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Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl: 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin e. V.

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

08.03. - 10.03.2018, Graz

Entwicklung und Testung komplexer Interventionen am Beispiel eines Vorhabens zur Verbesserung von sozialer Teilhabe und Lebensqualität von Pflegeheimbewohnern mit Gelenkkontrakturen

Meeting Abstract

  • author Susanne Saal - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
  • Hanna Klingshirn - Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland
  • Katrin Beutner - Institut für Gesundheits- und Pflegewissenschaft, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg, Deutschland
  • Martin Müller - Fakultät für Angewandte Gesundheits- und Sozialwissenschaften, Hochschule Rosenheim, Deutschland; Institut für medizinische Informationsverarbeitung, Biometrie und Epidemiologie, Ludwig-Maximilians-Universität München, München, Deutschland
  • presenting/speaker Gabriele Meyer - Universität Halle

Brücken bauen – von der Evidenz zum Patientenwohl. 19. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Graz, Österreich, 08.-10.03.2018. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2018. Doc18ebmP5-5

doi: 10.3205/18ebm109, urn:nbn:de:0183-18ebm1094

Published: March 6, 2018

© 2018 Saal et al.
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Text

Hintergrund: Zur Entwicklung komplexer Interventionen wird der Rahmen des UK Medical Research Council (MRC) empfohlen. Konkrete Schilderungen des gesamten Forschungsprozesses nach UK MRC liegen kaum vor. Wir haben eine komplexe Intervention für Heimbewohner/-innen mit Gelenkkontrakturen gemäß der Empfehlungen entwickelt. Gelenkkontrakturen sind in der Population ein häufiges, Funktionsfähigkeit und Teilhabe einschränkendes Gesundheitsproblem.

Methodik: Das Gesamtvorhaben ist durch drei BMBF-Förderungen finanziert. In der Modellierung wurden Bewohner/-innen (Fragebogen) und klinische Experten/-innen (Delphi-Survey) befragt, welche Beeinträchtigungen sich aus Gelenkkontrakturen ergeben und daraus eine Theorie zur Versorgung abgeleitet. Eine grafische Modellierung der Bewohnerbefragung identifizierte potentielle Interventionsansätze. In Übersichtsarbeiten wurden Interventionen zur Vorbeugung und Behandlung von Beeinträchtigungen aus Gelenkkontrakturen und deren Zielgrößen analysiert. In einem Workshop mit klinischen und Forschungsexperten wurden Interventionsziele und -komponenten entwickelt, die Bewohner/-innen und Pflegende in qualitativen Interviews validierten. Alle Bestandteile wurden durch ein logisches Modell strukturiert, das die Interventionsgestaltung und Evaluation der Pilotierung informierte und durch Pflegende in einer Befragung validiert. Eine Cluster-randomisierte Pilotstudie mit Prozessevaluation überprüfte Machbarkeit und Akzeptanz.

Ergebnisse: Maßnahmen zur Prävention und Therapie von Beeinträchtigungen infolge von Gelenkkontrakturen im Pflegeheim sind kaum beforscht. Um trotz fehlender Evidenz eine wirksame Intervention zu entwickeln, war der wiederholte Einbezug der relevanten Personengruppen, die strikte Orientierung an Interventionszielen und die Verwendung eines logischen Modells von besonderem Nutzen. Die Intervention (Participation Enabling CAre in Nursing) wurde in sieben Heimen in München und Halle pilotiert. Die Prozessevaluation bestätigte die Akzeptanz der Intervention, legte aber auch Änderungen in Bezug auf Implementierung und Erhebungsinstrumente nahe.

Schlussfolgerung: Die Pilotstudie erhöhte die Sicherheit, eine erfolgversprechende Hauptstudie zu initiieren. Bei fehlender Evidenz zu wirksamen Maßnahmen übernimmt der Einbezug aller Beteiligten die Führung im Entwicklungsprozess; dieser sollte ziel-und theoriegeleitet erfolgen. Der UK MRC Rahmen bietet einen geeigneten Handlungskorridor.