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Risikofaktoren für ein Delir und wirksame Interventionen zur Delirprävention in Zusammenhang mit einem Orts- und Raumwechsel bei älteren PatientInnen – Ergebnisse eines Evidence Summary im Rahmen der Studie ‚TRAnsport und DElir bei älteren Menschen‘ (TRADE)
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Published: | February 23, 2021 |
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Hintergrund/Fragestellung: Es ist ein deutlicher Anstieg der Delir-Prävalenz und -Inzidenz bei älteren Menschen im Akutkrankenhaus zu verzeichnen. Ein Delir ist u. a. mit längerem Krankenhausaufenthalt, erhöhtem Pflegebedarf und erhöhter Mortalität assoziiert. Bislang gibt es keine systematische Übersicht über Risikofaktoren für ein Delir oder Interventionen zur Delirprävention im Zusammenhang mit einem Orts- und Raumwechsel.
Ziel der Arbeit war es, Risikofaktoren für ein Delir und wirksame Interventionskomponenten zur Delirprävention in Zusammenhang mit einem Orts- und Raumwechsel für PatientInnen ab 65 Jahre im Rahmen der Studie „TRAnsport und DElir bei älteren Menschen“ (TRADE) zu identifizieren.
Methoden: Da die Anzahl an in Frage kommenden Studien bei der ersten Sichtung als gering eingeschätzt wurde, wurde das Format eines „Evidence Summarys“ gewählt. Dieses erlaubt den Einschluss verschiedener Studiendesigns und breiter Ein- und Ausschlusskriterien und damit eine systematische Zusammenfassung aller vorhandenen Studien.
Ergebnisse: Initial wurden n=8.686 Treffer identifiziert. Nach Screening von Titel, Abstract und Volltext konnten insgesamt n=10 Studien eingeschlossen werden. Davon waren n=2 randomisierte Interventionsstudien (RCTs), n=5 nicht randomisierte Studien mit Vergleichsgruppen, n=1 Kohortenstudie und n=2 Fall-Kontroll-Studien. Zu den beschriebenen Risikofaktoren zählen die Anzahl an Zimmerwechseln, Veränderung der Umgebung, Abwesenheit von Orientierungsfaktoren und Durchführung nächtlicher Untersuchungen. Bei den RCTs wurden als wirksame Interventionskomponenten ein familienfokussiertes Programm (Einbezug Angehöriger, spezifische Informationen) und ein multiprofessionelles Konzept (Einbezug geriatrischer ÄrztInnen/Pflegepersonen/Angehöriger) identifiziert. In den anderen Studienarten waren es Schulungen von Klinikpersonal, Angehörigen und PatientInnen, Modifikation von Umweltfaktoren (z. B. Beleuchtung, Einbezug von Angehörigen u. a. durch vermehrte Besuche), poststationäre Betreuung (u. a. Besuche, wöchentliche Telefonate mit Pflegepersonen nach Entlassung) und schriftliche Delir-Informationen für Angehörige. Die Qualität der Evidenz ist moderat bis niedrig, sodass weitere Forschung zu dem Thema notwendig ist.
Schlussfolgerung: Trotz der geringen Anzahl an Studien wurden relevante Risikofaktoren und Interventionskomponenten zur Delirprävention bei Orts- und Raumwechsel gefunden, welche für die Entwicklung der Intervention innerhalb der TRADE-Studie berücksichtigt werden konnten.
Interessenkonflikte: Die AutorInnen erklären, dass es keine Interessenskonflikte gibt. Die Finanzierung der Studie, in der das Evidence Summary erstellt wurde, erfolgt durch den Gemeinsamen Bundesausschuss – Innovationsfonds. Der Gemeinsame Bundesausschuss entscheidet nicht über die Veröffentlichung der Ergebnisse der Studie.