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Forum Medizin 21, 45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin

Paracelsus Medizinische Privatuniversität in Zusammenarbeit mit der Deutschen, Österreichischen und Südtiroler Gesellschaft für Allgemein- und Familienmedizin

22.09. - 24.09.2011, Salzburg, Österreich

„Klinische Studien in der Hausarztpraxis“ – Ergebnisse einer Befragung von Hausärzten zu Erfahrungen und Einstellungen

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Frank Peters-Klimm - Abteilung Allgemeinmedizin und Versorgungsforschung, Universitätsklinikum Heidelberg, Heidelberg, Deutschland
  • author Ildikó Gágyor - Abteilung Allgemeinmedizin Universitätsmedizin Göttingen, Göttingen, Deutschland
  • author Jörg Haasenritter - Abteilung für Allgemeinmedizin, Präventive und Rehabilitative Medizin, Philipps-Universität Marburg, Marburg, Deutschland
  • author Jutta Bleidorn - Institut für Allgemeinmedizin, Medizinische Hochschule Hannover, Hannover, Deutschland
  • Netzwerk klinische Studien in der Allgemeinmedizin

45. Kongress für Allgemeinmedizin und Familienmedizin, Forum Medizin 21. Salzburg, 22.-24.09.2011. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2011. Doc11fom080

doi: 10.3205/11fom080, urn:nbn:de:0183-11fom0804

Published: September 14, 2011

© 2011 Peters-Klimm et al.
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Hintergrund: Klinische Studien gelten aufgrund hoher Anforderungen an Qualität und Patientensicherheit als aufwändig und stellen in der Allgemeinmedizin in Deutschland bislang die Ausnahme dar. Notwendige Voraussetzung für die erfolgreiche Durchführung ist eine ausreichende Anzahl von qualifizierten Prüfärzten, welche u.a. eine Schulung gemäß den „Leitlinien der guten klinischen Praxis“ (ICH/GCP) impliziert. Ziel dieser Untersuchung war die Erfassung der Vorerfahrungen und Einstellungen von Hausärzten hinsichtlich klinischer Studien in der Primärversorgung. Dabei waren Motivationsfaktoren für eine Studienteilnahme und Aspekte der ICH-/GCP-konformen Prüfarztschulungen von besonderem Interesse.

Material und Methoden: Es wurden Teilnehmer regionaler hausärztlicher Fortbildungsveranstaltungen (vorwiegend „Tag der Allgemeinmedizin“) mittels eines selbstentwickelten, standardisierten Fragebogens befragt. Zusätzlich zu durchgeführter deskriptiver folgen vertiefte explorative Analysen.

Ergebnisse: Von 14 kontaktierten Veranstaltern aus ganz Deutschland nahmen 11 teil. Von insgesamt 804 eingeladenen Hausärzten beteiligten sich 408 von 804 (50,7%) Hausärzte an der Befragung (51±9 Jahre, 35% weiblich, 62% Lehrpraxis; 76% Allgemeinmediziner, 12% Internisten). Während ihrer Zeit als niedergelassener Hausarzt hatten 38% der Befragten an einer Arzneimittel-Wirksamkeitsstudie, 23% an einer nicht-pharmakologischen Wirksamkeitsstudie und 53% an einer Anwendungsbeobachtung mindestens einmal teilgenommen. „Eine Teilnahme an Klinischen Studien mit allgemeinmedizinischen Fragestellungen“ konnten sich 69% der Teilnehmer zukünftig vorstellen (15% „weiß nicht“, 12% „nein“). Als motivierend für eine Studienteilnahme nannten die Befragten „praxisrelevante Fragestellungen“, „persönliche Lerneffekte“, „neue Herausforderungen/Abwechslung vom Alltag“ und ein „Honorar entsprechend tatsächlichem Aufwand“ (88%, 87%, 61% und 61%). Nur 6% der Teilnehmer hatten bislang an einer GCP-konformen Prüfarztschulung teilgenommen. 58% gaben „grundsätzliche Teilnahmebereitschaft“ an einer derartigen Schulung an, bei 32% bestand keine Bereitschaft (10% fehlende Angabe). Die Teilnehmer präferierten eine kurze Nachmittagsveranstaltung, gegebenenfalls mit web-basierten Lösungen ohne Präsenzpflicht. Nur 7% waren bereit, die Hälfte der bzw. die tatsächlichen Kosten von 500-750,- für eine Prüfarzt-Schulung zu übernehmen.

Schlussfolgerung/Implikation: Die Ergebnisse geben Hinweise für die erfolgreiche Planung und Durchführung von Klinischen Studien in der Allgemeinmedizin. Elementar für die Motivation von Praxen zur Studienteilnahme scheinen die Relevanz der Fragestellung und persönliche Aspekte (wie beispielsweise Lerneffekte) zu sein. Zu geringe Aufwandsentschädigungen, zu aufwändige und nicht finanzierte Prüfarztschulungen stellen möglicherweise Barrieren dar, die es abzubauen gilt.