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Entscheiden trotz Unsicherheit: 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin

Deutsches Netzwerk Evidenzbasierte Medizin e. V.

15.03. - 16.03.2013, Berlin

Vorgeburtliche und präimplantative Diagnostik: stößt hier die Evidenzbasierte Medizin an ihre Grenzen?

Meeting Abstract

  • corresponding author presenting/speaker Tanja Krones - Unispital Zürich, Zürich, Schweiz
  • Monika Mund - Kassenärztliche Bundesvereinigung
  • author presenting/speaker Olaf Weingart - MDK Nordrhein, Köln, Deutschland
  • author presenting/speaker Fülop Scheibler - IQWIG, Köln, Deutschland
  • author presenting/speaker Harald Schmidt - Center for Health Incentives and Behavioral Economics Perelman School of Medicine, Pennsylvania, Vereinigte Staaten

Entscheiden trotz Unsicherheit. 14. Jahrestagung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierte Medizin. Berlin, 15.-16.03.2013. Düsseldorf: German Medical Science GMS Publishing House; 2013. Doc13ebmD3

doi: 10.3205/13ebm029, urn:nbn:de:0183-13ebm0293

Published: March 11, 2013

© 2013 Krones et al.
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Outline

Text

Zielsetzung: Die vorgeburtliche Diagnostik (PND) und deren aktuelle, rechtlich auch in Deutschland mittlerweile mögliche Erweiterung auf die präimplantative Diagnostik (PID) in besonderen Einzelfällen wirft aus Sicht der EbM verschiedenste Grundsatzfragen auf. Das Konzept der Unsicherheit ist dabei einschlägig bezüglich der empirischen Evidenz wie auch der ethischen Rechtfertigung der Nutzung von PND und PID.

1.
Evidenz und Sicherheit: Wie steht es um die diagnostische Güte verschiedener Screeningmethoden der PND und PID? In welchem Zusammenhang stehen diagnostische Güte und patientenrelevanter Nutzen? Welche Studiendesigns sollten für die Validierung von Diagnose- und Screeningverfahren verwendet werden, wo liegen die Verzerrungspotenziale?
2.
Wie lässt sich ein Nutzen bei der PND definieren? Um welchen Nutzen geht es hierbei? Einen Nutzen für das zukünftige Kind? Das Paar? Die Schwangere? Wenn das Ziel ist, eine Schwangerschaft abzubrechen- kann, und wenn ja wie- ein Nutzen definiert werden?
3.
Es geht bei PND und PID nicht nur um Nutzen sondern auch um verschiedene Rechte: der Schwangeren, des Paares und des Kindes. Wie sind diese Rechte ethisch motiviert, wie werden sie im Rahmen der EbM, der Sozialversicherungen, des Grund- und Strafrechts verstanden? Wie bilden sich diese Rechte in der „Logik des Nutzens“ ab?
4.
Welche Studien und welche Technikfolgenabschätzungen sind relevant für die Gesamtbeurteilung von PND und PID?
5.
Was bedeuten diese Erwägungen für eine adäquate Aufklärung und Entscheidungsfindung für die individuelle Schwangere/das individuelle Paar wie auch die Entscheidungen auf gesellschaftlicher und politischer Ebene?

.

Methoden: Nach Impulsreferaten wird mit den Teilnehmern eine offene Diskussion geführt welche primär der Generierung von Fragestellungen dient. Die Fragen der Evidenz und Ethik sollen in einem nachfolgenden schriftlichen Beitrag zusammengestellt werden.

Impulsreferate :

  • Wie sollte die vorgeburtliche (und präimplantative) Diagnostik validiert werden? Welche Effekte haben Erweiterungen des vorhandenen Angebots auf die Versorgung? (Scheibler)
  • Im Markt angekommen, aber keine Erstattung durch die Kasse? Sozialmedizinische und sozialrechtliche Probleme (Weingart)
  • Von Zielen, Nutzen und Rechten: Ethische Erwägungen zur Pränatal- und Präimplantationsdiagnostik (Krones/Schmidt)

Literatur

1.
Schmidt H. Whose dignity? Resolving ambiguities in the scope of “human dignity” in the Universal Declaration on Bioethics and Human Right. J Med Ethics. 2007 Oct; 33(10): 578–584.
2.
Krones T. Aspekte der Präimplantationsdiagnostik. In: Bühl A, ed. Auf dem Weg zur biomächtigen Gesellschaft? Chancen und Risiken der Gentechnik. VS Verlag für Sozialwissenschaften; 2009. S.137-240.
3.
Landessozialgericht Nordrhein-Westfalen. Kein "Recht auf ein gesundes Kind" LSG NRW (L 5 KR 720/11 ER vom 16.2.2012
4.
Nationaler Ethikrat. Stellungnahme Genetische Diagnostik vor und während der Schwangerschaft; Nationaler Ethikrat. Berlin; 2005. Available from: http://www.ethikrat.org/dateien/pdf/Stellungnahme_Genetische-Diagnostik.pdf [Zugriff am 20.11.2012] External link