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Atropin-Augentropfen zur Hemmung der Myopieentwicklung: Welche kurzfristigen Veränderungen sind zu erwarten? (K)
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Published: | June 3, 2016 |
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Zielsetzung: Atropin-Augentropfen haben vor kurzem neues Interesse als potentielles Mittel gegen Myopieprogression bei Kindern geweckt. Es wurde festgestellt, dass selbst niedrige Dosen von 0,01% diese Progression hemmen können. So wird heute im asiatischen Raum bei einer Myopieprogression bei Schulkindern von –0,75 D pro Jahr eine niedrigdosierte, abendliche Augentropfentherapie mit Atropin (0,01%) empfohlen. Nach Beendigung der zwei Jahre andauernden Behandlung wurde kein Rebound-Effekt festgestellt, wie er bei höheren Dosen zu beobachten ist (Atom-Studie). Um ein besseres Verständnis zu gewinnen, haben wir die kurzfristigen optischen und biometrischen Effekte in den Augen Probanden nach Applikation von 0,01% und 0,005% Atropin-Augentropfen untersucht.
Methode: Bei je 13 Augen erfolgte abends die Applikation eines Tropfens 0.005%iger (linkes Auge) und 0.01%iger (rechtes Auge) Atropinlösung (BergApotheke, Tecklenburg, Deutschland). Am Tag vor der Atropin-Anwendung und zu unterschiedlichen Zeitpunkten am Folgetag wurde die Aberrometrie, die Achsenlänge, Linsendicke und Vorderkammertiefe mittels Zeiss IOL Master 700, die Pupillenweite unter photopischen und mesopischen Bedingungen und das dynamisches Pupillenspiel mittels Topcon Aladdin, sowie der Akkomodationsnahpunkt gemessen. Die erhaltenen Atropin-Datensätze wurden durch zweiseitige gepaarten T-Test’s miteinander verglichen.
Ergebnis: Auf die Achsenlänge, die Linsendicke und die Vorderkammertiefe hatte die Atropingabe keinen klinisch signifikanten Einfluss. Die Pupillenweite nahm bis zum Morgen, sowohl unter photopischen als auch unter mesopischen Bedingungen, um etwa 1 mm (0,005% Atropin; p≤0,003) bzw. 1,6 mm (0,01% Atropin; p≤0,002) zu. Der Akkommodationsnahpunkt verschob sich im gleichen Zeitraum im Mittel von 12,0 cm auf 13,1 cm (p=0,161) bzw. von 11,9 cm auf 15,7 cm (p=0,005).
Schlussfolgerung: Die funktionellen Veränderungen durch 0,005%ige und 0,01%ige Atropinlösung sind minimal. Im Durchschnitt ist eine leichte Pupillenerweiterung von ca. 1 mm zu erwarten. Sollte weiterhin eine Blendempfindlichkeit bestehen, empfehlen sich phototrope Brillengläser. Eine klinisch relevante Akkomodationshemmung ist eher ausgeschlossen. Die leichten Veränderungen durch niedrigdosierte Atropin-Augentropfen versprechen eine gute Compliance der Patienten.