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EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch
16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

13.03. - 14.03.2015, Berlin

Patientenorientierung: Resultate einer Befragungsstudie zu Patienten-, Angehörigen- und Arztpräferenzen bei der Bestimmung von Therapiezielen und Therapieerfolg in der Behandlung bipolarer Störungen

Meeting Abstract

EbM zwischen Best Practice und inflationärem Gebrauch. 16. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 13.-14.03.2015. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2015. Doc15ebmD4a

doi: 10.3205/15ebm021, urn:nbn:de:0183-15ebm0217

Published: March 3, 2015

© 2015 Mühlig et al.
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Hintergrund: Aufgrund der wachsenden Bedeutsamkeit von Konzepten zur Patientenorientierung und -partizipation in der Gesundheitsversorgung gewinnt die Bestimmung subjektiver Therapiezielpräferenzen unterschiedlicher Akteure (Patienten, Behandler, Angehörige) zunehmend an Forschungsinteresse. Zielstellung: BMBF gefördertes Projekt zur Bestimmung der 1) wichtigsten Zieldimensionen in der Behandlung von bipolaren Störungen aus Patienten-, Angehörigen- und Behandlersicht, 2) der Kongruenz zwischen präferierten Zieldimensionen über alle Akteure.

Methode: Mehrstufige Onlinebefragung von Patienten, Angehörigen und Experten nach der Bedeutsamkeit einzelner Therapieziele anhand eines fundierten Katalogs expertendefinierter und patientenrelevanter Therapieziele (9 Zieldimensionen).

Ergebnisse: Patienten (N=333) und Behandler (N=24) schätzten grundlegende Therapiezieldimensionen der Behandlung bipolarer Störungen ähnlich wichtig ein (Symptomreduktion, affektive Episoden, Funktionsfähigkeit, Pharmakotherapie, Partizipation, Eigenverantwortung, Umgang mit der Erkrankung). Divergenzen bestanden in der Wichtigkeit bestimmter Einzeltherapieziele (hinsichtlich Substanzgebrauch, impulsivem Verhalten, Medikamentenfreiheit in beschwerdefreien Intervallen, Zwangsmaßnahmen) sowie bezogen auf grundlegende Therapieaspekte zur Minderung von Risikoverhaltensweisen. Angehörige (N=47) sahen in Medikation, Therapiepartizipation und erhöhter sozialer Teilhabe von Betroffenen bedeutsame Therapieziele.

Schlussfolgerung: Die Ergebnisse dienen zukünftig der Entwicklung eines empirisch gestützten Gewichtungsverfahrens zur Beurteilung medizinischer/psychotherapeutischer Interventionen unter systematischem Einbezug patientenrelevanter Endpunkte. Durch das Wissen um Interessen, Bedürfnisse und Vorstellungen unterschiedlicher Akteure im Rahmen der Behandlung bipolarer Störungen können Prozesse des shared decision making optimiert, Zielkonflikte im Rahmen des Behandlungsplans verringert und die Compliance der Patienten gesteigert werden.