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Analyse von Patientenentscheidungen im primärdiagnostischen Prozess. Eine qualitative Studie zum besseren Verständnis von Unter- und Überversorgung
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Published: | February 23, 2016 |
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Zielsetzung: Das Ergebnis des diagnostischen Prozesses zur Abklärung von Erstsymptomen wird nicht allein durch das arztseitig geleitete „Medical Decision-Making“ bestimmt, sondern ebenso durch Patientenentscheidungen im Vorfeld, während und nach der ärztlichen Konsultation. Die Patienten entscheiden, ob und ab wann sie ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen, welche Praxis bzw. Klinik sie aufsuchen, welche Informationen und Präferenzen sie dem Arzt mitteilen, ob sie in der Konsultation einer ärztlich vorgeschlagenen oder gemeinsam ausgehandelten medizinischen Maßnahme zustimmen und ob sie anschließend die Vereinbarung tatsächlich umsetzen oder z.B. lieber eine Zweitmeinung einholen. Ebenso müssen Patienten entscheiden, ob und welche Informationsquellen sie nutzen wollen und ob sie ihnen vertrauen wie z.B. Rat von Freunden, Internet-Recherche.
Zum „Patient Decision-Making“ liegen nur wenige empirische Studien vor. Es darf vermutet werden, dass hier ein Schlüssel zum Verständnis der Entstehung von Über- und Unterdiagnostik bzw. Über- und Unterinanspruchnahme medizinischer Leistungen vorliegt. Ziel dieser Studie ist die Gewinnung besserer Erkenntnisse über patientenseitige Entscheidungsprozesse im Umgang mit neu aufgetretenen Krankheitssymptomen.
Methoden: Qualitative Studie mit narrativen, teils leitfadengestützen Interviews gefolgt von Fokusgruppen mit Patienten. Die Auswahl der Stichprobe erfolgt nach den Grundsätzen des „Theoretical Sampling“. Nach der Pseudonymisierung erfolgt die vollständige Transkription der Interviews bzw. Fokusgruppengespräche. Für die Auswertung werden qualitative Verfahren (offene Kodierung, inhaltsanalytische Auswertung) verwendet.
Diese Studie ist Teil der Phase I eines Forschungsprogramms zur Prävention von Unter- und Überversorgung in der Primärmedizin im Rahmen eines Entwicklungskonzepts für komplexe Interventionen nach Campbell et al. 2000.