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Langzeittrends bezüglich Shared Decision Making bei Patientinnen mit primärem Brustkrebs
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Published: | February 23, 2016 |
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Hintergrund und Fragestellung: Shared decision making (Partizipative Entscheidungsfindung) ist seit den späten 1990er Jahren im angloamerikanischen Raum und seit Anfang des Jahrtausends auch in Deutschland ein zentrales Thema in Forschung und Praxis der Gesundheitskommunikation. Es gibt jedoch kaum Evidenz dafür, dass sich die Versorgung tatsächlich verändert hat. Im vorliegenden Beitrag sollen entsprechende Trends empirisch untersucht werden.
Material/Methoden: Die Analyse basiert auf einer jährlichen Befragung in etwa 50 zertifizierten Brustzentren in NRW (Anzahl teilnehmender Brustzentren variiert über die Jahre). Alle Frauen, die am primären Mammakarzinom in den Monaten Februar bis Juli operiert wurden, wurden 2 Wochen nach ihrem stationären Aufenthalt mittels Fragebogen postalisch befragt. Der Fragebogen enthielt u.a. die ins Deutsche übersetzten und validierten „Perceived Involvement in Care Scales“ (PICS). Über dezidierte Interventionen zur Verbesserung des SDM in den Zentren haben wir keine Kenntnis (Beobachtungsstudie). Daten von mehr als 40.000 Patientinnen aus 10 konsekutiven Jahren werden mittels Mehrebenen-Regressionsanalysen ausgewertet.
Ergebnisse: Die Rücklaufquote betrug in allen Jahren > 85%. Auf einer Skala von 1 (wenig Aktivierung) bis 4 (sehr hohe Aktivierung) verbesserte sich die Subskala „Patientenaktivierung durch die Ärzte“ univariat von durchschnittlich 2,9 (2006) auf 3,36 (2015). Auch die Subskala Entscheidungsteilnahme verbesserte sich univariat von 2,6 (2006) auf 2,87 (2015). In den Mehrebenenanalysen werden die Einflüsse der Zentren aber auch anderer Confounder untersucht.
Schlussfolgerung: In der vorliegenden Population lassen sich Trends in Richtung einer Verbesserung des SDM erkennen. Es bleibt zu diskutieren, ob die gemessenen Veränderungen in den vergangenen 10 Jahren relevant und ausreichend sind. Randomisiert kontrollierte Studien weisen darauf hin, dass durch gezielte Interventionen (z. B. Entscheidungshilfen) diese Zielgrößen deutlich stärker verbessert werden könnten. Bisher wurden in Deutschland nur punktuell derartige Interventionen bei Patientinnen mit primärem Brustkrebs vorgenommen. Eine flächendeckende Implementierung steht noch aus.