenes Bild der Einschätzung des Risikos wie die Vorabrecherche im Rahmen der Konzeption dieser Übersichtsarbeit. Die Qualität der Studien ist sowohl methodisch als auch im Hinblick auf die Berichterstattung äußerst heterogen.

Schlussfolgerung/Implikation: Es existieren zahlreiche Primärstudien, in denen Sicherheitsaspekte von Metamizol berichtet werden. Die Heterogenität des Primärstudienmaterials und das Fehlen von Agranuloytose-Ereignissen in den kontrollierten Studien machen eine besondere methodische Herangehensweise erforderlich. Wir möchten im Rahmen des FORUM MEDIZIN 21 in Salzburg erste Ergebnisse aus der Arbeit vorstellen und mit den Teilnehmern diskutieren.


Literatur

1.
Hedenmalm K, Spigset O. Agranulocytosis and other blood dyscrasias associated with dipyrone (metamizole). European Journal of Clinical Pharmacology. 2002;58:265-74.
2.
Kramer MS, Lane DA, Hutchinson TA. The International Agranulocytosis and Aplastic Anemia Study (IAAAS). Journal of Clinical Epidemiology. 1988;41:613-6.
3.
Edwards JE, Meseguer F, Faura C, Moore RA, McQuay HJ. Single dose dipyrone for acute renal colic pain. Cochrane database of systematic reviews (Online). 2002:CD003867.
4.
Edwards JE, Meseguer F, Faura CC, Moore RA, McQuay HJ. Single-dose dipyrone for acute postoperative pain. Cochrane database of systematic reviews (Online). 2001:CD003227.