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STUDDY-Patenprogramm: Medizinstudierende unterstützen ältere Menschen in ihrer häuslichen Umgebung – Ein Unterrichtskonzept für die Allgemeinmedizin
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Published: | September 14, 2011 |
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Hintergrund: Ärzte künftiger Generationen werden in zunehmendem Maße mit der medizinischen Versorgung älterer Menschen beauftragt sein. Um diesem Auftrag gerecht zu werden, müssen spezifische Anforderungen für die Versorgung älterer Menschen in der medizinischen Ausbildung berücksichtigt werden. Wichtige Aspekte der ambulanten und Langzeit-Betreuung, wie Unterstützung in der häuslichen Umgebung, Prävention von Hospitalisierung und Pflegebedürftigkeit, Umgang mit Angehörigen oder interdisziplinäre Zusammenarbeit, sind im Curriculum bisher unterrepräsentiert. Im STUDDY-Patenprogramm (STUDent + BudDY) – ein neues Unterrichtsangebot des Instituts für Allgemeinmedizin mit SeniorPartner Diakonie Hamburg – begleiten Medizinstudierende Senioren in der häuslichen Umgebung. Ziel ist es, dass die Studierenden während des Freiwilligen-Engagements mit Begleitseminar die Lebenswelt älterer Menschen, ihre Probleme und Herausforderungen kennenlernen und praxisnah erfahren, welche Ressourcen und Strategien zu deren Bewältigung notwendig sind und wie diese eingesetzt werden. Im aktuellen Sommersemester 2011 wird das Programm in der Vorklinik erprobt.
Material und Methoden: Ein Semester lang besuchen die Studierenden „ihren“ Senioren für zwei Stunden pro Woche und unterstützen ihn durch Gespräche, Vorlesen, Spaziergänge etc. Begleitend findet ein Teamteaching-Seminar (Allgemeinmedizinerin, leitende Pflegefachkraft der Diakonie) statt. Im Mittelpunkt stehen Fallbesprechungen, zusätzlich werden Themen wie häufige Gesundheitsstörungen im Alter oder Kommunikation systematisch aufbereitet. Die Studierenden dokumentieren ihre Besuche und berücksichtigen dabei Fragen zur Reflexion des Erlebten. Benotet wird eine Fallpräsentation.
Ergebnisse: Neun Studierende (2. FS) nehmen am Pilotprojekt teil. Studierende wie Senioren haben das neue Angebot mit Interesse angenommen. Bei der Vermittlung der Senioren konnten Wünsche der Studierenden (z.B. Wohnortnähe, Krankheitsbilder) berücksichtigt und ein breites Spektrum verschiedener Lebenssituationen älterer Menschen abgedeckt werden. In den Fallbesprechungen zeigt sich, dass die Studierenden intensive Erfahrungen sammeln und von den Erfahrungsberichten der Kommilitonen profitieren. Die interdisziplinäre Zusammenarbeit mit der Diakonie ist sehr bereichernd und verläuft reibungslos.
Schlussfolgerung/Implikation: Im Anschluss an das Pilotprojekt erfolgt eine Auswertung mit qualitativer Befragung der Studierenden, Senioren, Angehörigen und Pflegefachkräfte. Die bisherigen Erkenntnisse weisen darauf hin, dass das Unterrichtskonzept sehr gut geeignet ist, Inhalte der ambulanten medizinischen Betreuung älterer Menschen zu vermitteln. Damit stünde ein attraktives und praktikables Konzept zur Verfügung, um relevante allgemeinmedizinische Versorgungsaspekte in die derzeit auf Krankenhausmedizin fokussierende Ausbildung zu implementieren.